Gebet

Inzwischen bin ich von Kaskabe weiter nach Südwesten gereist und bin bei Satomi zu Besuch. Das Leben hier ist ganz anders. Die Familie ist nicht auf wenigen Quadratmetern zusammengepfercht. Hier ist viel mehr Platz und alles westlicher eingerichtet. Das finde ich irgendwie schade.

Tempel.

Gestern haben Satomi und ich einen Tempel in der Nähe von Hamamatsu besucht. Dank irgendeines speziellen Festes wurde auch “Normalsterblichen” der Zugang zum innersten Bereich das Tempels gewährt, der mich zutiefst beeindruckt hat.
Wir standen staunend da, Satomi versuchte meine Fragen zu beantworten, da erschien plötzlich ein Mönch, schlug den Gong, las dazu in einem unruhigen und doch beruhigenden Singsang. Was um ihn herum geschah schien ihn nicht im geringsten zu kümmern. Mich faszinieren Mönche irgendwie, denn für mich ist die Entscheidung zu einem solchen Leben nur schwerst nachvollziehbar.

Shizouoka

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Aufgehende Sonne

“Communications”

Lake View Youth Hostel in Chichiba, unter mit erschreckte sich ein dreckig-brauner Stausee, der meine Erwartungen keineswegs erfüllte, liess ich den Blick jedoch etwas weiter auf die Berge schweifen entschädigte mich dieser sogar noch für den langen Weg der Strasse entlang bevor mich ein Bauarbeiter in seinem Auto mitgenommen hat. Etwas später genoss ich das Panorama aus dem heissen, wunderbar entspannenden Sprudelbad der Jugendherberge und liess mich einfach gehen.

Blick aus dem Zimmer.

Nach dem Abendessen klopfte es an meine Tür. “Communications” der Wirt winkte mich mit sich. Es hatte nämlich einen Gast gefunden, der etwas englisch sprach und mit dessen Hilfe ich ausgefragt und vor einem weiteren heranziehenden Taifun gewarnt wurde. Bei Bier, Nashibirnen und Getrocknetem Fisch konnte ich mich schön zurücklehnen. “Wie gefällt dir Japan?” – “Die Japaner, die Sprache, das Essen…?” – … – ” Du solltest einen Japaner heiraten.” Schlussfolgerte die Wirtin.

Ich mit dem unglaublich netten Besitzerpaar der Jugendherberge.

Safety

Sicherheit steht ganz zu oberst in Japan. Ich wurde bloss zu oft gefragt, ob ich denn gar keine Angst hatte. So auch dieses mal. Fürsorglich kümmerte sich das ältere Besitzerpaar der Jugendherberge um mich, sie packte mir einen Lunch für meine Wanderung ein, er fuhr mich bis zum Ende der Luftseilbahn dem Mitsuminesan. Dieser Sicherheit all und überall wollte ich endlich mal entfliehen. Nach wenigen Metern Marsch begrüsste mich bereits die erste Schlange mit einem bedingt freundlichen Zischen. Unendliche viele Warnschilder zierten den Weg, doch die liessen mich kalt, denn abgesehen von der Zeichnung mit dem Bären verstand ich sowieso nichts davon. Ich konnte es nicht lassen doch noch einen Umweg zu einem Schrein einzubauen, etliche Höhenmeter rauf und runter, alles durch lichten Wald über Wurzeln und Steine hinweg. Die Sonne kitzelte mich durch das Blätterdach hindurch. Ein überwältigendes Panorama. Oft lief ich auf einem schmalen Grat und konnte in allen Richtungen den Himmel und die angrenzenden Berge sehen. Diese Berglandschaft erwies sich als Paradies für jeden Pilzsammler, wobei ich nicht besonders viele Pilze kannte und liess es tatsächlich sein einfach wild darauf los zu probieren. Dass es bloss eine Frage der Zeit war, bis das Wetter umschlagen würde war mir jedoch durchaus klar.

Ein Schrein unterwegs.

Lonely Planete (damals war Lonely Planete noch lonely)

Der Wind fegte durch die Bäume, liess sie bedrohlich schwanken und knarren, während Regen auf meinen Schirm nieder prasselte. Die ganze Szene hatte eine wilde Schönheit. Den unbändigen Gewalten der Natur ausgesetzt über Wurzeln und glitschige Steine zu klettern, ganz alleine, ohne einer Menschenseele zu begegnen, die Grenzen meiner körperlichen Kräfte auszutesten. Die Elemente förmlich zu spüren. Bei einer kurzen Rast schien mir der Reis das köstlichste Essen auf Erden zu sein. Kurz darauf gings weiter den unverständlichen Wegweisern nach. (Das einzige was im Alphabet beschriftet ist sind die lateinischen Namen sämtlicher Bäume und Pflanzen). Sechs Stunden nach meinem Start auf dem Mitsuminesan erreichte ich die Rettungshütte auf dem Kumotorisan (2017 m.ü.M). Der Rucksack hatte meine Nackenmuskulatur in Drahtseile verwandelt, ich spürte meine Knie vom bergab laufen kaum mehr und war ziemlich erschöpft. Zudem endete hier meine Landkarte. Ich hatte den Taifun im Nacken und keine Ahnung wie gefährlich dieser sein würde, doch schlussendlich siegten die müden Beine und der Gedanke, dass ich den Sonnenaufgang in den Bergen sehen könnte und ich blieb in der Hütte. Zu meiner Erleichterung tauchten später noch zwei Japaner auf. Vater und Sohn. Beide sprachen kein Englisch, ausser einen Satz: “We are crazy.” Wir breiteten also unsere Schlafsäcke aus, versuchten uns im Schein einer Kerze noch etwas zu verständigen und ginge bald darauf schlafen. Zornig pfiff der Wind um die Hütte und Sturzbäche von Wasser prasselten auf das Dach nieder, doch innen blieb es gemütlich.

Die beiden Japaner und ich beim Picknick am nächsten Tag. Vom Sohn habe ich einen Kompass erhalten. Er ist sozusagen Schuld daran, dass ich beim Reisen immer einen Kompass auf mir trage.

Sonnenaufgang in den Bergen

Ein Zufall, dass dieser Morgen genau die Halbzeit meiner Reise war? Eine bezaubernd wilde Morgenstimmung herrschte. Zartes Rot und dunkle Wolken. Tanzende Nebel hüllen die Berglandschaft in einen gespenstischen Mantel. Irgendwann geht die Sonne auf und es wird Zeit wieder aufzubrechen.

Der Morgen danach. Noch immer pfeift ein heftiger Wind.

Der Wind flaute langsam ab und nur noch die umgestürzten Bäume und heruntergefallenen Äste zeugen vom nächtlichen Taifun. Ansonsten brach ein wunderbarer, viel zu sonniger und heisser Tag an, der sogar den Blick auf den Stolz meiner beiden japanischen Begleiter, den Fujiyama, frei gab.

Da lag wieder alles ruhig und friedlich vor uns.

Von Mitsuminesan über Kumotorisan nach Oku-Tama und wieder zurück in Kasukabe

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Lautloses Duell

Nachdem ich gestern Morgen einen der grössten Schocks meines Lebens gehabt habe, verbrachte ich die vergangenen beiden Tage im Bett beim Lesen, Tee trinken und schlafen. Den grössten Teil davon aber beim Lesen, denn mir fiel “Lautloses Duell” von Jeffery Deaver noch in die Hand bevor ich mich zu langweilen beginnen konnte. Aber lasst mich doch mal ganz von vorne am besagten Morgen beginnen. Als ich um 6 Uhr erwache ist mir ziemlich übel und zittrig zu mute. Ich mache mich auf in den unteren Stock um die Toilette aufzusuchen, da die Übelkeit immer heftiger in meinem Magen zu rumoren begann. Plötzlich löste sich das Bild vor meinen Augen wie in Pixel auf, dann verschwindet sämtliche Farbe und schlussendlich kann ich bloss noch schemenhaft etwas erkennen. Alles vor meinen Augen flimmert nur noch. Einfach ohne Grund, aus heiterem Himmel. Ich taste mach benommen und mit leichter Panik, dass jetzt wirklich was mit meinen Augen nicht stimmen könnte die Treppe wieder hoch, kann immer weniger erkennen, bis ich mich schlussendlich entscheide Kai zu wecken. Als ich dann irgendwann endlich wieder im Bett lag kehrte auch stückweise mein Augenlicht zurück. Diese paar Minuten waren einfach grauenvoll gewesen, umso grösser auch die Erleichterung danach. Ich schreibe das Ganze jetzt mal dem niederen Blutdruck zu und hoffe morgen wieder so fit zu sein, dass ich meinen Abstecher in die Berge auch durchziehen kann, obwohl ich schon Kais Worte hören kann, dass ich das doch besser lassen soll. Aber was ich mir einmal in den Kopf gesetzt habe…

Kasukabe (die letzten beiden Tage, ein Zimmer, eine Wand, ein Buch… alles was ich gesehen habe. Dazu noch einige Postkarten)

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Beobachten

Überall Glücksbringer für alle möglichen Situationen zu kaufen. Eine kleine Holzbox mit 100 Stäbchen darin. 100 Yen in eine Holzschale werfen, dann darf man ziehen. Wie steht es mit unserem Glück? “-” Das Zeichen für eins fällt aus der Box. Danach sollte ich eigentlich einer der glücklichsten Menschen sein, die es gibt, denn das ist das Beste, was man ziehen kann. Dann schauen wir doch mal, was das mit dem Glück so an sich haben wird in der Zukunft.

Der Buddhistische Tempel hat mich schon ziemlich beeindruckt. Ein wunderschönes Gebäude und die Ruhe, die darin herrscht. Noch besser gefallen hat mir jedoch der zum Tempel gehörende Garten. Erfrischende Kühle herrscht zwischen den Bäumen, überall hört man Wasser plätschern. Das Wichtigste jedoch ist, dass die Japaner im Vergleich zu uns versuchen die Natur zu imitieren, was ihnen äusserst gut gelingt. Ich könnte stundenlang durch einen solchen Park spazieren und beobachten. Das sorgfältige Beobachten habe ich mir hier sowieso angewöhnt.

Einer der Tempelgärten.

Bis gestern dachte ich, dass ich nun alles vorgesetzt bekommen habe, womit man Ausländer beim Essen schocken kann, doch ich wurde eines bessern belehrt. Denn man kann das ganze auch noch mit rohem Ei mischen. Diese klebrige Masse aus Ei, rohem Fisch, ungekochtem Oktopus, Natos, Bergkartoffelschleim und Wazabi bekommt man serviert, wenn man bagda (Bombe) bestellt. Ich konnte es zwar essen, doch dass ich sowas jemals selber bestelle, bezweifle ich doch schwer. Aber Kai hatte seinen Spass.

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Sauna

Nein so etwas wie eine Sauna ist hier wirklich nicht nötig, denn das hier ist eine Sauna. Obwohl es nur 35-39 Grad ist, die Luftfeuchtigkeit macht den Rest und diese ist nach dem Taifun der vergangenen Nacht noch höher. Zum Glück waren wir nicht im Zentrum des Taifuns, trotzdem ich hatte den Eindruck, dass vor meinem Fenster ein Wasserfall in die Tiefe stürzt und das Haus knarrte nur so im Wind. Heute morgen wurde das Haus noch von zwei schwachen Erdbebenwellen erschüttert, doch das scheint hier normal zu sein.

Blick auf die Hügel in der Nähe von Azuma. Übrigens alles noch aufgenommen mit der uralten analogen Mini-Kamera meiner Mutter.

Gestern war ich zusammen mit Kai in Azuma. Da steht das Museum eines Malers und Poeten, der bis zum Hals gelähmt war. Den Pinsel mit dem Mund haltend hat Tomihiro Hoshino zarte Blumenbilder gemalt. Was mich jedoch viel mehr beeindruckt hat waren seine Gedichte (zum Glück in japanisch und englisch verfasst). Die Texte als ein Wiederspiel von Verzweiflung, Hoffnung und Liebe, Hilflosigkeit, Schuldgefühl und Lebensfreude. Das Museum war ruhig, höchstens ab und zu ein Flüstern zu hören. Auf mich wirkte das Ganze andächtiger als jede Kirche.
Kasukabe

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Wasser

Roher Fisch, Natos (so ein “Gschlüder” aus fermentierten Sojabohnen), Bergkartoffelschleim und andere undefinierbare Dinge. Kai findet immer mehr Spass daran ein traditionell japanisches Essen zu finden, das mir nicht schmeckt. Mir gefällt es aber genauso ihm diesen Spass zu verderben. Alle, die erwarten, dass ich danach japanisch kochen kann, muss ich leider enttäuschen. Ich “durfte” bisher bloss einmal dabei helfen so etwas wie Ravioli zu falten, doch Kai will mir noch einige Dinge zeigen.

Miho und das halbe Zimmer von Kai, das wir uns geteilt haben.

Die Party wurde ziemlich lustig, ich habe die halbe Nacht durch getanzt, doch irgendwann brauchte ich ein Glas Wasser. Gar nicht so einfach wenn weder Miho, Kai noch Takeshi zu erblicken sind. Bis an die Bar habe ich mich dann mal durchgeschlagen, dann gings los “nein, kein Bier”, “auch keinen anderen Drink” bald hatten sich zwei, die gleich neben mir standen eingemischt. Sie versuchten ebenfalls zu erraten was ich wollte, sprachen die Nächsten an, ob sie vielleicht etwas englisch sprächen. Der allgemein hohe Alkoholpegel beschleunigte das ganze nicht sonderlich. Schlussendlich waren wohl an die zehn Leute in das Ratespiel involviert als endlich jemand “mizu” sagte und ich das Wort als “Wasser” wiedererkannte.

Inzwischen lerne ich japanische Schriftzeichen von Kais Mutter. Vor allem Namen und die Bedeutungen der einzelnen Kanshi, auch immer mehr Japanische Worte bleiben hängen. Miho meinte, dass ich schon eine halbe Japanerin bin und hofft schwer darauf, dass ich bald japanisch lerne und sie nicht mehr englisch sprechen muss.

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Nan desu ka? – Wie bitte?

Kais Vater “trainiert” das hiesige Mädchen/Damenfussballteam. Alle sind zwischen 13 und 22, spielen jede Woche einmal gemeinsam und keine von ihnen spricht auch nur etwas wie englisch. Den ersten Satz, den sie trotzdem lachend zusammengestückelt haben war. “Have you got a boyfriend?” Nach kurzer Zeit der Schüchternheit wurde ich einmal mehr wärmstens von ihnen aufgenommen. Wir haben wie immer mehr gelacht als verstanden, doch im schlimmsten Notfall war immer noch Kai an der Seitenlinie und konnte übersetzen. Einige der älteren haben mich schon eingeladen sie beim heutigen Spiel zu unterstützen. Leider musste ich absagen. Schliesslich organisieren Kai und Takeshi, der zum Glück fliessend englisch spricht, für heute Abend eine Party. Zu meinem Leidwesen wird jedoch Trance, House… jaja eben die geliebte elektronische Musik laufen: sprich ich versuche mich gerade für die Musik zu motivieren.

Takeshi hinter der Bar, wo die Party stieg.

Gestern waren Kai und ich zu einem “kleinen” Einkaufsbummel in Tokio. Diese Leute überall, Lichter, Bildschirme, Musik, Lautsprecher… die reinste Reizüberflutung und da bringt man doch glatt als erstes ruhige Dinge wie Zen mit Japan in Verbindung. Von einem CD-Laden kommt man zum nächsten und findet wohl alles, was das Herz begehrt. Nur war ich nach gut vier Stunden in diesem Getümmel völlig erschöpft. Dann trafen wir Miho, die extra aus Fukoka (6 Stunden Zugfahrt) nach Tokio kam, um mich zu sehen. Stürmische Begrüssung, grosse Freude allerseits, dann endlich ab in ein ruhiges Teehaus.

Kasukabe

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Noch nicht mal seekrank

Habt ihr schon mal das Gefühl gehabt genau das Richtige getan zu haben, ihr so richtig mit Glück erfüllt seid und eine wohltuende Ruhe in euch aufkommt?
Ich sass auf der Fähre von Tomakumai nach Oarai (also zurück in die Vororte Tokios), der Halbmond und die Sterne funkelten vertraut über mir, unter mir die tiefschwarze See. Das knattern der Maschinen war leise zu hören und ein salziger Wind verwehte mir die Haare in alle Richtungen. Ich habe stundenlang auf Deck gestanden und in die Ferne geschaut, die Lichter der Küste beobachtet. In solchen Momenten scheint das Glück für mich einfach grenzenlos zu sein.

Ich vor Kais Haus.

Mittlerweile bin ich in Kais (der Freund, welcher mich Shingo weiterempfohlen hatte) Haus zu Besuch. Seine Familie hat mich aufs herzlichste begrüsst. Das Haus ist für schweizer Verhältnisse unglaublich klein, dafür sehr gemütlich und ich fühle mich äusserst wohl. Kais Mutter hat mich richtig, aber auf liebenswürdige Weise um meine Reise nach Hokkaido benieden. Sie meinte Japaner hätten eben nie Zeit um die Fähre zu benutzen. Ein Tag Reise, das ist definitiv zu lange. Ich habe noch lange über den Stress, welchen Japaner immer haben mit Kai gesprochen und er meinte, dass wir Europäer im Vergleich zu den Asiaten das Leben geniessen… Dafür zeigen die Japaner immer ein Lächeln… die Selbstmordrate ist trotzdem sehr hoch…

Kasukabe

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Coming home

Nach stundenlangem herumlaufen, suchen und beinahe verzweifeln, der Rucksack drückte schon schwer auf meinen Schultern, erkenne ich den Block wieder. Und wer denkt – ruf ihn doch an: Damals gab es noch ein unterschiedliches Netzwerk in Japan auf dem keine Schweizer Natels Empfang hatten. Zudem weiss ich gar nicht, ob Shingo überhaupt schon ein Natel gehabt hat. Damals. Völlig erschöpft drehe ich den Schlüssel um und trete in Shingos kleines Studio ein. Es ist als käme ich nach dieser dreitägigen Reise durch Hokkaido nach Hause zurück. Ein Zettel liegt auf dem Tisch…

Hi Mariane.
How did you tripp?
Please relax in my room.
I`ll be back at about 11.00 pm.
See you Shingo

Obwohl ich manchmal, nein sogar des öfteren behaupte, dass diese Menschen hier etwas speziell sind, muss ich sagen, dass sie zu den herzlichsten und liebenswürdigsten überhaupt gehören. Shingo hat mir, einer wildfremden Person, als wäre es selbstverständlich seinen Hausschlüssel, seine Digitalkamera und seinen Regenschirm (wegen dem Taifun, der einen Abstecher nach Hokkaido machte) mitgegeben. Die Gastfreundschaft hier ist allgemein überwältigend. Meistens muss ich nicht mal fragen und schon bietet mir jemand seine Hilfe an und in den meisten Hotels wurde ich wärmstens empfangen.

Nach einem kurzen Abstecher nach Furano wieder in Sapporo

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Gegensätze

21, Koreaner, Medizinstudent, von Beruf Sohn… ich habe gleich zwei kennengelernt, auf die diese Beschreibung zutrifft. Ich begleitete Ree und Cho zwei Tage lang, wobei sich unsere Wege am Abend immer trennten, denn die beiden nächtigten in irgendwelchen Luxushotels während ich mir das günstigste Ryokan am Platz suchte. Wir bereisten einen Nationalpark im Osten Hokkaidos. Dabei sah ich mich einer völlig anderen Art zu reisen und zu denken gegenüber. Wir besuchten drei bekannte Seen und ich reihte mich irgendwie in die Touristenschlangen ein, die im Gleichschritt über die Stege marschierten. Zwischendurch wurden Fotos geschossen, dann gings weiter. So geniessen sie hier einen Trip in die Natur. Ich konnte bloss den Kopf schütteln. Ich beobachtete eher die japanischen Touristen und meine Begleiter, als die Umgebung, denn das war durchaus unterhaltsam. Trotzdem, meine Art zu reisen wars nicht. So drängte ich meine Begleiter dann auch wieder aufzubrechen und eine natürliche heisse Quelle aufzusuchen.
Drei Stunden später standen wir vor einem Bachlauf. Ree blieb zurück, Cho und ich wateten kurz darauf barfuss durch das angenehm, lauwarme Wasser, auf glattem Stein. Zwischendurch mussten wir kletter, das Wasser spritzte uns dabei entgegen, aber das Gefühl im Wasser war einzigartig. So richtig entspannend und es wurde immer wärmer, je näher wir der Quellen kamen. Zudem muss ich eingestehen, dass ich einen riesigen Spass hatte dem ziemlich unbeholfenen Cho beim klettern zuzusehen. Schlussendlich hatten wir viel gelacht und waren nass bis auf die Knochen.

Abashiri – Utoro – Shiretoko Nationalpark

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