December Rain (angelehnt na November Rain, einem Lied das ich kürzlich am Guns’n Roses Konzert live gehört habe)

Mein Postdoc ist erfolgreich abgeschlossen und ich habe noch 90 Tage Zeit, um Japan ausserhalb von Tokyo zu erkunden, denn Tokyo ist nicht mein Platz. Ich war nie ein Grossstadtmensch und werde es wohl nie werden. Der Plan mit dem Velo von Kyoto nach Okinawa zu kommen. Der Weg? Ungewiss, immer der Nase nach. Eigentlich wollte ich von Kyoto nach Norden starten, aber das Wetter dirigierte mich in den Süden. Dadurch konnten Kiyo, der die erste Woche mitgekommen ist, und ich zwei Freunde von ihm Besuchen und einen Freund von mir in Shikoku.

Tor zu den Herbstfarben in Kyoto.

Alles ergab sich so. Die Sonne schien, der Weg nach Osaka war schön und wir fanden das spannendste Soba-Restaurant in dem ich bisher war. Obwohl ich in Japan wirklich jedes Essen, das sich mir angeboten hat (ausser Walfleisch), probiert habe, gibt es noch immer so unglaublich viel zu entdecken. So gab es hier eine gallertartige Masse in einer interessanten Sauce. Es schien alles sehr traditionell, aber unglaublich auserlesen. Genau das ist das Schöne an Japan. Es gibt so unglaublich viel zu entdecken. Man muss nur die Augen offen halten und es fliegt auf einen zu. Selbst nach zweieinhalb Jahren hier.

Der Herbst ist schon ziemlich weit fortgeschritten als wir in Kyoto ankommen.

Leider hatte Kiyo einen eher engen Zeitplan und ich wollte seine Etappe mit Shimanamikaido abschliessen. Sprich uns blieb nicht viel Zeit zu verweilen. Wir fuhren ziemlich schnell durch Shikoku durch. Der Tag über die Berge war hart. Es war kalt, regnete und wurde Nacht. Ein Rennen gegen die Zeit, denn wir hatten zum Abendessen abgemacht und wollten es unbedingt schaffen, bevor das Restaurant schloss. Und wir schafften es dank Kiyos Windschatten. Allerdings kam ich schon ziemlich an meine Grenze, wenn ich versuchte mit ihm Schritt zu halten. Und ich bin wirklich nicht gerne der Bremsklotz. Aber obwohl ich verrückte Sachen mache, mag mein Körper halt doch einfach nicht mit einem gut trainierten Mann mithalten. Schon ein bisschen unfair, aber so ist es halt.

Dekorativer Ablauf für das Dachwasser. Ich musste gerade nachschlagen wie man “Dachhängel” auf Deutsch schreibt und musste dabei feststellen, dass dies ja eigentlich keine Rinne ist.

Aber das wars wert wir assen ausgezeichnet in Matsuyama und ich durfte an die Uni gehen und dort erklärten mir die Studierenden des Professors den wir besuchten ihre Projekte. Es ging um die frühe Detektion von Krankheiten wie zum Beispiel Krebs. Sehr spannend. Für die Studierenden war es wohl der erste Besuch einer englischsprachigen Person und sie hatten ihre liebe Mühe damit mir ihr Thema auf Englisch zu vermitteln und für mich war es fachfremd, sprich auch nicht einfacher. Zum Glück waren die Projekte der Studierenden thematisch sehr verwand, sodass ich am Ende des Tages viel verstanden hatte. Es machte einfach Spass in Forschung rein zu schauen, die absolut nichts mit meiner zu tun hatte und wo ich auch keinen Druck verspürte irgendetwas verstehen zu müssen und dennoch kam die Begeisterung dafür schnell auf. Kiyo arbeitete indessen den ganzen Tag.

Das Schloss in Matsuyama, eines meiner Lieblingsschlösser in Japan. Eine gute Sicht auf Stadt und Berge, weitläufig und dennoch nicht überlaufen.

Am nächsten Tag kam der krönende Abschluss oder Anfang könnte man sagen. Shimanamikaido. Eine ca. 70 km lange Fahrradstrecke auf der man von Shikoku nach Honshu gelangt. Und zwar hüpft man über ziemlich viele Brücken von Insel zu Insel. Das klingt erstmals flach, allerdings sind diese Brücken sehr hoch. Zum Glück hatte mich Fabian gewarnt. Sonst hätte ich es wieder einmal auf die zu leichte Schulter genommen und Kiyo wohl seinen Bus zurück nach Tokyo verpasst.

Wo man halt einfach mal vorbei fährt. Keine Ahnung wie der Ort hiess. Aber er war sehr schön im Sonnenuntergang.

Diese Überfahrt war auf jeden Fall fantastisch und ich kann sie wirklich nur empfehlen. Obwohl es ziemlich hoch und runter geht, wurde beim Bau der Wege darauf geachtet, dass meist 3% Steigung nicht überschritten wird. Es wurden also Loops gebaut auf denen wir hochfahren konnten. Sehr japanisch, wenn sie es machen dann grad richtig. Dafür gibt es abgesehen davon jetzt nicht gerade einen Überschuss an Fahrradwegen über Japan verteilt. Velos können auch einfach in Onomichi gemietet werden. Onomichi ist insgesamt ein besuchenswerter Ort, viele kleine Läden und Restaurants, mehrere ansprechende Hostels, einfach ein angenehme Atmosphäre. Also wenn es euch mal nach Japan verschlägt und ihr ein bisschen Fahrradluft schnappen wollt, dann wäre dies (nachdem ich fast durch ganz Japan gefahren bin) meine Empfehlung. Gefolgt von der Fahrt um den Biwako (ko=See)

Die Windungen damit die Velos nicht zu steil hoch müssen.
“Meotoiwa” verheiratete Steine in Japan.
Ein Dorf wie aus dem Bilderbuch. Überall steigt Rauch hoch. Es ist als würde ich Japanische Poesie sehen auf dem ganzen Weg an diesem Abend.
Ankunft in Onomichi.
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