Japanische Höflichkeit

Ja, ich bin tatsächlich in einer kompletten Schreibblockade gelandet. Das ist seltsam, sonst war Schreiben immer meine Art Dinge zu verarbeiten, aber irgendwie schien es dieses Mal nicht das Richtige. Vielleicht weil ich selber nicht alles fassen konnte/kann, was in mir und um mich im Wandel ist. Gerade kommt aber draussen der Frühling und irgendwie scheint mir als erwache ich damit auch aus dem Winterschlaf in den ich mich nach dem Abschluss des PhDs versetzt hatte.

Chiba, spontanes zum Meer rennen und den Sonnenuntergang geniessen.

Nun aber zurück nach Japan. Ich habe ein schönes Detail beobachtet und möchte diese mit euch teilen, denn genau diese Details sagen sehr viel über die japanische Kultur, sind aber Details, die man meist nur erklärt bekommt wenn man länger in Japan ist oder das Glück hat mit Japanern zusammen zu wohnt (und das tu ich, wie es dazu gekommen ist werde ich später nachholen). Ein Ding war, dass ich einen Brief von der Krankenkasse hier in Japan bekommen habe mit einem Zettel auf Englisch. Wow, die Freude war gross. Das hätte ich als echt nicht erwartet. Freudig begann ich zu lesen und kurz zusammengefasst stand da «If you do not speak Japanese, please find help from someone who can.» Aber immerhin besser als die Karte, die ich von meiner Pensionskasse hier erhalten habe und erst für Werbung hielt und fast weggeworfen hätte. Seither versuche ich über all meine Post mit jemandem zu beraten. Auf jeden Fall half mir Namiko – meine Mitbewohnerin – die Dokumente auszufüllen, damit ich Geld zurückbekommen kann. Am Schluss nimmt sie das beigelegte Couvert mit der Adresse der Behörde und beginnt einen Teil durchzustreichen. Ich schaue entsetzt zu. Sie schreibt zwei neue Kanji hin.

Sicht in die andere Richtung des Sonnenuntergangs.

«Das ist besser.» Meint sie und ich schaue sie verständnislos an. «Haben die einen Fehler gemacht?» Namiko erklärt. Nein das ist höflicher. Nun verstehe ich. Die Behörde selber schreibt das Antwortcouvert in der unhöflichen Form an, da sie ja über sich selber schreiben. Da wäre die höfliche Form zu verwenden anmassend. Für sich selber und die eigene Familie verwendet man immer die unhöfliche (die in dem Fall nicht unhöflich, sondern einfach bescheiden ist). Allerdings sendet man das ja dann an die Behörde zurück. Sprich man muss es höflich machen. Dasselbe passiert anscheinend auch umgekerht. Zum Beispiel wenn man eine Hochzeitseinladung erhält, dann steht da «o namae». Das «o» ist die höfliche Anrede und «namae» ist Name. Anscheinend streit man da das «o» durch, bevor man die Antwort zurücksendet.

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2 Responses to Japanische Höflichkeit

  1. krene says:

    Andere Länder… Danke Mariane für diesen Post! Ich sende viele liebe Grüsse!

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