Moon viewing point

Der Mond hat eine wichtige Bedeutung in Japan. Es gibt spezielle Süssigkeiten, die zusammen mit japanischem Silbergras (das ich in Aso noch zu Haufen gesehen habe) dort hin gestellt werden, wo der Vollmond darauf scheinen kann und von dort kann man dann den Mond anschauen (diese Tradition heisst Tsukimi).

Ein lebendiges Bild an einer Hauswand unterwegs.

Nico hat auch gelesen, dass der japanische Schriftsteller Soseki Natsume «I love you» mit «The moon is blue tonight» ins Japanische übersetzt hat und eine weitere Recherche auf Quora hat ergeben, dass Japaner meinten, dass dies zwar nicht so verwendet wird, aber durchaus gut die japanische Kultur widerspiegelt, denn Liebe ist viel zu unfassbar, als dass es sich mit ein paar Worten ausdrücken liesse. Der Vorteil vom indirekten Weg ist, dass man die Aussage «The moon is blue tonight» sehr elegant mit «Yes, it’s beautiful because it’s far away.» ablehnen kann, falls nicht beide genau diesen Mond schön finden – wurde auf Quora vorgeschlagen.

Kumanokodo: Wald und versteckte religiöse Symbole.

Zusätzlich habe ich Tsugu – Satomis Mann – dazu befragt, ob er diesen Ausdruck mal verwendet hat. Er wurde ganz verlegen, meinte, dass er nie gesagt hat, dass er sie liebt, aber sie sind auf jeden Fall schon zusammen den Mond anschauen gegangen. Ich freue mich für sie.

Meine Beobachtung ist, dass Japaner selten etwas direkt beim Namen nennen. Das sieht man zum Beispiel oft in japanischen Filmen, die uns dann rätselhaft erscheinen. Sie verwenden auch selten ich oder du, man weiss einfach wovon man spricht. Sehr spannend zu sehen, aber nicht immer einfach zu interpretieren. Nicht nur für uns Westler.

Zwischen den Tori hindurch sind die Tori (die orangefarbenen Bögen) zu erspähen.

Von Otowa ging es auf einigen Umwegen – die letzten beiden Taifuns hatten an mehreren Orten Erdrutsche ausgelöst, welche die Schienen mitgerissen hatten – nach Kii-Tanabe. Der Start einer Pilgerroute, die allerdings fast ausschliesslich westliche Touristen auf sich nehmen. Davor machten wir aber noch einen kurzen Stop beim Inari Schrein in der Nähe von Kyoto. Oder präziser den 10’000 Tori.

Ist schon faszinierend man läuft und läuft und läuft immer durch diese Bögen und sieht zwischendurch auf Kyoto und Osaka runter. Und ja ich laufe wieder. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in Tokyo geht es nun wie am Schnürchen. Auch in Kii-Tanabe auf dem Kumanokodo Weg.

Zu beachten der «Holz»zaun ist wie alles andere, das auf diesem Weg wie Holz aussieht, aus Beton gegossen.

Dies ist der erste Eindruck den wir nach etwas mehr als einer Stunde von der Landschaft hatten. Wir haben hier gestoppt, haben von einem älteren Herr auf einem Motorrad zwei Kaffee aus der Dose erhalten und die Aussicht auf die Reisfelder und eine kleine Mühle beim Verzehr eines Reisballs genossen.

Einer dieser oft dschungelhaften Wälder fernab der Zivilisation, doch selbst hier in der Wildnis wird Wasserbau betrieben und zwar überall. Nicht nur Schwellen. Ein Sinnbild der japanischen Kontrolle der Natur und wiederum der Gegensätze, denn der Wald wird gar nicht kontrolliert.

Danach ging es durch Wälder und durch Wälder und durch noch mehr Wälder bis wir einen Moon viewing point ausgeschildert fanden, wenn wir bloss den beschwerlichen Weg aufwärts auf uns nahmen. Natürlich taten wir das, denn wir wollten mal wieder um uns schauen, doch wie sich einige Höhenmeter höher herausstelle, muss man von einem Moonviewing point nicht die Landschaft herum sehen, sondern nur einen kleinen Teil des Himmels.

Der Moon Viewing Point.

Also stapften wir weiter bis wir den Bus wieder fanden, der uns zu einem der ältesten Onsens in der Gegend fahren sollte. Leider war auch diese beim Taifun so sehr beschädigt worden, dass es vorübergehend geschlossen war. Wir führten unseren Weg also im Bus bis zum Meer hin fort. Dort fanden wir per Zufall am Hafen ein Fussbad. Es war wunderbar warm, stank nach Schwefel und war nach einem Tag wandern genau das Richtige. Später fanden wir heraus, dass es diese Fussbäder eigentlich überall gibt, wo es heisse Quellen hat.

Aussicht beim Fussbad inklusive sich heranschleichender Vollmond.

 

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