Aso – ich habe ihn meinen Lieblingsort genannt

Naka, der noch sichtbar aktive Teil von Aso, des grösste aktive Vulkans.

Oft taucht die Frage auf. Was hat dir am besten gefallen in Japan. Wenn ich Takaoka sage, dann weiss niemand wovon ich spreche, bei Hamamatsu schauen mich die Leute entgeistert an, also habe ich mich auf Aso geeinigt. Aso heisst auch das Dorf. Das ist oft verwirrend in Japan. Ist es jetzt die Region, das Dorf, beides? Beim Fragen lässt sich das manchmal durch Ken (Präfektur) und Shi (Stadt) klarstellen. Nicht immer allerdings.

Blick runter ins Tal, das ein teil des Caldera ist, der mit rund 120 km den Berg in der Mitte umringt. Hier auch gut zu erkenne wo sich der Boden beim Erdbeben überall losgerissen hat.

Da gibt es Berge, das ist schon mal gut für den Anfang und das schönste Onsen mit Aussenbad, das ich getroffen habe. Schön insofern, dass ich meist alleine oder vielleicht zu zweit da draussen war und die Schlichtheit des Beckens unter halbfreiem Himmel geniessen konnte.

Das Panorama inklusive Nicos Fotobombe. Ein guter Massstab.

Aso liegt in Mitten eines riesigen Kraters. Es ist ein kleines Dorf, das nicht so viel mehr hat als ein paar sehr gute Restaurants, eine überragende Confiserie und zwei Hostels. Wir waren im Aso Base Backpackers. Die erste Nacht war komisch. Alles ruhig, obwohl einige Leute da waren. Der Besitzer auf japanische Weise freundlich, was selbst uns Schweizern leicht reserviert erscheinen mag und keiner sagte irgendetwas.

Der Aufgang zum unscheinbaren Tempel.

Die Nacht darauf war lustiger Weise komplett anders. Eine coole Runde von Leuten kam zusammen. Wir haben politisiert und gelacht und sehr viele Essenstipps ausgetauscht, sowie Sake degustiert.

Nach so einer Nacht war es natürlich nicht sehr einfach sich vor Sonnenaufgang aus dem Bett zu zwingen, aber es hat sich mehr als gelohnt.

Gleich neben dem Hostel. Der Vulkan ist an dem feinen Wölkchen zu erkennen. Die Japaner gehen trotzdem auf Nummer sicher, man darf sich dem Vulkan nicht nähern.

Ich rannte also am frühen Morgen noch vor dem Checkout den Berg hoch, den wir zwei Tage zuvor bei eher schlechtem Wetter und hereinbrechender Nacht hinunter gelaufen waren.

Sonnenaufgang hinter dem Tor zum Tempel/Schrein.

Fast noch schöner als die Hügel rundherum, fand ich allerdings die Wälder, wo immer wieder die Sonne durchs Dickicht drang und ganz bestimmte Stimmungen erstellte. Ich hatte Freude am beobachten und Aufsaugen, allerdings auch daran meine Kamera zu testen.

 

Die Feuchte des Morgens glitzert im Sonnenlicht.

Schliesslich und das ist wohl eine der grössten Herausforderungen, versuche ich hier immer wieder neue Fotos hochzuladen. Es soll euch ja nicht langweilig werden.

Der Wald Nur die Schlingpflanzen zeigen den Herbst.

Es war schön, aber ich musste langsam voran kommen, denn der Checkout Zeitpunkt rutschte unaufhaltsam näher. Also gewinne ich an Höhe. Treffe als ich an der Strasse ankomme den Australier nochmals, der uns mitunter einen der besten Essenstipps in Tokyo gegeben hat. Er hätte mich hinunter nehmen wollen, doch ich wollte nochmals den kleinen Kugelberg sehen. Und dann mein Kugelberg. Als ich ihn erspähe, ist es das Zeichen umzudrehen.

Zoom in die Ferne inklusive einer Stupa, welche die einzige bleiben sollte, die ich in Japan je gesehen habe. Gerne hätte ich sie aus der Nähe angeschaut. Aber ein letzter Funken Verstand und Zeitmanagement hielt mich davon ab.

Jetzt muss ich wirklich rennen. Aber es hat sich gelohnt. Zum Glück hält das nächste Auto, das an mir vorbei fährt und fragt mich, ob ich mitfahren möchte. ich muss zugeben, dass ich das in meiner Zeitplanung schon fast ein bisschen einkalkuliert hatte. Wobei ich dann doch viel zu früh zurück bin.

Der Kugelberg hinter der Biegung. Oder eher Kugelhügel. Oder offizieller Komezuka.

Posted in Deutsch | Leave a comment

Es brodelt unter der Oberfläche

Ein erwachsener, arbeitender Mensch hat sich zu kontrollieren, dem für die Gemeinschaft besten Ziel zu verschreiben und all seine Kraft dafür einzusetzen. Man sagt dem Chef (und ja in dem Kontext verwende ich absichtlich die männliche Form) nicht die Meinung, ausser man ist betrunken. Dann darf man alles sagen und machen. Aber betrunkene Japaner sind mir meist unangenehm, obwohl sie nicht gewalttätig sind, doch es brodelt etwas unter der Oberfläche.

Die Hells in Unzen.

Aber nicht nur bei den Menschen sondern auch in der Natur. So gibt es viele Vulkane und eben heisse Quellen. Ein Dort mit heissen Quellen haben wir besucht. Unzen Onsen. Es war herrlich. Wir haben uns ein feudales Hotel mit «extra» Essen genommen und uns überraschen lassen.

Das Essen war vorzüglich mit zwei Ausnahmen. Erstens mussten wir einer wunderschönen Muschel bei ihrem langsamen Todeskampf zuschauen, zweitens gab es Fondue für Nico. Wer Amelie Notomb gelesen hat, weiss dass dies ein Fäden ziehendes Etwas ohne Geschmack ist. Da ich zum Glück gesagt hatte, dass ich keine Milch vertrage, habe ich stattdessen die besten Tempura meiner Reise erhalten.

Die Unzen Hells am gleichen Ort nachts.

Ansonsten gibt es in Unzen die «Unzen Hells». Das ist ein Ort, wo Dampf aus dem Boden kommt, was gerade in der herbstlichen Landschaft ziemlich spektakulär wirkt.

Das Onsen unseres Hotels. Normalerweise darf man nicht fotografieren, aber da wir hier einen privaten “Pot” gemietet hatten, war das kein Problem. Mit Sicht auf den Vollmond übrigens.

Lustig ist, dass hinter den Fassaden, etwas abseits der Wege, welche die Touristen gehen sehr alte Gebäude stehen, die an Sowietblocks erinnern. Vielleicht wurden sie ebenso nach dem Krieg günstig aufgebaut? Sie sind aber oft in desolatem Zustand.

Beim Tourismus werden in Japan immer alle vier Saisons beworben. Schliesslich braucht man einen Grund wieder hierher zu kommen. Hier also Herbst vom Feinsten.

Erdbeben 2016

Von Unzen konnten wir sehr einfach mit Bus und Fähre nach Kumamoto gelangen. Da hätte es eigentlich ein wunderschönes Schloss gegeben, doch wurde es beim letzten Erdbeben stark beschädigt, dass es momentan komplett in Gerüste gehüllt ist, sprich unsichtbar. Dennoch, lieber ein paar Sehenswürdigkeiten nicht sehen, als so ein Erdbeben erleben zu müssen. Die Bilder haben mir zweifellos gereicht. Noch immer fahren viele Zuglinien nicht wieder. Zum Beispiel jene von Kumamoto nach Aso. Wir haben also einen Bus nach Aso genommen.

Und das Gipfelfoto mit einigen Japanerinnen, die wir da getroffen haben. Credits to Charlotte, einer sehr coolen Frau aus Malaysia, die ich später wieder treffen sollte.

Posted in Deutsch | Leave a comment

Das Fischerdorf Mogi beschrieben in Fotos

Der Reiher ist so eines der Zeichen von Japan. Darum wollte ich unbedingt einen Fotografieren. In Mogi hatte es auch viele Vögel.

Ein Bussard aber kein Reiher. Aber es gab genug zu fotografieren:

Und dann taucht er plötzlich auf der Reiher.

Und dann auch noch der Mond.

Was will man mehr. Vielleicht die Kombination?

Und das in Kombination mit der perfekten Mischung aus Ryokan und Hostel mit Seesicht und tollem Essen. (Spaghetti Frutti di Mare – aldente)

Wobei mein Lieblingsfoto ein anderes geworden ist und zwar das einer Spinne. Der Baum im Hintergrund erinnert an ein Japanisches Bild.

Posted in Deutsch | Leave a comment

Nagasakis Pech

Die Insel auf der Früher die Holländer und Chinesen und davor die Portugiesen Handel treiben durften. Der Rest von Japan war verschlossen.

Statt Hiroshima, haben wir Nagasaki besucht. Eine sehr interessante Stadt. Man sieht den Unterschied des ausländischen Einflusses noch heute deutlich, denn auf einer Insel hier direkt vor Nagasaki war lange Zeit der einzige Ort von dem aus erst die Portugiesen, bald aber nur noch die Holländer und Chinesen, Handel treiben durften. Noch heute ist dieses Flair erkennbar. Auch das Essen ist anders und vor allem die Häuser.

Und natürlich ist da die Bombe. Sie ist nicht präsent im Stadtbild, dennoch sind die Friedhöfe hier grösser. Viele chinesische und amerikanische Touristen verschlägt es hierher, sie machen Fotos vor der Statue und gehen weiter. Eine sehr alte Japanerin sitzt alleine am Rand. Sie sieht aus als hätte sie das alles erlebt und in der einen oder anderen Art und Weise überlebt. Es trifft mich unvorhergesehen und hart. Das Menschen dazu fähig sind so etwas zu tun. Das Verständnis fehlt mir schlicht und ergreifend. Vor allem in Nagasaki. Der Krieg war vorbei.

Sicht über Nagasaki. Die Bombe explodierte hinter dem Hügel rechts des Flusses (dadurch war wenigstens ein Teil der Stadt geschützt). 500 Meter über der grössten Kirche Japans.

Die Notizen aus meinem Tagebuch:

“Das war intensiv. Ich weiss nicht warum, Buchenwald damals war hart, aber Nagasaki war anders. In Buchenwald war es irgendwie andächtig, im Sinne von wir wollen das nicht wiederholen. Aber die chinesischen Touristengruppen hier lachen, nur in wenigen Gesichtern ist das zu erkennen, was zeigt, dass man so eine Tragödie nicht wiederholen möchte. Ich kann mir nicht helfen, die Tränen fliessen einfach in Anbetracht der Tatsache, dass Menschen solche Grausamkeiten verursachen können. Es geht nicht um Schuld, nicht um Gut oder Böse, sondern das grosse WARUM? Die Amerikaner hatten in Hiroshima schon ihre Überlegenheit demonstriert, die Waffe getestet, warum brauchte es eine zweite? Wir gehen weiter zum Hypozentrum. 500 m über diesem ist die Bombe explodiert “Fat man” nach “little boy”. Welch makaberer Name. Hier ist es ruhiger als bei der Friedensstatue. Die Reisegruppen scheinen nicht hierher zu kommen. Dann das Museum. Hier lerne ich dass Nagasaki gar nicht auf der Liste der drei ausgewählten ziele für “Fat man” stand. Kyoto hatte Glück. Nagasaki nur fast. Das Wetter schlecht, sodass Nagasaki zum Alternativziel wurde. Aber die Wolken waren auch da so dicht, dass sie fast zur Basis zurück gekehrt wären, dann aber sichtete sich die Wolkenschicht für einen kurzen Moment und die Bombe fiel am 9. August 1945 um 11:02 und tötete vor allem Alte, Frauen und Kinder.”

Fantastisches Essen.

 

Danach ging es nach Mogi. Ein Ort ca. 30 Minuten im Bus von Nagasaki. Und das nur weil am Wochenende (weil gerade ein Feiertag war) alle Hotels mit einigermassen vernünftigen Preisen ausgebucht waren. Und das war das grösste Glück für mich. Ein kleines, unscheinbares aber liebliches Fischerdorf. Mit einer Frau, die selber Kaffee röstet, einem wunderbaren Sento (öffentliches Bad) und wenigen aber sehr guten Restaurants, sowie einer herrlichen Bäckerei und viel zu entdecken.

Bei einem Tempel unterwegs gefunden.

 

Posted in Deutsch | Leave a comment

Moon viewing point

Der Mond hat eine wichtige Bedeutung in Japan. Es gibt spezielle Süssigkeiten, die zusammen mit japanischem Silbergras (das ich in Aso noch zu Haufen gesehen habe) dort hin gestellt werden, wo der Vollmond darauf scheinen kann und von dort kann man dann den Mond anschauen (diese Tradition heisst Tsukimi).

Ein lebendiges Bild an einer Hauswand unterwegs.

Nico hat auch gelesen, dass der japanische Schriftsteller Soseki Natsume «I love you» mit «The moon is blue tonight» ins Japanische übersetzt hat und eine weitere Recherche auf Quora hat ergeben, dass Japaner meinten, dass dies zwar nicht so verwendet wird, aber durchaus gut die japanische Kultur widerspiegelt, denn Liebe ist viel zu unfassbar, als dass es sich mit ein paar Worten ausdrücken liesse. Der Vorteil vom indirekten Weg ist, dass man die Aussage «The moon is blue tonight» sehr elegant mit «Yes, it’s beautiful because it’s far away.» ablehnen kann, falls nicht beide genau diesen Mond schön finden – wurde auf Quora vorgeschlagen.

Kumanokodo: Wald und versteckte religiöse Symbole.

Zusätzlich habe ich Tsugu – Satomis Mann – dazu befragt, ob er diesen Ausdruck mal verwendet hat. Er wurde ganz verlegen, meinte, dass er nie gesagt hat, dass er sie liebt, aber sie sind auf jeden Fall schon zusammen den Mond anschauen gegangen. Ich freue mich für sie.

Meine Beobachtung ist, dass Japaner selten etwas direkt beim Namen nennen. Das sieht man zum Beispiel oft in japanischen Filmen, die uns dann rätselhaft erscheinen. Sie verwenden auch selten ich oder du, man weiss einfach wovon man spricht. Sehr spannend zu sehen, aber nicht immer einfach zu interpretieren. Nicht nur für uns Westler.

Zwischen den Tori hindurch sind die Tori (die orangefarbenen Bögen) zu erspähen.

Von Otowa ging es auf einigen Umwegen – die letzten beiden Taifuns hatten an mehreren Orten Erdrutsche ausgelöst, welche die Schienen mitgerissen hatten – nach Kii-Tanabe. Der Start einer Pilgerroute, die allerdings fast ausschliesslich westliche Touristen auf sich nehmen. Davor machten wir aber noch einen kurzen Stop beim Inari Schrein in der Nähe von Kyoto. Oder präziser den 10’000 Tori.

Ist schon faszinierend man läuft und läuft und läuft immer durch diese Bögen und sieht zwischendurch auf Kyoto und Osaka runter. Und ja ich laufe wieder. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in Tokyo geht es nun wie am Schnürchen. Auch in Kii-Tanabe auf dem Kumanokodo Weg.

Zu beachten der «Holz»zaun ist wie alles andere, das auf diesem Weg wie Holz aussieht, aus Beton gegossen.

Dies ist der erste Eindruck den wir nach etwas mehr als einer Stunde von der Landschaft hatten. Wir haben hier gestoppt, haben von einem älteren Herr auf einem Motorrad zwei Kaffee aus der Dose erhalten und die Aussicht auf die Reisfelder und eine kleine Mühle beim Verzehr eines Reisballs genossen.

Einer dieser oft dschungelhaften Wälder fernab der Zivilisation, doch selbst hier in der Wildnis wird Wasserbau betrieben und zwar überall. Nicht nur Schwellen. Ein Sinnbild der japanischen Kontrolle der Natur und wiederum der Gegensätze, denn der Wald wird gar nicht kontrolliert.

Danach ging es durch Wälder und durch Wälder und durch noch mehr Wälder bis wir einen Moon viewing point ausgeschildert fanden, wenn wir bloss den beschwerlichen Weg aufwärts auf uns nahmen. Natürlich taten wir das, denn wir wollten mal wieder um uns schauen, doch wie sich einige Höhenmeter höher herausstelle, muss man von einem Moonviewing point nicht die Landschaft herum sehen, sondern nur einen kleinen Teil des Himmels.

Der Moon Viewing Point.

Also stapften wir weiter bis wir den Bus wieder fanden, der uns zu einem der ältesten Onsens in der Gegend fahren sollte. Leider war auch diese beim Taifun so sehr beschädigt worden, dass es vorübergehend geschlossen war. Wir führten unseren Weg also im Bus bis zum Meer hin fort. Dort fanden wir per Zufall am Hafen ein Fussbad. Es war wunderbar warm, stank nach Schwefel und war nach einem Tag wandern genau das Richtige. Später fanden wir heraus, dass es diese Fussbäder eigentlich überall gibt, wo es heisse Quellen hat.

Aussicht beim Fussbad inklusive sich heranschleichender Vollmond.

 

Posted in Deutsch | Leave a comment

Otowa

Einmal mehr war mir das Glück hold. Wir konnten im kleinen Dorf Otowa in einem geschichtsträchtigen Haus, das 1650 erbaut wurde und seither immer belebt war, übernachten. Besonders war, dass Rebecca da war. Sie ist die Autorin des Buchs “At home in Japan”. Sie ist mit einem Japaner verheiratet und hat Jahrzehnte lang Japan als “geishin” (Ausländerin) erlebt, entdeckt und erfahren. Sie hat uns Einblicke in Japan gegeben, die wir sonst nie erhalten hätten.

The house of Rebecca.

Es muss schwer gewesen sein mit ihrer Schwiegermutter, die sich geweigert hat auch nur eine Minute auf die Kinder aufzupassen, wenn Rebecca zum eigenen “Vergnügen” – z.B. um Freundinnen zu treffen – das Haus verlassen wollte. Eine Frau hat zu Hause zu bleiben. Und da sind wir wieder beim Thema. Japan ist das Land der Gegensätze. Einerseits unglaublich modern, andererseits sehr konservativ. Was nicht nur negativ ist, so werden die Nudeln in vielen Restaurant noch immer traditionell von Hand hergestellt. Dadurch ist alles frisch und köstlich. Andererseits ist es wohl sehr schwierig sich in so eine Gesellschaft einzufügen. Rebecca scheint dennoch ihren Ort gefunden zu haben. Eine spannende Frau und ein spannendes Leben. Hier ein paar Detail vom Haus und der Tempel der Familie in der Mitte.

Interessant ist, dass in Japan viele Familien ihren eigenen Tempel haben und sich darum kümmern müssen. Dies ist gar nicht so einfach, denn wie ihr seht ist der Garten wie immer heraus geputzt. Wobei eine Familie natürlich auch nicht nur der enge Familienkreis ist, wie wir ihn oft kennen, sondern es sind alle Nachfahren der Otowas. Ja, die Familie hatte den Namen des Orts angenommen an dem sie sich nieder gelassen hatten. Und noch ein anderes interessantes Detail. Die Schwiegermutter kam aus einer Familie, die “nur” Mädchen hatte. Darum nahm der Mann, den die älteste Tochter heiratete den Namen seiner Frau an. Denn das Haus ist der wichtige Part und um das Haus zu übernehmen, musste er den Namen annehmen.

Ein anderer Tempel oder Schrein – ich weiss nie was es jetzt genau ist – in Otowa, den wir auf unserer Erkundungstour entdeckt haben.

Ein weiteres spannendes Detail ist, dass viele Familien ihr eigenes Reisfeld haben, aber wenige es noch selber bewirtschaften. Also vergeben sie es an einen Bauern zum Bewirtschaften, denn in Japan scheint es undenkbar fruchtbares Land ungenutzt zu lassen. Denn dieses gibt es nur in den Ebenen. In den Steilhängen ist Wald. Diesen urtümlich zu lassen macht in Anbetracht der Naturkatastrophen, die Japan regelmässig heimsuchen mehr als Sinn. Sonst entstehen nur Erdrutsche. Aber da ist er wieder der Gegensatz. Einerseits bezwingen die Japaner die Natur wo immer es auch geht, andererseits, sind die Wälder vollkommen unberührt. Wahre Dschungel.

Und noch ein interessantes Detail: Das Durchschnittsalter der Bauern in der Gegend sei um die 70 (!) Jahre. Es droht also viel Wissen verloren zu gehen. Aber einer von Rebeccas Söhne möchte diesbezüglich etwas Neues aufziehen. Ich bin gespannt, was da heraus kommt.

Und hier noch ein paar weitere Eindrücke:

Posted in Deutsch, Europa | 2 Comments

Warum Hamamatsu?

Unsere nächste Station war Hamamatsu. Daher sah die Standardkonversation in Tokio folgendermassen aus:

“Where are you from?”

“Suisu.”

“Ah soooooooo.” – oder “Oh sugoi.” (ausgezeichnet)

“Where do you go next?”

“Hamamatsu.”

“Why?!” – long thinking “…ah unagi.”

Letztes Mal bin ich alleine durchs Unterholz auf diesen Hügel gekrakselt. Neu gibts einen Fotospot mit traditionellem Familienbild.

Unagi ist der Aal für den Hamamatsu sehr bekannt ist und der abgesehen davon wirklich ausgezeichnet ist. Und da Japaner wenn sie fern sehen oft irgendwelchen Menschen beim Essen zuschauen, ist Unagi natürlich überall bekannt und sicher auch wo man den besten isst. Aber wir waren nicht deswegen in Hamamatsu, sondern wegen Satomi und ihrer Familie. Diese sind übrigens auch der Grund, warum ich mich vor 13 Jahren in dieses Land verliebt habe. In dem Moment in welchem ich bei ihnen zu Hause war wusste ich es wieder. Einfach ehrlich, gute Menschen. Man kann sie nur gern haben. Vor allem Satomi und ihr Vater. Ich war angekommen. “Tadeimaa” – ich bin zu Hause. Auch im neuen Soba-Restaurant von Satomis Vater – inklusive Eigenanbau des Buchweizen und Rettich:

Und dennoch hat sich viel verändert. Satomi ist verheiratet und hat eine unendlich süsse Tochter. Sie arbeitet 80%, während ihr Mann morgens um halb acht das Haus verlässt und Abends um 22 Uhr nach Hause kommt. Satomis Mann spielt liebenswürdig mit dem Kind, kümmert sich, ist in der Küche aber zum Beispiel komplett verloren. Nico wäscht ab. Zuerst will Satomi das nicht annehmen, dann ist sie aber unglaublich froh. Sie wirkt abgespannt und überarbeitet und trotzdem hat sie dieses Schimmern in den Augen, diese eiserne Geduld, die sie immer hatte und die sicherlich von ihrer Mutter kommt. Ein Wunder, denn Satomi schmeisst neben den 80% Arbeit noch den ganzen Haushalt, kümmert sich um ihre Tochter, erledigt Rechnungen, während ihr Mann schon schläft. Sie isst abends um 18.30 Uhr mit ihrer Tochter, dann wartet sie bis ihr Mann nach Hause kommt, das Essen fertig. Wartet bis er gegessen hat. Wobei dieses Warten keinen Moment herumsitzen und ausruhen zu beinhalten scheint. Ihre Ferientage brauch sie, wenn ihre Tochter krank ist. Dabei ist ihr Chef unglaublich grosszügig. Ich denke sie hatte grosses Glück. Auf Fotos wirkt er zumindest ebenso liebenswürdig wie Satomi selbst. Trotzdem, der Besuch hat mir gezeigt, wie fest eingeprägt alte Rollenbilder in Japan noch sind. Überraschender Weise auch noch in der jungen Generation, obwohl Satomi und ihr Mann sehr fortschrittlich denkende Menschen sind.

Die rote Füchsin und ihre Bande.

Und hier noch ein paar Bilder vom Tempel der Füchse. Das ist wie Tag und Nacht im Vergleich zu Nikko. Ruhig und gemächlich, nur verfolgt von den Augen von tausenden von Fuchsstatuen. Ein wahres Erlebnis.

Und dann durfte ich auch noch selber versuchen Soba zu machen.

Posted in Deutsch | Leave a comment

Unser Ryokan in Tokyo

In einem Blog – da suche ich oft nach speziellen Reisetipps – habe ich ein unglaublich schönes Ryokan in Tokyo gefunden. Allerdings gab es nur eine Telefonnummer und eine Postadresse. Ich wusste ganz genau, dass ich da gar nicht erst versuchen muss anzurufen, denn bestimmt spricht niemand englisch. Also habe ich meine Verbindungen spielen lassen und Satomi hat für uns reserviert. Die Besitzerin war eine unglaublich freundliche, Japanerin mit einem zufriedenen Lächeln. Nach den Erfahrungen in Nikko mit den älteren Menschen, hat es mich kaum überrascht, dass sie obwohl sie die Treppe kaum hoch kommt, zweimal pro Tag Tee bringt, indem sie immer das Tablett immer zwei Stufen weiter nach oben stellt, hinterher klettert, wieder nach oben stellt. Sie sprich noch weniger Englisch, als ich Japanisch, aber das Haus ist wunderschön. Gut erhalten zwischen den Hochhäusern rund herum und sogar mit einem typischen japanischen Garten versehen. Im Winter kann es hier wohl bitter kalt werden hinter den hauchdünnen Wänden, aber schaut am besten selber.

Dazu waren wir auf dem Fischmarkt und wir hatten Glück, denn er war geschlossen. Normalerweise stören nämlich die Touristen ziemlich fest bei der Fischauktion, aber da er geschlossen war, konnten wir einfach an den leeren Hallen vorbei spazieren und uns umschauen. Sehr faszinierend sich das Treiben vorzustellen und dabei niemandem auf den Geist zu gehen.

Der Fischmarkt. Am Mittwoch manchmal geschlossen.

Das allerbeste war allerdings per Zufall eine abendliche Fahrt durch Tokio und zwar mit der Yurikamome. Das ist eine rein Computer gesteuerte Bahn, die im Küstenbereich von Tokio ihre Schleifen zieht. Schon alleine das wäre cool gewesen, denn die Aussicht ist sehr toll und es war nicht einmal so voll. Da aber nach Taifun Nummer 21, den wir am Wochenende miterlebt hatten, komplett klare Sicht herrschte, sahen wir Fuji-yama als Silhouette vor der untergehenden Sonne.

Mehr Wellen im Himmel als im Meer und Fuji zwischen den Häusern.

Abgesehen von diesem kurzen Lichtblick hatten wir aber sehr viel Regen. Dafür den Tempel in Asakusa fast für uns allein.

Posted in Deutsch | Leave a comment

Halte durch oder Nico in Nikko

Nico ist Nico und Nikko ist eine beliebte Touristenattraktion im Norden von Tokyo und obwohl wir uns des Risikos bewusst waren, was so eine Reise mit sich bringt, stürzten wir uns dennoch ins Abenteuer. Nach Nikko zu kommen war einfach, aber Nikko war einfach nur voll. Unheiliger könnte man eine Tempellandschaft höchstens in Indien erleben, denn obwohl die Japaner nie viel Lärm machen, so war die kritische Masse an Personen einfach überschritten.

Um die Mittagszeit, als es fast leer wurde und ein Test meiner Panoramafunktion, wobei das beängstigend nach Maschinengewehr tönt.

Dennoch der Tempel ist schön und der Höhepunkt war eindeutig der steile Weg zur Okuiya, der Grabstätte von Ieyasu, die etwas oberhalb der restlichen Tempelanlagen thront. Eigentlich nichts besonderes, aber dennoch so typisch für Japan. Alle, denen wir begegnen und die runter kommen sagen «gambateneeee», was so viel heisst wie «halte durch!» und genau so verhalten sich die Japaner. Zum Teil kriechen uralte Japanerinnen und Japaner fast auf allen Vieren da hoch. Ein Volk das nie aufzugeben scheint. Egal ob Taifun (wir haben schon zwei erlebt), Erdbeben, Tsunami oder Alter. «Gambatene», schau nach vorne und mache weiter.

Viel besser als der Tempel hat mir allerdings der Garten daneben gefallen. Hier sind langsam die ersten Herbstblätter zu erkennen, was in Japan ein Riesending ist und wir konnten komplette Ruhe geniessen.

Im Garten.

Japanische Gärten sind übrigens etwas sehr spezielles. Jeder Ast wird so gebogen, wie er sein sollte. Nichts ist dem Zufall überlassen. Jeder Baum steht genau dort, wo er stehen sollte, jeder Stein. Es wirkt fast unnatürlich, doch irgendwie auch faszinierend. Hauptsache auf jeden Fall viel Arbeit ist da rein geflossen.

Und nochmals ein paar Farben. Mal schauen, ob wir noch mehr sehen. Diese Ganzen Hügel, die dann knallrot werden und wo bekanntlich alles in der Nähe dann Monate vorher ausgebucht ist.

 

Posted in Deutsch | Leave a comment

Zurück ins Land der aufgehenden Sonne

13 Jahre* ist es her seit ich das letzte Mal in Japan war. Einiges hat sich verändert, anderes ist mir vertraut wie damals, als ich sechs Wochen hier war, auf meiner ersten weiten Reise alleine. Als ich mich förmlich in dieses Land verliebt hatte und nicht mehr zurückkehren wollte. Was sich aber wohl am meisten verändert hat, das bin ich selbst: Ich sehe inzwischen die Welt durch eine viel kritischere Brille und wage mehr zu probieren. Einerseits weil inzwischen tatsächlich an einigen Orten Dinge auf Englisch angeschrieben sind, andererseits weil ich ein bisschen Japanisch spreche und auch nicht mehr solche Angst davor habe etwas falsch zu machen. Auf diese Unterschiede und die Faszination Japan werde ich noch Stück für Stück eingehen, aber lasst mich ganz vorne beginnen.

Der erste Eindruck von Tokio. Eingekreiste Natur sozusagen.

Wir sind in Tokio angekommen und eigentlich wollte ich wie letztes Mal gleich wieder Reissaus nehmen, doch Nico hat mich dazu – nenne wir es überredet – zu bleiben und Tokio eine Chance zu geben und ich bin sehr froh darüber.

Das wäre wahrscheinlich nicht so gekommen ohne den Reiseführer “Tokyo insolite et secrète”. Da sind lauter vermeintlich unscheinbare Dinge und ihre Geschichten beschrieben. Wir haben also eine Architekturtour um Shibuya herum gemacht, sind im Wassermuseum gelandet (das übrigens gratis und sogar mit einem sehr guten Englischen Audioguide daher kommt) und haben ein Restaurant entdeckt, dass zwischen den alten Zugschienen in Akihabara liegt.

Darunter sind lauter Bogen der alten Bahnüberführung unter denen hippe Geschäfte sind. Es könnte fast das Viadukt in Zürich sein.

Viadukt?

* Damals hatte ich einen Blog, der “imlandderaufgehendensonne” hiess und den ich jetzt mit Bildern untermalt hierher gezügelt habe. Lustiger Weise begann die Reise in Japan auch mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang über Japan selber. Was mich wenigstens ein bisschen über die unvorstellbar schmerzhafte Landung hinweggetröstet hat, denn jetzt weiss ich warum man mit Erkältung nicht fliegen sollte.

Posted in Deutsch | Leave a comment