Mit Lateinischen Gedichten gegen Bären

Gegen Japan hatte Südkorea wirklich einen schweren Stand. Hier merkte ich was das wenige Japanisch, das ich kann für einen riesigen Unterschied machte. Die Menschen gehen anders auf einen zu. Von Südkorea wusste ich fast gar nichts. Die einzigen Informationen, die ich hatte, kamen vom einem ehemaligen Stabsangestellten des Präsidenten, den wir in Mogi im Hostel getroffen hatten und der die Schweiz vom WEF, das er jeweils als Teil der Delegation aus Südkorea besucht hatte, kannte.

Diese freundliche Gestalt begrüsste mich zusammen mit Superman und einigen anderen gleich nach der Ankunft mit der Fähre.

Aber eine Sache würde ich bald kennen lernen. Nämlich, dass man in Südkorea nicht alleine Essen geht. Denn eine Speise ist fast immer für mehrere Personen gedacht. So kam dann auch gleich beim ersten Abendessen die grosse Überraschung in Form einer sehr hohen Rechnung, da ich für zwei bezahlen musste. Wobei ich für 1.5 Personen Essen bekommen hatte. Das muss man ihnen lassen und sie hat auch versucht mir das zu erklären bevor ich das Essen erhalten habe. Ich hatte es bloss nicht verstanden weil es gegen meine innere Logik verstiess. Ich dachte sie würde mir sagen, dass sich vielleicht noch jemand zu mir an den Grill gesellen würde. Zum Glück war ich so hungrig, dass ich alles wegputzte und sie nichts wegwerfen musste.

Vielversprechende Eindrücke aus dem Zug. Das da unten ist eine reine Velostrasse, die dem Zug über eine sehr weite Strecke folgte.

Seis drum, ich weiss, dass ich in jedem Land irgendwann betrogen werde oder eben selber so einen Fehler mache und damit war das für Südkorea auch erledigt. Zumal das Essen war ausgezeichnet gewesen war. Und die scharfen Saucen separat, sodass ich sie umgehen konnte.

Urban Art House, yeah! Wirklich cooler Übernachtungsort wenn auch nicht gerade warm im Winter. Man könnte auch sagen bitterkalt. Aber das Bett ist beheizt.

Mit dem Zug ging es also von Busan nach Seoul, wo ich Charlotte – eine chinesische Malayin – wieder treffen würde und mit dem Urban Art House eine der coolsten Unterkünfte auf meiner Reise fand. Sie war Punk im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht besonders sauber, ich schlotterte überall ausser im Bett, aber Künstler gingen ein und aus und hinterliessen dazwischen ihre Spuren. Die anderen Hostelgäste, lebten hier. Ein Englischlehrer aus Kanada, ein Franzose, der im Hostel arbeitete und Jin, die mit mir das Zimmer teilt und mir die Gegend zeigt. Die Südkoreanerin studiert eigentlich an einem anderen Ort, ist aber für einen Monat in Seoul um zu malen. Und dann sind noch der Dekorateur der bekanntesten Brillenmarke in Südkorea und ein junger Südkoreaner, der gerade einen Job in Seoul erhalten hat und nun reich werden möchte.

In Südkorea scheint man Kitsch noch mehr zu mögen als in Japan. Die pinken Blumen auf dem Baum sind aus “wunderschönem” Plastik. Aber immerhin die Farben auf dem Foto echt.

Ja genau in dieser Gegend zwischen hippen Cafés, traditonell alten Essbuden und Industriegebiet fühle ich mich extrem wohl. Der Ort ist jetzt gerade wirklich am besten Punkt seiner Entwicklung und ich sauge alle Eindrücke in mich auf. Hier ein paar Beispiele.

Auf Anraten des Kanadiers hin mache ich noch einen kleinen Ausflug. In Gupabal hüpfe ich aus der Metro, finde aber den Bus nicht, der mich zur Befestigung Bukhansangseon bringen sollte. Es ist jedoch ein Weg ausgeschildert, der durch einen inzwischen blätterlosen Wald führt. Ein Fitnessweg sozusagen und er führt mich direkt nach Jinyan-gil.

In dem frisch gebauten Dorf findet man auch neuartige Dinge. Besonders die im Wind fliegenden Sonnenschirme haben mir gefallen.

Da ich nicht viel Zeit in Seoul hatte, wollte ich lieber auf den Bukhan Berg rennen, statt die hiesigen Tempel und Sehenswürdigkeiten anzuschauen und wo landete ich? In einem kleinen Dorf, das gerade im traditionellen Stil neu aufgebaut wurde. Ich konnte sogar noch dabei zusehen, welche Technik sie verwendeten, um die Balken in einander zu verstricken. Aber unendlich lange konnte ich nicht verweilen, denn es war schon 14 Uhr und wenn meine Berechnung richtig war, dann musste die Sonne um ca. 17 Uhr untergehen (Abschätzung basierend darauf, dass wir deutlich weiter westlich waren als ich zuvor in Japan, aber in der gleichen Zeitzone und die Sonne in Japan so um 16:30 unter gegangen war).

Bunte koreanische Tempel über die ich per Zufall gestolpert bin.

Nach kurzem Zögern gewann der Wille doch noch einen Berg zu bezwingen. Ich hatte 3 Stunden für hoch und runter das hiess, dass ich einfach um 16 Uhr umdrehen musste, egal wo ich mich befand. Ich nahm es also in Angriff, natürlich ohne Karte, alleine mit dem Eindruck, dass es nicht all zu weit sein konnte. Weit kam ich jedoch nicht, denn ich fand gleich den ersten koreanischen Tempel und wenn ich schon so darüber stolperte, dann wollte ich mir den schon auch kurz anschauen.

Der Tempel vom Beginn des Pfads.

Schön! Und bunt.

Der perfekte Weg zu beginn. Bald waren aber diese Treppen weg und es ging nur an einem Handlauf über die ziemlich schrägen und glatten Felsen. Aber eindrückliche Landschaft.

Nach einem kurzen Rundgang wagte ich es also. Ich verliess die Strasse durch eine Schranke mit einer Videokamera. Der Ranger Posten wahrscheinlich und stieg eine Treppe hoch. Gut zu laufen, denn sie war mit Streifen von alten Pneus rutschfest gemacht worden. Neben mir plätscherte ein halb gefrorener Bach. Ein telefonierender Mann kam mir entgegen. Damit wusste ich, dass dieser Weg auch wirklich nicht gesperrt war. Trotz irgendwelchen Warntafeln.

Ein Berg mit einer Fastkugelform und der Weg, der langsam kaum mehr als Weg auszumachen ist.

Die Treppe endete aber bald. Erst war noch ein Seil da, später kam ich in ein Gebiet wo es wohl einen Steinschlag gegeben haben musste, denn klettern war angesagt. Zudem hatte ich irgendwo eine Warnung vor Bären gesehen. Nico würde in so einer Situation Singen und ich bin mir sicher, wenn ich das tun würde kämen nicht nur Bären nicht mehr in meine Nähe. Dennoch entschied ich mich lieber lateinische Verse zu rezitieren.

Fast wie die Sächsische Schweiz.

Tu ne quaesieris, scire nefas, quem mihi, quem tibi finem di dederint, … (Frage nicht, denn zu wissen ist verboten, wann die Götter mir, dir das Ende vorgesehen haben) … carpe diem, quam minimum credula postero. (geniesse/pflücke den Tag und vertraue so wenig wie möglich auf den nächsten) – Daher kommt übrigens Carpe diem. Wobei das frei  nach Mariane übersetzt ist. Fürs ganze Gedicht und eine offiziellere Übersetzung siehe hier.

Blick fast vom Gipfel hinunter auf die andere Seite.

Beflügelt von den Worten des Gedichts und vom sich langsam aus der Luft kristallisierenden Schnee, sprintete ich weiter voran. Die Uhr tickte, das Ende war Absehbar aber der Weg nicht immer klar ersichtlich. Bald würde ich umdrehen müssen. Zudem hatte ich natürlich wieder nichts gegessen den ganzen Tag. Ich verdrückte also eine Notration Schokolade und erreichte 5 Minuten nachdem ich hätte umdrehen sollen den Pass, wo endlich auch der Weg auf die andere Seite angeschrieben war. 1.3 km den Berg runter.

Das Gipfelpanorama.

Ich konnte also noch die paar Meter zum Gipfel hoch gehen und die Aussicht geniessen. Und was für eine Aussicht. In der einen Richtung eine Art sächsische Schweiz und in der andere Seoul.

Es schneit und es gibt eine Höhle und einige Schläuche.

Das hatte sich wirklich gelohnt. Ich genoss es noch einen Moment, dann machte ich mich an den Abstieg und erreichte schon um 16.30 Uhr wieder Zivilisation in Form eines weiteren Tempels. Hier würde man auch übernachten können. Wäre eine gute Option gewesen, wenn ich das gewusst hätte.

Das wohlverdiente Essen zusammen mit Charlottes Freund und der milchigen Flüssigkeit, die allerdings keine Milch sondern ein sehr leckerer Alkohol ist. Mit 5% auch ziemlich leicht verträglich. Da lerne ich auch, dass man sich beim Trinken von älteren Personen abwenden sollte und das sozusagen verdeckt tut.

Und danach gings mit Charlotte und ihrem Freund zu einem absolut köstlichen Essen. Doch trotz Bärenhunger von meiner Seite schafften wir die Portion zu dritt nicht komplett. Man stelle sich bloss vor ich wäre alleine gewesen, denn eine kleinere Einheit war nicht bestellbar.

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Kochkurs in Kyoto

Fünf der sieben Speisen sind schon auf dem Tisch.

Ich Glückspilz wurde von Hide (einem sehr coolen Professor, der eine Zeit lang an der Eawag war) noch nach Kyoto eingeladen. Seine Frau liebt es zu kochen und das merkt man. Ich konnte es kaum fassen. Fünf Rezepte (von sieben) gelernt an einem Abend, eine lockere Stimmung mit den drei neugierigen Kindern, die herumpfurrten. Was will man mehr. Also falls sich mal jemand an einem Kochabend beteiligen möchte: jeder Zeit.

Modeschau in Kyoto. Inklusive Männermode. Lustiger Weise von einem Geishin präsentiert. Auch spannend: Die Frauen haben gelacht während er bitter ernst war.

Alles sehr spannend, aber nichts konnte meine Stimmung nachhaltig aufhellen. Ich war dabei Japan für die nächsten x Jahre (man beachte die einstellige Zahl) zu verlassen und das schlägt mir aufs Gemüt.

Die erste Nacht in Fukuoka. Da war ich mit ein paar Amerikanern unterwegs. Gab interessante Diskussionen.Aber wir hatten nicht denselben Restaurantgeschmack.

Fukoka, meine nächste und letzte Station, dort wo ich die Fähre nehmen werde, zieht wie im Film an mir vorüber. Da war Mari eine Japanerin aus Okinawa, die ebenfalls im Minato (=Hafen) Hostel unterkam und zwar für ein Konzert ihrer Lieblingsband aus Südkorea, ein richtiger Lichtblick. Sie kam spontan mit mir ins wunderschöne Onsen, das gleich am Hafen liegt. Von 23 Uhr bis Mitternacht, denn am Nachmittag hatte es so viele Menschen, dass ich gleich auf dem Absatz kehrt gemacht hatte.

Panorama in Hafennähe. Alles Strassen.

Aber nichts konnte die Abfahrt meiner Fähre nach Busan weiter aufhalten. Ich versuchte es mit schönen, köstlichen japanischen Süssigkeiten, einem allerletzten Mal Sushi und einer spontanen Jamsession in einer Musikbar. Jazz vom Feinsten frisch improvisiert. Alle fragen sich wie ich dorthin gefunden habe. Ich hatte das Licht gesehen im zweiten Stock und es sah cool aus. Das wars und für diese eine Stunde war ich absolut glücklich am Zuhören und ein Bier geniessen.

Entdeckt beim herum streunen.

Und dann noch ein Weihnachtsvorgeschmack.

Am Teich. Fukuoka ist sehr schön.

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Zwei Grad in Moskau

Um ca. drei Uhr morgens stapfte ich voll bepackt zum Bahnhof in Irkutsk und legte den zweiten Teil meiner Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn zurück. Er war richtig schön ereignislos.* Ich hatte einfach eine gemütliche Zeit, hin und wieder bekam ich neue Mitfahrerinnen, manchmal wurde ich in die Diskussion integriert, manchmal nicht. Die Landschaft zog gemächlich vorbei, ich stieg öfters aus, spielte auf meinem E-reader Schach, weil es einfach irgendwie nach Russland passte und las die Doktorarbeit meines Betreuers durch. Wann hat man sonst schon Zeit für so etwas? Daneben vergass ich irgendwie ein bisschen das Essen. Jetzt, wo mich Sveta nicht mitschleppte und schlief einfach**.

Das Wetter wurde grauer und wärmer. Bis ich Moskau erreichte, wo Lana auf mich warten wollte. Natürlich hatte ich ihre Nummer nicht. Und Lana war nicht da. Und Lana kam auch nicht. Wo also warten? Wir hatten keinen genaue Treffpunkt ausgemacht und ich kam durch diese Ein-Weg-Tür nicht mehr zu den Gleisen. Gut gemacht Mariane! Hungrig von drei Tagen Unterernährung, also auch nicht gerade mit Geduld gesegnet begann leichte Panik in mir aufzukeimen, obwohl ich Lana genug kenne, um zu wissen, dass sie irgendwann auftauchen würde, aber vielleicht hatten wir uns missverstanden.

Irgendwann rief ich verzweifelt Nico an und siehe da in dem Moment sehe ich einen blauen Schopf auftauchen und in den Menschenmassen verschwinden. Das konnte nur Lana sein. Ich wollte hinterher hechten, doch da war noch dieser Wachmann, der sich nicht dazu bewegen liess mich durch zu lassen. Ich winkte also und rief und nachdem ich genug rumgehampelt war, sah sie mich dann auch. Das wäre ja noch lustig gewesen, wenn ich sie zwar vorbeihuschen, aber nicht hätte treffen können.

Lana, die Künstlerin, die ich 2011 in Georgien getroffen hatte und die wieder zu sehen ich mich schon ewig gefreut hatte, wohnt in einem Vorort von Moskau und hatte sich gerade die Haare blau gefärbt. Es passt perfekt zu meinem Bild von ihr und obwohl sich Moskau bei besagten zwei Grad im Tau-modus befand und dabei sehr grau wirkte, machten wir nachdem ich endlich etwas gegessen hatte, einen spannenden Spaziergang an allen möglichen Kunstwerken vorbei bis zum Kreml.

Danach ging es nach Hause zu Lana, wo ich ihren Mann kennen lernte und mich einfach freute mal wieder zu kochen. Da ich gerne kochte und sie gerne assen (vor allem Salat), war das eine Win-Win-Situation. Daneben machten wir Spaziergänge über eisige Flächen rund um das kleine Dort in dem Lana lebt. Sie zeigte mir die Bachwindung, wo sie geheiratet hatten und die Schaukel, die sie installiert hatten dafür. Sie war das einzige, was die Leute stehen gelassen hatten, denn sie baumelt direkt über dem Bach und ist dadurch gar nicht so einfach erreichbar. Die Brücken, die auch einfach jemand für die Gemeinschaft aufgebaut hat, wurden zum Glück stehen gelassen.

Wir besuchten den Markt und es war alles irgendwie erholsam. Dazwischen machte ich Ausflüge nach Moskau, während Lana arbeitete und ihr Mann sich leider verletzte. Danach habe ich Mimosa (die Grossmutter der Mädchen, die ich in Georgien getroffen hatte) endlich wieder gesehen und bin voll im Flow von Moskau aufgegangen. Danach kam plötzlich die Hiobsbotschaft, dass keine Ausländer durch Weissrussland fahren dürfen. Ich hatte aber mein Ticket schon. Aber da ich kurz zuvor einem Reisenden einen langen Vortrag gehalten, dass man nie glauben sollte, was im Internet steht über Einreisen, konnte ich keinen Rückzieher machen. So getan und gewonnen.

* Nur einmal wurde es brenzlig.

Mitreisende: “Da ist ein Fehler auf deiner Karte. Krim ist nicht darauf.”

Ich: “Aber das ist doch eine Karte zur Transsibirischen Eisenbahn. Da gehört das doch nicht mit drauf.” – phu…

Mitreisende – ziemlich emotional: “Ja, endlich ist es bei uns zurück. Krim gehört uns.”

Ich: Dezentes Schweigen. Ich kenne die Sachlage nicht ausreichend und um nachzufragen und zu diskutieren ist ihr Englisch dann doch nicht gut genug. Aber sie hat Familie dort. Sprich das hat eben auch eine Vorgeschichte.

** Wobei ich mir eine Trachitis und vielleicht sogar eine Lungenentzündung zugezogen hatte beim Herumlaufen in Irkutsk. Das entging allerdings meiner Beobachtungsgabe.

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«Vielleicht sehen wir uns nie mehr»

Satomi, Aki und ich haben denselben Jahrgang. Satomi hatte ich seit 10 Jahren nicht mehr gesehen, Aki seit 13 Jahren. Schon spannend wie wir uns vollkommen in andere Richtungen entwickelt haben. Aki ist Consultant und selbstständig, trägt einen Ring von Dior oder irgend so etwas und hat zum Glück wieder eine gesunde Menge Fleisch auf den Knochen. Da sie mich «leider» nicht bei sich zu Hause unterbringen kann, gehe ich ins Yume (=Traum) Nomad Hostel und schleppe sie dorthin mit. Es ist unglaublich sympathisch was für ein schlechtes Gewissen sie deswegen hat. Und ich muss sagen alleine dafür habe ich sie wieder ins Herz geschlossen, obwohl uns Welten trennen. Aber in Japan ist es wirklich gar nicht üblich jemanden mit nach Hause zu nehmen. So hat auch Kai mich nicht eingeladen und ich wollte mich auf keinen Fall aufdrängen. Umso bemerkenswerter, dass Satomi uns gleich eingeladen hat. Das erklärt aber auch, warum ich immer noch die genau gleiche Verbundenheit mit ihr verspüre, als hätten wir uns gestern eben getroffen.

Aki in meinem Hostel zu Gast. Hier ohne Make-up. Aber wenn man gewisse Geschäftskunden trifft ist das anscheinend unhöflich. Am nächsten Tag war sie wieder hellhäutig.

Aki und ich sitzen draussen im kalten Wind und trinken Bier. Das gemeinsame Frösteln verbindet. Auf jeden Fall freue ich mich Aki wieder zu sehen und wir machen für den nächsten Tag nochmals ab. Danach nehme ich aber planmässig den Zug nach Hamamatsu zurück zu Satomi. Denn als ich darüber geschrieben habe, dass ich Japan so liebe weil Satomi und ihre Familie einfach so umwerfend sind, da habe ich auch beschlossen, dass ich in der Zeit, die mir in Japan bleibt, nicht Sehenswürdigkeiten nachjagen, sondern möglichst viel Zeit mit Satomi verbringen werde.

Mit Satomis Familie.

Dies beinhaltet, dass ich tagsüber irgendetwas mache – z.B. Einkaufen und Kochen und Abends haben wir dann etwas Zeit zusammen. Ich wasche ab, hänge Wäsche auf und spiele mit Yuna. So werde ich in kürzester Zeit ein Teil der Familie. Satomis Mann meinte auch eines Abends, als wir noch alleine da sassen, dass Satomi sehr glücklich ist seit ich da bin. Das hat mich natürlich sehr gefreut, denn ich war es auch. Noch mehr hat mich aber gefreut, dass er solche Sachen beobachtet und die auch ausspricht. Es hat meinen sehr guten Eindruck nur bestätigt.

Der kurze Blick aus dem Zug in Nagoya – ich habe mal wieder keinen Anschlusszug gehabt auf dem weg nach Takayama.

Wir verbrachten also zusammen eine unbeschwerte Zeit. Ich machte noch einen kleinen Ausflug nach Takayama, das ich mir so als kleines Bergdörfchen vorgestellt habe. Allerdings war es eher das Mekka für Hida-beef. Das ist anscheinend noch besser als das Kobe-beef. Ich habe mir für rund 5 Franken ein Minispiesschen gegönnt, war überzeugt, dass die Sauce sehr würzig und ausgezeichnet war und mir gesagt, dass ich in Zukunft die Touristenattraktionen wirklich auslasse. Trotzdem war es schön, denn es schneite als ich ankam.

Noch die letzten Herbstblätter in Takayama und die alten Kanäle.

Zurück in Hamamatsu galt es langsam Abschied zu nehmen. Und mit einem Schlag wurde mir bewusst. Wenn ich wieder dreizehn Jahre warte, dann werde ich Satomis Eltern vielleicht nicht wieder sehen und eine tiefe Traurigkeit erfasste mich, die noch eine Weile nicht nachlassen sollte. Und das obwohl Satomis Vater an dem Abend sehr betrunken war und mich zum Abschied überaus emotional und nicht gerade sanft gedrückt hat. Ich liess ihn gewährend – bis Satomi und ihre Mutter mit retteten – und ich wieder Luft holen konnte.

Dieser Baum ist einer der ältesten und der letzte in Takayama, der die Blätter verliert. Ist das geschehen, kommt der Schnee ist die Legende und so wars.

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Die Stadt des Handwerks

Als ich in Takaoka ankomme, weiss ich schon das mir dieser Ort gefallen wird und das obwohl es im Regen eher trist wirkt. Aber die Stadt hat eine gute Grösse, um sie zu Fuss zu erkunden und es gibt einige Dinge zu sehen. Mit dem Daibutsu Ryokan hatte ich zudem einen Volltreffer gelandet. Leider weiss ich allerdings, dass ich nicht spontan noch eine Nacht länger bleiben kann, denn das Wochenende steht bevor und damit ist es ausgebucht.

Das absolut fantastische Essen im Ryokan. Alles frische Zutaten.

Seis drum ich geniesse das hervorragende Essen, das ich im Zimmer auf einem der traditionellen Tabletts serviert bekomme. Danach bin ich glücklich. Es wird allerdings noch besser, denn ich gehe ins Ofuro (Bad) und treffe dort Taeko. Wir sitzen beide in einem Bad und versuchen uns zu unterhalten. Sie spricht etwa so viel Englisch, wie ich Japanisch und fragt mich sobald sie herausgefunden hat, dass ich etwas Japanisch spreche:

“Was ist dein Lieblingswort auf Japanisch?”

Im Yukata nach dem Bad. Wunderbar erfrischt und aufgewärmt. Denn es ist sehr kalt, da ich mich weigere mit dem Airconditioner den Raum zu heizen.

Ich glaube falsch verstanden zu haben. Aber sie wiederholt es und wiederholt es. Also doch richtig verstanden. Mir fallen spontan zwei coole Worte ein Nozomi (ich mochte den Klang davon, wusste aber zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es Hoffnung heisst) und Hanabi (Feuerblume, was ein Feuerwerk ist).

Ein Pinsel mit Animefiguren darauf.

Übrigens interessant, denn Satomis Mann hat mich wenige Tage später das gleiche gefragt. Als ich die Frage allerdings erwidert habe, hatte er selber gar kein Lieblingswort. Nach einem Tag Bedenkzeit, hat er mir Shunkashuto genannt. Die vier Jahreszeiten. Ich habe also Satomi gefragt und sie meinte, dass es eine Sendung im Fernsehen gibt, wo sie Touristen Fragen was ihr Lieblingswort ist. Schon interessant, denn in meinen Augen zeigt es wie sehr doch das Fernsehen die Leute beeinflusst, oft ohne dass wir es merken.

Die Treppe und Eingangshalle des Kunstmuseums von Takaoka. Einmal mehr eine spannende Komposition.

Fast alle Japaner, die ich getroffen habe, lieben die Schweiz. Und da kommt Heidi, ein Anime, den die meisten als Kinder geschaut hatten. In Indien dasselbe mit den Bollywood Filmen, die in der Schweiz gedreht wurden. Ich würde sogar so weit gehen die Theorie aufzustellen, dass die Japaner nicht nur weil sie eine Insel sind und jahrelang keine Ausländer hinein gelassen hatten, immer noch so eine unabhängige Kultur haben, sondern weil sie ihre eigene Filmindustrie haben. Das wird mir bestätigt von der Tatsache, dass die junge Generation, die oft amerikanische Serien schaut, davon beeinflusst zu sein wirkt.

Eines von vielen Bildern, das von Schülern der Kunstschule hier gezeichnet wurde. Dieses hat mir allerdings besonders gefallen.

Lustiger Weise habe ich in Takaoka einen älteren Inder getroffen. Rajesh, ein Richter und Poet aus Kashmir. Er ist zum ersten Mal alleine unterwegs und es entsteht eine extrem spannende Diskussion während wir durch den Regen zum Kunstmuseum waten.

Es regnet Regen und Blätter von einem Ginkgobaum. Zeit zum Verweilen.

Er ist sehr liberal denkend, reflektiert, besonnen, bis ich ihn zum Kashmirkonflikt befrage. Von einer Sekunde auf die nächste ist er sehr emotional und er weiss es selber. “Ich werde schon emotional, obwohl niemand aus meiner Familie oder von meinen Freunden gestorben ist. Du kannst dir also vorstellen, wie es anderen geht.”

Vielleicht eines der alten Lagerhäuser?

Danach wandere ich alleine weiter. Er möchte noch einen Tempel anschauen und ich habe ehrlich gesagt schon genug davon gesehen.

Natürliche Zensur durch die Linse, die beschlagen ist.

 

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Das Verlangen alles auf dieser Welt gesehen zu haben

Im Bus inklusive Fernseher, der die anderen Jahreszeiten zeigt. Sprich was man sonst noch sehen könnte.

Die Alpine Route. Was ist das? Eine Tour bei der man in ca. 6 Stunden einmal die Japanischen Alpen überqueren kann und das mit ganz verschiedenen Transportmitteln. Man fährt dabei sogar mit einem Trolleybus durch einen Vulkan hindurch. Ehrlich gesagt ist sie aber für Menschen, die sich schöne Berge gewohnt sind, im Winter nicht so speziell, denn an fast allen Zwischenstationen wo man sonst kleine Rundgänge machen kann, ist der Weg versperrt. Und vom Schnee hebt sich der Rauch, der durch die vulkanischen Aktivitäten aufsteigt nur marginal ab.

Vulkanische Aktivitäten.

Es gibt dennoch einige sehr spannende Aspekte: Wie es organisiert ist, wie es vermarktet wird und die Technik der Transportmittel. In typisch japanischer Manier ist es natürlich nahezu perfekt organisiert. Man kann Fotos direkt aus dem Bus machen (und muss nicht mal aussteigen, kann aber auch nicht aussteigen) und sich in Schlangen vor den absolut pünktlich abfahrenden Bergbahnen einreihen, um zumindest in den Transportmitteln einen guten Platz zu ergattern. Dazu erhält man zu Beginn einen Fahrplan in die Hand gedrückt. Gruppen werden von Einzelpersonen separiert durchgeschleust.

Im Tunnel durch den Vulkan. Hier kreuzen wir gleich den anderen Bus. Zeit für Fotos.

Die Strasse ist trotz dem heftigen Schneefall der vergangenen Tage frei geräumt. Und natürlich spielt Shunkashuto eine zentrale Rolle. Das ist das Japanische Wort für die vier Jahreszeiten. Wir werden dem Wort später nochmals begegnen. Diese vier Jahreszeiten werden überall betont. Denn jeden Ort kann man viermal pro Jahr besuchen. Daher werden uns im Bus auch Videos vorgespielt wie die Gegend aussehen würde, wenn man sie zu den anderen vier Jahreszeiten besucht. Und siehe da, auch in mir entsteht der Wunsch nach mehr. Es funktioniert.

Das war das Fenster, wo ich meine Fotos heraus schiessen konnte.

Eigentlich gemein, denn statt einfach den Moment zu geniessen, schürt es das Verlangen auch die anderen Jahreszeiten zu sehen. Den Frühling mit den Kirschblüten und dem Tunnel durch den Schnee, den Sommer mit dem Meer aus blauen Blumen und natürlich die wunderschönen Herbstblätter. Es ist das, was ich immer öfters beobachte und daher zu bekämpfen versuche. Wir werden überflutet mit Bilder von anderen, fernen Orten und fernen Zeiten, die darauf abzielen uns zu zeigen, dass wir mehr davon wollen. Wie eine Rolex oder ein Pelzmantel für andere Menschen. Etwas womit man sich schmücken kann. Und genau hier kann ich einmal mehr beobachten, wie ich drohe dem auf den Leim zu gehen. Und ich zwinge mich das zu ignorieren und das hier und jetzt zu geniessen.

Und die Sicht durch das Fenster.

Und es ist faszinierend. Die Transportmittel sind alt. Die Tunnels sind sauber, erinnern allerdings nicht an glänzende Durchgänge. Wasser tropft und die Kabel sind sichtbar. Alles ist einfach gehalten und da ist ein faszinierender Staudamm. Sehr imposant. Allein dafür hat es sich gelohnt.

Wobei der schönste Teil für mich erst später kommt. Nämlich als ich von der Alpenroute wieder zurück bin und einen lokalen Zug nach Takaoka nehme. Ich kann das ländliche Leben beobachten. Es ist spannend. Scheint sehr simpel. Doch noch etwas fällt auf. Die ganze Ebene ist vernebelt. Die Menschen verbrennen überall Äste und Laub. Das geht nicht gegen den «common sense» genau wie, dass alles tausendfach verpackt wird. Oder viel zu viel Chlor im Trinkwasser landet.

Unten angekommen ein Baum in vollster Herbstblüte. Der perfekte Kontrast zum Schnee.

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Ganz alleine

Schaut euch bloss diese Farben und Linien an.

Über einen kurzen Stopp in Kyoto ging es zurück nach Tokyo. Damit waren Nicos Ferien auch schon gezählt. Wie schnell vier Wochen doch verfliegen können und wie man sich sehr daran gewöhnt zu zweit zu sein. Eine plötzliche Angst beschlich mich. Langsam gilt es Ernst, ich muss alleine weiter. In Japan ist ja das eine. Da verstehe ich die Sprache wenigstens ein bisschen. In Korea und Russland ist aber etwas anderes. Und vor Russland haben mich einige Leute gewarnt. Mir wird klamm zu Mute. Seit jeher hat mich das nicht davon abgehalten Dinge zu tun, aber wohl war mir nicht bei dem Gedanken mich alleine der Ungewissheit zu stürzen. Vorbei an Nordkorea, quer durch Russland. Noch nichts gebucht, nichts geplant.

Bahnhof in Kyoto.

Ich reservierte also zumindest die Fähre von Donghae nach Vladivostok, denn die fährt nur einmal pro Woche und konnte meinen nicht vorhandenen Plan dann doch gehörig durcheinander bringen und dann genoss ich die letzten Tage mit Nico:

Die Architektur in Kyoto mit dem Kyoto Tower. Welch schöne Farbe!

Noch die letzten Modelle der Shinkansen-Züge anschauen gehen, die wir bisher nicht gesehen hatten.

Zwei innige Shinkansenzüge. Die neuesten Exemplare von 2017.

Und dann noch einen Jonastag geniessen. Das heisst allen Empfehlungen von Jonas nachgehen. Sprich Kimiryokan und eine ganz kleine, fantastische Isakaia in Shimabukuro zum Essen aufsuchen. Wie Jonas dieses Lokal gefunden hat, das nicht einmal für Japaner als Lokal zu erkennen ist, da nicht angeschrieben, bleibt mir ein Rätsel. Auf jeden Fall liebt der Besitzer das Kochen und das merkt man auch. Wir probieren also alles was er uns vorsetzt.

Der Meister der Isakaia persönlich.

Dann noch ein letztes Mal ins Sento (öffentliches Bad). Das Wasser ist 42 Grad und ich bin krebsrot nachdem ich wieder auftauche. Eine kühle Dusche ist das einzige, was hilft. Dann nochmals rein, schnell wieder raus. Normaler Weise treffen wir uns nach einer Stunde wieder vor der Tür. Dieses Mal stehen wir beide nach 30 Minuten wieder da. Alle Muskeln sind entspannt, aber für ein längeres Verweilen ist es schlicht und ergreifend zu heiss. Jetzt verstehen wir auch die Rezensionen, welche die automatische Übersetzung eher kryptisch gestaltet hat. Ja selbst für Eingeborene sehr heiss.

Ein letztes Mal Sushi und ein kleiner Einkaufsbummel.

Lancierung einer neuen Jeanskette. Es ist eben erst fertig gestellt. Ich frage den Künstler, ob ich es fotografieren darf und er will mir gleich so viel Infos dazu geben, als wäre ich eine “Bloggerin”. Ich grinse innerlich. Denn Verkaufszahlen werde ich ihm keine bescheren.

Dann geht Nico zum Flughafen, ich buche mein nächstes Hotel für die Nacht in Takaoka (man will ja nicht noch mehr Unsicherheit, wenn man so plötzlich alleine unterwegs ist) und nehme am frühen Nachmittag einen Zug. Er bringt mich an Nagasaki vorbei. Wir flitzen durch herbstliche Hügel. Es ist wunderschön. Obwohl Regen angesagt gewesen wäre. Erst da bemerke ich, dass ich die falsche Nacht gebucht habe, denn ich habe einfach das erste Datum gewählt, welches der Folgetag war. Spontan steige ich also in Toyama aus, frage an der Touristeninformation nach Informationen über die Alpenroute, erhalte einen kompletten Fahrplan, einen Rabattschein und den Tipp noch in Toyama etwas zu Essen, da in Tateyama wahrscheinlich alles geschlossen ist. Ich esse fantastische Soba im Banhofslokal und warte danach in einem eher kalten Warteraum für zwei Stunde auf den kleinen, charmanten Lokalzug nach Tateyama.

Der Zug nach Tateyama, inklusive Fotografin.

Tateyama ist ein Touristenort, der vollkommen ausgestorben ist in dieser Jahreszeit. Ich bin die einzige Person, die noch in dem Zug verbleibt. Es ist die Endhaltestelle. Nur ein Hotel hat noch geöffnet und ich finde es nicht. Dafür die ersten Vorboten von Weihnachten. Es ist eisig kalt. Wieder muss ich Panik niederkämpfen. «Jetzt stell dich nicht so an. Du hast schon ganz anderes überstanden.» Ermahne ich mich und versuche wieder in den Reisemodus zu kommen. Ich finde einen Laden, laufe ein paar Mandarinen und frage die Besitzerin wo das Hotel ist. Zwei Häuser weiter. Phu. Ich hatte es bloss nicht erkannt.

Ankunft im komplett verlassenen Endbahnhof. Ich steige als einzige aus. Der Zug fährt gleich wieder zurück. Ich sitze also fest.

Als ich eintrete, werde ich erwartet. Aber das Hotel ist komplett leer. Tja. Da bin ich also wirklich alleine.

Der Bahnhofplatz.

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«Because this is Japan»

Kaum etwas kann in meinen Augen Japan besser erklären, als diese kleine Episode aus Beppu. Wenn man etwas tun möchte, was gegen das geht, was die Japaner als «common sense» anschauen, dann geht es nicht. Stellt man also eine Frage wie darf ich auf diesen Berg klettern und sie halten es für zu gefährlich, dann antworten sie selbst wenn es kein Verbot gibt mit «es gibt ein gutes Onsen in der Nähe, geh doch dort hin.» Sie können also komplett die Frage ignorieren und das liegt in dem Fall nicht daran, dass sie das Englisch nicht verstehen.

Kimonos. Die ersten drei für Frauen, das vierte ist ein Gewand für Männer.

In Beppu wollten Nico und unsere gerade geschlossene Zürcher Bekanntschaft schwimmen gehen und haben daher an der Touristeninformation gefragt, ob das möglich ist.

Sie in bestem Englisch für eine Japanerin überraschend direkt: «No.»

«Is it allowed in summer?»

«Yes.»

«So why not now?»

«Because this is Japan.»

So einfach ist es und daran könnte ich mir bei aller Liebe manchmal die Zähne ausbeissen. Aber es ist halt einfach Japan. Da braucht es nicht immer eine lange Erklärung. Wir respektieren es und ich habe gelernt manchmal einfach nicht zu fragen.

Unser gemütlicher Tempel. Erst sind wir die einzigen Gäste, dann kommt noch ein Japaner hinzu.

In Koyasan kann man im Tempel übernachten. Aber man hätte viel früher buchen müssen, wie so vieles in Japan, das auch die Japaner interessiert. Seis drum wir haben in der Nähe von Nima und gleich bei den Iwami Ginza Silberminen eine tolle Alternative dazu gefunden, die ich nur empfehlen kann, sollte es euch jemals nach Japan verschlagen. Man kann ganz einfach im Nebenhaus des Tempels bei der Familie, die den Tempel unterhält, übernachten. Wir haben gut gegessen, die Frau konnte einige Brocken Englisch und die Silberminen sind definitiv einen Besuch wert.

Einer der Eingänge zur Silbermine.

Allerdings Vorsicht, denn nicht all zu viele Zugverbindungen führen hierher. Die Züge sind zudem eher langsam, aber die Reise ist sehr schön. Ausländer bezahlen zudem nur die Hälfte des Eintrittpreises. Das hat mich erst stutzig gemacht. Da allerdings nur ein Teil der Ausstellungen auf Englisch übersetzt ist, macht das zumindest ein bisschen Sinn. Vielleicht wollen sie es aber auch etwas mehr bei ausländischen Touristen promoten, denn der Nachteil der japanischen Touristen ist, dass sie am Wochenende in Scharen auftauchen, jedoch unter der Woche überall leere Zimmer und Sehenswürdigkeiten hinterlassen. Leider konnte mir niemand diese Frage beantworten, also bleibt es bei der Vermutung.

Abgesehen davon konnten wir das Haus der reichsten Familie vor Ort anschauen gehen. Ein Händler, das Sinnbild eines Kapitalisten. Die Familie leistete keine Arbeit in der Mine, vermehrte allerdings durch die Arbeit der anderen ihr Kapital um ein vielfaches. Das Resultat lässt sich sehen. Kleidung und Geschirr vom Feinsten sind ausgestellt.

Ein Teil des Untergeschosses – ohne Spiegel.

Es gibt mehrere Gärten. Der Kleinste davon ist 1 m2 gross.

Der Minigarten. 1 m x 1 m.

Es gibt eine hauseigene Sakebrauerei.

Die Sakebrauerei.

Eine Japanerin mit relativ guten Englischkenntnissen erklärt mir einige Details und ist sehr erfreut, als ich die Dekoration mit den Blumen in den Räumen bewundere. Sie hat sie selber gepflückt und liebevoll, mit der typisch japanischen Perfektion arrangiert. Diese Perfektion ist inspirierend. In so kleinen Dingen kann so viel Schönheit ausgedrückt werden. Wahrlich faszinierend.

Beim Herumwandern zwischen Besucherzentrum und Mine.

Zum Abschluss gibt es noch Tee und Süsskartoffeln, die in der Originalküche zubereitet werden und das ist auch gut so, denn wir sind durchgeforen. Wie alle alten japanischen Häuser, ist von Isolation nichts zu spüren und da wir die Schuhe auf dem Tatamiboden selbstverständlich nicht tragen dürfen, sind meine Füsse durchgefroren. Ich freue mich auf mein Bett und die Trinkflasche, die man auch als Wärmeflasche verwenden kann.

Und mitten im nichts ein Schrein an dem der Zahn der Zeit ordentlich am Nagen ist.

Davor geht es allerdings noch zum Meer. Unsere Gastgeberin holt uns nämlich mit dem Auto ab, fährt allerdings nicht zum Tempel zurück, sondern zum Meer, das man vom Tempel aus sehen kann. Wir sind gerade rechtzeitig da, um den Sonnenuntergang zu sehen. Im Sand stecken zwei Flaggen. Singing Sand. Erklärt sie und wir lernen wie man mit den Schuhen darüber gleiten muss, damit der Sand Musik macht. Der einzige Ort auf der Welt. Sagt sie uns stolz. Weil der Sand da so fein ist. Oder vielleicht auch das einzige Land auf der Welt, das eine Markierung dafür erfunden hat.

Und noch viel mehr Tempel und Shrine wenn man sie finden möchte.

Seis drum. Nico fragt ob es ok ist, dass er die Schuhe auszieht und ins Meer läuft. Sie hat nichts dagegen. Ich ahne aber schon etwas und lasse es selber bleiben. Denn erstens kommen wir in japanischer Manier nur für ein paar Minuten ans Meer, danach haben wir das ja gesehen und können zurückfahren und zweitens ist da ja dieses Ding mit der strikten Trennung von Boden im Haus und draussen.

Und die guten alten Waschbären, die sowohl vor Tempeln mit ihren dicken Bäuchen und Sakeflaschen posieren, wie auch als “Gartenzwerge” dienen.

Da Nico das natürlich auch weiss, wäscht er sich noch draussen die Füsse. Schuppt sie dann nochmals. Doch das ist nicht genug. Unsere nette Gastgeberin zwingt ihn sozusagen bevor seine unreinen Füsse noch irgendetwas berühren können ein Bad zu nehmen. Es gibt kein Wenn und Aber. Kein Sinn oder Unsinn. Because its Japan.

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Freude wie kleine Kinder

Dampflok fahren, ja das wollte ich schon immer mal. Auch wenn der dicke, schwarze Rauch nicht gerade umweltfreundlich ist, aber man kann nicht immer konsequent sein.

Juhu “Dampflokki” zwei sind ganz glücklich.

Und dies ist ein guter Zeitpunkt um ein bisschen über das Japanische Zugsystem zu sprechen. Es gibt einen JR Railpass. Der ist etwas vom Besten überhaupt. Er erspart einem mühsames Ticket lösen, ist sehr günstig und lässt einen per Shinkansen in Höchstgeschwindigkeit sehr komfortabel durchs Land rasen.

Und das wäre auch noch der Zug von Innen.

Zwischen Osaka und Tokyo gibt es alle 10 Minuten eine Verbindung. Der Nozomi saust, doch ohne die JR Gäste, jedoch mit nur wenigen Halten in diesem Takt. Dazwischen gibt es noch Hikari und Kodama, die ebenfalls schnell sind, aber deutlich mehr Stops einlegen. Vor allem der Kodama. Es gibt also genug Alternativen zum Nozomi für JR Gäste. Gerade wenn man auf Reisen ist, dann ist eine Verbindung jede Stunde problemlos.

Der Blick aus dem Fenster enthüllt meinen ebenso zugbegeisterten Mitreisenden.

Allerdings nur so lange man sich zwischen Metropolen bewegt, denn will man etwas aufs Land raus, so fahren plötzlich nur noch eine Handvoll oder weniger Züge pro Tag. Und die Anschlüsse sind eine Katastrophe. Der Bus kommt so an, dass die Fähre in dem Moment los fährt und man zwei Stunden wartet, um dann gleich zwei Fähren auf einmal zu haben. Um nur ein Beispiel zu nennen.

Traditioneller Tanz des gemütlichen, kleinen Städtchens Tsuwano. Muss schön sein das beim richtigen Festival zu sehen.

Aber bei dem hohen Standard der Hauptverbindungen wird man eben doch kritischer, wenn dann nur eine knappe handvoll Züge am Tag fährt. Jetzt verstehe ich auch, warum Japan noch immer so einen florierende Autoindustrie hat. Und auch wir sahen uns gezwungen auf alternative Verkehrsmittel zurück zu gegriffen:

Tja, wenn halt kein Zug fährt…

Und noch ein kleines Detail bezüglich Dampflok, das wahrscheinlich nur in Japan passieren kann. Überall am Streckenrand waren Fotografinnen und Fotobegeisterte positioniert, haben Fotos gemacht. Während, alle die nicht mit einem Fotoapparat bewaffnet waren uns zugewinkt haben. Und weil mans sonst wohl nicht glaubt hier noch ein Beweisfoto von der anderen Seite.

Fotobegeisterte überall auf der Zugstrecke verstreut. Schliesslich fährt die Dampflok ja nur jede Woche zweimal. Aber hier noch speziell mit Herbstfarben.

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Die blaue Hölle

Unser nächstes Ziel war Tsuwano und der Dampfzug da, für den wir wie durch ein Wunder spontan noch zwei Tickets ergattern konnten. Wahrscheinlich irgend jemand, der die Buchung gecancelt hat. Aber wir hinterfragten das Glück nicht, sondern hiessen es einfach willkommen.

Die blaue Hölle. Wir haben nur diese eine besucht.

Vorher legten wir aber noch eine Übernachtung in Beppu ein. Hier einfach ein paar Bilder von dem bekannten Onsen-Ort, das kein kleines Touristendörfchen wie Unzen ist, sondern eine Stadt.

Damit verbringen wir auch noch einen weiteren Abend mit Anil, der in Zürich lebt und den wir in Aso kennen und schätzen gelernt hatten.

Der Garten rund um die Hölle. Fast paradiesisch. Aber ein bisschen zu wenig wild.

Es dampfte und rauchte auf jeden Fall überall. Eine gute Vorbereitung auf Tsuwano.

 

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