Die Jungs am Strand von Akaba

Von Negev gings nach Eilat – einer wirklich hässlichen Stadt am Toten Meer. Eilat wurde obwohl es ein schönes Meer gäbe einfach zugepflastert mit «chlobigen» Hotelkomplexen. Und wir hatten nicht die Geduld weiter in den Süden bis zur Grenze nach Ägypten zu reisen, denn dort sollte es viel schöner sein. Aber da wir sowieso nach Jordanien wollten, lag die Zeit stattdessen in Akaba zu verbringen sehr nahe. Wir verschoben also das Schwimmen auf den nächsten Tag, übernachteten in irgendeinem komischen, russischen Zimmervermietungsort und assen den besten Falafel unseres Lebens.

Gärten gleich am Strand von Akaba.

Aber für mich war in Akaba nichts mit Schwimmen. Die Stadt ist zwar viel schöner als Eilat, hat einen historischen Kern und abgesehen von den Taxigeiern, die direkt nach der Grenze auf uns warteten, gefiel es uns auch. Nur sah ich keine einzige Frau, die nicht verschleiert war. Ich zog also mein Halstuch enger und spazierte mit Nico zum Strand. Ziemlich schnell war klar, Nico würde baden gehen und ich zuschauen. Denn obwohl einige Russinnen im Bikini am Strand sonnten, schauten laut unserem Hotelmanager viele Jungs dabei zu. Das hätte mich an und für sich nicht gestört. Aber es sind nicht wir Touristen, die in so ein Land eine Veränderung bringen sollten.

Blick in Richtung Berge und Zitadelle, die wie alles andere in Jordanien, was wir an Sehenswürdigkeiten gefunden haben, gerade nicht besuchbar.

Sprich ich hielt mich an die ungeschriebenen Regeln und badete nur meine Füsse. Was normalerweise ok für mich ist, denn ich bin nicht so eine Badenixe, ihr könnt euch allerdings vorstellen, dass es eine ganz andere Sache ist wenn man nicht «darf».

Vor uns sprangen Buben ins Wasser – mit möglichst viel «platsch», Einheimische und Touristen gleichermassen suchten den Strand. Draussen ein Fischerbot mit Vögeln, die den Fisch streitig machen.

Und mein Verhalten sah ich später auch bestätigt, denn nirgendwo waren die Einheimischen Frauen so konservativ angezogen wie in Akaba. Ich denke die halbnackten Russinnen bestätigen nur das Bild, das doch in einigen Ländern vorherrscht, dass wir westlichen Frauen Schlampen sind und die Einheimischen möchten sich so weit wie möglich davon distanzieren.

Stadtbild von Akaba. Eine Küche draussen um 6 Uhr morgens.

Noch ist es 6 Uhr morgens. Sprich ausser uns Touristen, die auf den Bus warten gibt es niemanden. Und der Bus kam auch nicht um 6 Uhr wie veranschlagt, dafür waren noch zwei weitere Touristen da. Wir hatten also zähe Verhandlungen mit den Taxifahrern – und ich habe gemerkt, dass meine Position mit. «Ich warte lieber 5 Stunden als ein Taxi zu nehmen» – eine sehr gute Verhandlungsbasis bildete. Nico war dann der Gute und konnte mit den Taxis verhandeln und beschwichtigend auf mich einreden, bis ich schlussendlich klein bei gab, als der Preis langsam unschlagbar wurde. Allerdings haben die Verhandlungen nur bestätigt was ich schon wusste. Ich mag keine Taxifahrer.

Posted in Deutsch | Leave a comment

Das Einhorn oder “only arabs wear jeans in the desert”

Nico kam an und ich schickte ihn gleich in die Wüste und mich mit ihm. Und zwar genau genommen nach Yeruham. Ausser einem Hostel gibt es da nicht so viel. Besonders an Schabbat, wenn einfach alles geschlossen ist von Freitag ab 14 Uhr bis Samstag wenn die Sonne untergegangen ist. Und mit allem meine ich wirklich alles. Läden – das kennen wir ja noch in der Schweiz – Restaurants, öffentlicher Verkehr, also fast alles, was man als Reisender mal so brauchen könnte. Taxis fahren zum Teil noch und Hostels sind offen.

Shatten-selfie in Yeruham mit dem weissen Hügel und gleich daneben dem “white hill hostel”.

Auf dem Weg kauften wir also noch eine Packung Pasta, eine Tomatensauce Avocado und Brot mit Zatar. Damit konnten wir überleben.

Der Start der Wanderung, vorsicht bei Regen, denn man läuft die Hälfte der Zeit an Orten, die urplötzlich zu einem reissenden Strom werden können. Auch wenn es nur oberhalb regnet. Die Wege sind gut markiert. Nur den Einstieg zu finden war etwas schwierig, beziehungsweise ohne Karte unmöglich.

Wir kamen da also mittel-gut vorbereitet an und da war Schula mit ihren Freundinnen, die ihren Geburtstag in dem Hostel feierte. Einige ältere Damen und ein paar jüngere. Die meisten sprachen Deutsch und wir hatten Schabbat nicht mehr zu fürchten, denn wir wurden die nächsten Tage durchgefüttert. Alle hatten zu Hause Essen vorbereitet und wir konnten alles mögliche probieren. Es war wunderbar.

Kraterpanorama mit Nico in Jeans.

Dafür standen in den kommenden Tagen lange Märsche unter der knallenden Sonne der Winter-Wüste (also für die Einheimischen wahrscheinlich überhaupt nicht heiss) an. Es war fantastisch. Sogar Nico, der normalerweise deutlich weniger motiviert ist zu wandern, als ich, hat es wahrlich genossen. Wir sind durch einen dieser Krater gelaufen und das war einfach so exotisch und eindrücklich und zwar für alle Sinne, dass die Kilometer nur so unter unseren Füssen dahin schmolzen. Wir starteten um 7 Uhr morgens und kamen zum Sonnenuntergang per Anhalter mit zwei Nonnen aus Bethlehem zurück.

Farbiger Sand und Schwester Stephania – die coolste und liebenswürdigste Schwester, die ich je kennengelernt habe. Sie läuft gerade zielsicher auf einen der Hügel zu, um sich darauf fotografieren zu lassen.

Wir tranken Wasser wie die Verrückten. Zum Mittag fanden wir zum Glück irgendwo einen Schattenplatz und sogar Nico wechselte von kurzen Hosen zu Beduinen-Stil und wir unterschieden uns vom Outfit her nur noch so weit, dass ich zusätzlich noch Handschuhe trug. Ansonsten war kein Teil unserer Haut direkt der Sonne ausgesetzt.

Mariane in Vollmontur.

Irgendwann erkennt man, dass Wüste nich gleich Wüste ist. Diese Wüste hier mag im ersten Augenblick endlos, karg und weit erscheinen, doch schaut man genauer hin haben die dürren Dornenbüsche feine Blumen und der sand ist nicht einfach nur Sandfarbig, sondern gelb, rot, orange, violett, blau, schwarz oder grün.

Farbiger Sand – die Natur ist immer noch eine der eindrucksvollsten Künstlerinnen.

Die Spuren von verschiedenen Tieren kreuzen sich im Sand.

Vogel, der gerade einen Fussabdruck platziert hat und nun weiter hüpft.

Man erkennt wie die Lagen an Gesteinsmaterial sich aufeinanderschichten, die Falten, welches Material schneller erodiert wird.

Nico und Schula oberhalb eines Wasserlochs.

Einen Tag später nahm und Schula noch zu einem anderen Ort in der Wüste mit, da viele Orte nicht so einfach ohne Auto zu erreichen sind. Dort sahen wir mehr, als wir je erwartet hätten. Eine ganze Horde Steinböcke von denen einer ein Einhorn war und Blumen in der Wüste. Schon spannend, wie sie es schaffen der Trockenheit zu trotzen.

Das Einhorn.

Später traffen wir einen Israeli, der auf dem Israel Trail, einem Weg, der quer durch Israel führt und gemacht wurde um das Reisen im eigenen Land zu fördern. In meinen Augen eine ausgezeichnete Idee. Die meisten brauchen für diese rund 1000 Killometer zwei Monate. Dieser sah uns schon von weitem und meinte nur, dass er meinte wir seien Beduinen, denn «only arabs wear jeans in the desert.»

Juhu eine Pfütze – ich meine es Ernst, jegliche Art Wasser ist hier besonders.

Noch ein Tag später sammelten uns Sissi und ihre Tochter Stephie auf. Sie kamen aus Korfu, sprachen aber ebenfalls deutsch und waren wunderbare Begleiterinnen in Mamshit – Eine der Ruinen entlang der Gewürzstrasse, denn Sissi ist Reiseführerin und was für eine: Sie weiss einfach alles, hatten wir den Eindruck, und das ohne zuvor etwas von Mamshit gehört zu haben. Denn sie kennt einfach die Zusammenhänge und erkennt Bauweisen und liebt ihre Arbeit.

Wüstenblume.

Posted in Deutsch | Leave a comment

From the people

Für mich bestand Tel Aviv aus gutem Essen, Billard, Diskussionen, Sport und Stand am Morgen und am Paper weiter schreiben tagsüber und vielen schönen Sonnenuntergängen am Abend. Zuerst war ich mit Carina da, dann wartete ich auf Nico.

Fantastischer Streetfood.

Diese Zeit des Warten (nachdem Carina weg war) erschien mir als lange, denn obwohl es coole Leute* gab, so war ich immer ein bisschen ausgeschlossen. Es mag reiner Zufall gewesen sein, denn ich war im günstigsten Hostel von Tel Aviv, oder auch nicht, aber hier waren eigentlich alle anderen Besucher und keine Touristen. Was natürlich ein rasches eintauchen in die Fremde Kultur bedeutete.

Sturm in Tel Aviv.

Entweder sie machten ihr Aliyah (der Link führt zu Wikipedia: Aliyah) oder sie überlegten es, besuchten Teile ihrer Familie oder kamen einfach hierher, um unter Gleichen zu sein. Natürlich ist es da selbstverständlich, dass man dann nicht nach Ausländern Ausschau hält, sondern eher nach Einheimischen. Und ich denke das hat mich auch nur beschäftigt weil mich “geschlossene” Gruppierungen immer stören. Das war schon in der Schule so, dass ich Mädchen und Jungs zusammenbringen wollte.

Hippe Stadt. Überall Zeichnungen und Kunstwerke.

Aber warum eigentlich? Ich denke Diversität bringt uns weiter. Wobei man natürlich in diesem Fall nicht behaupten kann, dass es in Israel nicht genug Diversität gibt, denn es ist ein Schmelztiegel aus den verschiedensten Kulturen. Dies wiederum geniesse ich so richtig.

Abends am Strand in Tel Aviv, geschützt vom Abwehrsystem Iron Dome.

* Da war Daniel, ein Russe, der mich an meinen Bruder wie er als Kind war erinnert hat. Oder Josh einen Fitnesstrainer, der inzwischen in einer Höhle in Albanien lebt und früher irgendwelche Stars trainiert hat. Er meinte, dass er mit den Stars meistens nicht nett gewesen sei, da die das so wollten. Carina, Blanka (eine spannende Yogalehrerin) und ich hatten auf jeden Fall nichts zu beanstanden. Yael, die ich einfach augenblicklich ins Herz schliessen musste. Und zu allerletzt war da noch Mike. Mike und ich hatten ein gespaltenes Verhältnis. Denn Mike war Tennislehrer von vielen grossen Tennisstars und unterhielt man sich zwei Stunden mit ihm, so hiess das, dass man Mike zwei Stunden zuhört. Zumindest als Frau. Carina hat es schon gereicht als er sich zum 150sten Mal darüber ausliess, dass die Israelischen Männer so unwirsch sind und einfach alle ausländischen Frauen schnappen – als ob wir keinen Willen hätten – und mir hat es definitiv gereicht als er einige Stunden später kam mit:

“The white men are so disadvanced nowadays and it is getting worse and worse.”

Da haben bei mir alle Alarmglocken geläutet und ich habe ihn keinen weiteren Satz mehr sagen lassen. Beim ungefähr zehnten Mal “Mike now you listen to me once” tat er es wirklich. Ich habe ihm vor Augen geführt, dass er mich in den vergangenen drei Stunden einfach zugetextet hat, dass er mir kein einziges Mal zugehört hat und dass dies für ihn als weissen Mann wohl einfach normal ist. Und dass da ein gewisser Ausgleich von Privilegien kein Verlust für ihn ist, sondern eine Notwendigkeit. Danach liess ich ihn das erstmals verdauen und ging ins Bett. Danach konnten wir endlich sinnvolle Konversationen führen.

Daniel an Halloween.

Posted in Deutsch | Leave a comment

Uoaahhhhahhaahaaa

“Uoaahhhhahhahaaa” umschreibt ziemlich gut das Gefühl wenn man das erste mal ins Tote Meer steigt und einfach wieder raus aus dem Wasser flutscht weil man einfach nicht dicht genug ist, um darin schwimmen zu können. Und genau so ging es Carina und mir, erst in Ein Bokek und dann in Ein Gedi, einem Kibbuz.

Ein Bokek.

Viel mehr Stellen gibt es auch nicht mehr, um von Israel aus ins Wasser zu steigen, denn der Spiegel des Toten Meers sinkt jedes Jahr um rund einen Meter. Dies führt zu Einstürzen des ganzen Uferbereichs. Natürlich sind die Jordanier Schuld, die zu viel Wasser brauchen. Aber allgemein wird dafür, dass hier starke Wasserknappheit herrscht nicht so wirklich an Wasser gespart. Zumindest im privaten Gebrauch.

Carinas Grinsen beim Schweben sagt alles.

Das Kibbuz Ein Gedi ist weit weg von dem, was man sich vorstellt, wenn man bisher Althippies zugehört hat, die berichtet haben, wie sie früher dort Freiwilligendienst geleistet haben. Vielmehr lebt es vom Tourismus und von einem kleinen Supermarkt zu welchem ein Nestle-Schild führt. Aber wahrscheinlich auch die einzige Art und Weise zu überleben, denn viele der ursprünglichen Kibbuz sind anscheinend Konkurs gegangen. Ein Gedi hingegen ist ein reiches Kibbuz. Sie haben zudem eine Wasserquelle. Was dazu führt, dass ich zum ersten Mal gut schmeckendes Trinkwasser hatte, seid ich in Israel bin.

Strand in En Gedi. Hier konnten wir uns von oben bis unten mit Schlamm einreiben.

Danach ging es nach Masada. Das ist die Ruine einer Stadt, um welche es eine Legende gibt. Nämlich, dass die ganze Stadt (rund 900 Personen) Selbstmord begangen hätten, kurz bevor die Römer die Stadt eingenommen haben. Wie ihr euch vorstellen könnt, halte ich das für nicht sehr wahrscheinlich. Dass sie zum “Selbstmord” gezwungen wurden, erscheint mir glaubhafter. Aber wir Menschen mögen ja solche Heldengeschichten.

Es hat sich gelohnt um 5 Uhr aufzustehen. Sonnenaufgang in Masada.

Seis drum, egal was damals passiert ist. Die Aussicht von da oben war fantastisch, aber zum Glück sind wir vor Sonnenaufgang da hoch gelaufen, denn ab 8 Uhr morgens war da so eine Gluthitze, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe. Um 9 Uhr wurde der Pfad gesperrt. Zuwiderhandeln wurde mit einem sehr lauten und autoritären Lautsprecher, der weit hin zu hören war bestraft.

Masada hat auf diesem Fels gestanden,der Schlangenpfad führt hinauf, davor steht das Besucherzentrum und eine Seilbahn führt hinauf. Möchte man allerdings zum Sonnenaufgang oben sein, dann tragen einen nur die eigenen Füsse rechtzeitig.

Niemand wagte es mehr sich dagegen zu sperren. Als ich 5 Meter von der Bushaltestelle ein Foto machen wollte, kam dasselbe. “Lady, don’t go there. Go back to the busstop.” – was Carina, die mitten auf dem Schlangenpfad war mit “ach du warst das” kommentiert hat. Während ich genervt die Hände verworfen habe. So sieht also unsichtbare Kontrolle aus.

Posted in Deutsch | 2 Comments

Religionen

Von Haifa gings direkt nach Jerusalem, wo Moran eine Freundin von Carina in einer wunderschönen Wohnung im arabischen Stil wohnt. Sie läuft alles zu Fuss ab, also gesellten wir uns dazu und taten das Gleiche, laufen bis zumindest mir die Füsse schmerzten, aber dafür hatten wir ein Gefühl für die Stadt entwickelt und die Stadt ist faszinierend. Obwohl alles nicht so entspannt wirkt, wie in Tel Aviv, so scheinen zumindest oberflächlich ein Haufen Religionen hier friedlich zu koexistieren.

Markt in Jerusalem.

Aber auch hierhin werde ich nochmals zurückkehren, denn ich mache jetzt einfach mit Carina was auch immer sie sehen möchte und später mit Nico nochmals dasselbe. Was ganz interessant ist, weil es jedes Mal, wenn ich beim Reisen an einen Ort zurückkehre wie eine Heimkehr ist.

Über den Zaun zum Tempelberg schauen zusammen mit einem Hydranten.

Dennoch war ich froh, den Tempelberg schon einmal bestiegen zu haben, denn es hiess, dass dies je nach politischer Lage nicht möglich ist. Wieder einmal liest man so viel im Internet und dann ist es genau wie bei der Einreise nach Israel, vollkommen problemlos. Dort lächelte mich eine alte Frau, die auf der Treppe sass an. Sie lebt in der Schweiz und heisst mich hier willkommen. Noch andere muslimische Frauen taten dies an demselben Tag.

Bauarbeiten innerhalb der Grabeskirche.

Und dann war da die Grabeskirche. Ein überaus spannender Ort, denn hier soll Jesus begraben sein und Menschen aus aller Welt pilgern hierher, werfen sich auf auf den Stein am Eingang und dokumentieren das in irgendeiner Form. Zum Beispiel als Video, segnen ihr Wasser. Ich beobachte und staune und ziehe irgendwann weiter.

Gänge in der Grabeskirche.

Schon seltsam dieses “heilige Land” hier, wo so viele Religionen ihren gemeinsamen Ursprung haben. Die Stimmung hier ist irgendwie angespannt. Es ist wie Moran sagt: “Es ist wie ein Gewicht, das einem von den Schultern genommen wird, wenn man von Jerusalem nach Tel Aviv kommt.” Und dennoch hat Jerusalem etwas ganz Besonderes.

Alle vereint in Liebe. Was für eine Utopie.

Posted in Deutsch | Leave a comment

Eine Abwasser-Konferenz in Israel

Eine Konferenz in Israel, ich war skeptisch. Es war so gesehen neben den USA eines der letzten Länder, das mich reizte hin zu reisen, aber es ist die Konferenz in meinem Feld und es war der Moment, um dorthin zu gehen. Ich hatte etwas zu sagen und zu teilen und ein paar Vorurteile zu bekämpfen, also beschloss ich zu gehen, aber noch einen Monat unbezahlten Urlaub oben drauf zu hauen, damit es sich wenigstens lohnt. Und da bin ich an diesem Schmelzpunkt der verschiedensten Kulturen.

In Tel Aviv am Strand gleich nach der Ankunft.

Die Konferenz war in Haifa und wir konnten bei den Eltern einer Freundin bleiben. Der beste Einstieg überhaupt. Direkt ins Leben eintauchen, beobachten und vor allem diskutieren. Das Programm war allerdings extrem dicht, dafür sehr spannend. Wir waren fast nie «zu Hause».  Israel ist natürlicher Weise ein interessanter Ort für Wasser und Abwasser, denn hier wird viel Landwirtschaft betrieben, obwohl Wasserknappheit herrscht. Sprich, es gibt sehr innovative Lösungen für die Behandlung von Wasser, allerdings sind wir doch im Mittleren Osten, das heisst während am einen Ort modernste Technologien eingesetzt werden, gibt es nicht weit davon entfernt gar keine Abwasserbehandlung. Sehr spannend.

Belebter Bodenfilter zur Zuckerrohrzucht.

Gute Ideen, wie belebte Bodenfilter (im Volksmund bekannt als Pflanzenkläranlagen), die als Pflanzen Zuckerrohr verwenden, um daraus Biogas zu gewinnen. Oder von Millionen von Aircons das Wasser zurück zu gewinnen.

Da wird das Wasser der Aircons noch nicht gesammelt.

Was ich darüber hinaus schnell bemerken konnte, ist dass hier Meinungsfreiheit herrscht. Ich weiss nicht, ob über alles, aber die Vorträge schienen komplett unbelastet von Politik zu sein. Aber meine Beobachtungen zu Israel und das Bevölkerung hier zum Schluss, eine endgültige Meinung habe ich mir noch nicht gebildet.

Uralte Olivenbäume. Da habe ich auch erfahren, dass anscheinend keine Olivenbäume in Israel gefällt werden dürfen, höchstens verpflanzt. Das heisst der Bau einer Strasse kann deutlich teurer werden, wenn viele Olivenbäume verpflanzt werden müssen, dafür erzeugen so alte Olivenbäume auch einen sehr hohen Preis, falls man sie verkauft.

Nach der Konferenz bin ich mich Carina weiter gereist. Das ist sehr spannend für eine einsame Wölfin, wie mich, die sich oft nicht nach anderen richtet und einen sehr speziellen (nicht gerade komfortablen) Reisestil hat. Ich habe also beschlossen einfach mit Carina mit zu gehen und mich darauf einzulassen den Bus statt des Zugs zu verwenden weil man da mit nicht so oft umsteigen muss oder nicht zwei Stunden durch die Stadt zu laufen, um das bestaussende Restaurant zu finden oder die grösste Umstellung zu akzeptieren, dass sie jeder Zeit auf ihrem Natel etwas nachschlagen kann (für mich hinterlässt das noch immer den Geschmack von cheaten in einem Computerspiel, doch die grösste Abneigung kam wahrscheinlich daher, dass ich Angst hatte davon abhängig zu werden, mich an das Praktische zu gewöhnen, was dann doch nicht ganz geschehen ist). Nur beim Airconditioner blieb ich strikt. Erstens weil es Energieverschwendung ist und zweitens, weil ich mir in Russland tatsächlich eine üblere Sache mit der Luftröhre zugezogen habe und Airconditioning das Schlimmste ist, was ich meinen Atemwegen antun kann. Und ich muss sagen es war cool und hat riesigen Spass gemacht mit ihr, aber nun freue ich mich auch ein paar Tage alleine zu sein bis Nico kommt.

So wird das Wasser in Israel gewärmt. Uns wurde gesagt, dass in neuen Häusern das Erwärmen des Wassers durch die Sonne Pflicht ist.

Von Haifa ging es als erstes nach Akko. Akko ist eine alte Stadt mit einem arabischen Markt und hat mir extrem gut gefallen. Es war fast, als wären wir in einem anderen Land im Kontrast zu Haifa. Es gab fantastischen Hummus, frisch gepressten Granatapfelsaft und feine Datteln.

Es muss nicht immer Banksy sein.

Da es Freitag war liefen wir allerdings voll in Schabbat rein. Der Zug fuhr um 13 Uhr das letzte mal, Busse zurück nach Haifa gab es noch länger, doch dort innerhalb keine Verbindung mehr. Schon krass, dass dies in einem doch so entwickelten Land «funktioniert», dass von Freitag Nachmittag bis Samstag zum Sonnenuntergang das Land einfach still steht. Oder zumindest die öffentlichen Verkehrsmittel. Viele haben ein Auto und es gibt Araber, die Taxi fahren. Und in Haifa fahren noch einige Busse auch am Schabbat. Allerdings war es interessant zu sehen, wie die Ortodoxen so sichtbar wie möglich die Nase gerümpft und den Kopf geschüttelt haben, als der Bus vorbei fuhr. Aber das war erst am Samstag, denn am Freitag gab es zumindest für uns keinen Bus mehr, um nach Hause zu kommen.

Bahá’í Gärten in Haifa. Wobei nur von unten fotografiert. Soll eine sehr reiche Religion sein, die 1844 ihren ersten Anhänger fand.

Posted in Deutsch | Leave a comment

Baikal Love

Ich steige aus dem Zug aus. Es gibt noch ein paar Südkoreanische Touristen, sonst nur Russinnen und Russen. Mir sieht keiner an, dass ich nicht von hier bin. Eine Südkoreanerin fragt mich nach dem Weg. Als ich ihr nicht antworten kann, zückt sie ihr Smartphone, fotografiert den Bus und steigt wenig später ein.

Der Fluss Angar am Dampfen.

Die Übersetzung und alle Informationen auf dem Bildschirm. Wie einfach könnte es doch sein. Ich indessen laufe einfach mal. Ich weiss, dass ich Richtung Osten muss, komme über die Brücke, die den Fluss Angar überquert und weiss warum ich laufe.

Schon auf der Brücke wurde ich ein Fan von Irkutsk und das obwohl ich gerade mal 30 Stunden dort war.

Der Fluss raucht. In der Mitte hält sich wacker ein Fischer. Es ist kalt, aber überwältigend schön. Ich bleibe einfach stehen und geniesse das Spektakel zusammen mit der untergehenden Sonne.

Und das ganze von noch etwas Näher.

Danach gehe ich automatisch schneller. Meine Regenjacke ist schon steif, da gefroren. Die Worte der Frauen aus dem Zug hallen in meinem Kopf nach, damit wirst du nicht überleben. Innerlich lache ich, geniesse und leide zugleich. Wobei sich die Balance langsam von Geniessen in Richtung Leiden verschiebt, denn es ist kalt und ich weiss nur, dass es ein Hostel an der Leninstrasse gibt, die – wie ich herausfinde – einmal quer durch die ganze Stadt geht.

Eine Kirche, die ich passiere.

Ich laufe also einfach auf gut Glück und verfluche mich manchmal dafür. Der Rucksack hält meinen Rücken warm, die zwei paar Hosen tun ihren Dienst. Ich danke Kristina für ihre Handschuhe, nur das Atmen ist so schwer. Aber ich kann mir kein Tuch vor den Mund halten, denn dann ist automatisch meine Brille beschlagen. Langsam kriecht leise Panik in mir hoch. Um vier Uhr beginnt der deutsche Stammtisch im Restaurant Baikal Love. Dort wollte ich hin und ich habe keine Ahnung, wo dieses Restaurant ist.

Eines der wunderschönen Holzhäuser, das einzige, das ich fotografiert habe, denn bei der Kälte ist jedes Foto eine Überwindung.

Du wirst es schon finden, haben die zwei auf Wanderschaft gesagt und tatsächlich. Plötzlich stehe ich einfach davor. Eine bunt gemischte Runde aus Muttersprachlern und Einheimischen sitzt zusammen. Das Essen ist herrlich und es ist warm. Langsam taue ich auf, komme in Fahrt und erfahre, dass es ein schönes Hostel gerade beim Baikalsee gibt. In Listvjanka. Ich versuche noch den Bus dorthin zu erwischen, treffe auf der suche auf eine alte Frau namens Galina und verpasse den letzten Bus um gut eine Stunde, denn er war bereits vor 18 Uhr gefahren.

Ein Holzhaus im Bau.

Also besuche ich Galina, die mir ihre Adresse gegeben hatte. Ihr Sohn bringt mich später ins Hostel, wo wir – der einzige andere Gast, die Hotelangestellte und ich – eine Kneipentour starten. Diese macht allerdings einen groben Strich durch meine Rechnung, am nächsten Tag früh aufzustehen und zum Baikalsee zu fahren. Als ich aus dem Bett krieche ist nämlich schon 10 Uhr. Ich ziehe alles an, was ich anziehen kann und mache mich auf den Weg zum Bus. Mitten drin drehe ich jedoch auf dem Absatz um.

Und ein Eispalast im Entstehen.

Ich entscheide einfach hier zu bleiben. Irkutsk ist interessant, ich habe noch genau bis 4 Uhr morgens Zeit hier und sollte keine Angst haben irgendeine Sehenswürdigkeit zu verpassen, denn bisher war ich sowieso nur davon enttäuscht worden. Also stürze ich mich befreit und entsprechend glücklich ins Stadtgetümmel, kaufe mir draussen auf dem Markt Handschuhe, dieselben Socken, welche die Verkäuferin auch trägt und einen Schal und merke wie sich mit der Zeit meine Zunge wie verbrannt anfühlt, denn heute ist noch kälter als gestern. Zwei Stunden scheinen das oberste Limit zu sein, um draussen herum zu laufen.

Die Hintertür anschauen.

Als Ungläubige schleiche ich in mehrere Kirchen hinein. Dort ist warm und es riecht gut. Jedes Mal zünde ich eine frische Bienenwachskerze an, erfreue mich ab der Heiligkeit des Orts und fühle mich gleichzeitig wie eine Diebin, die sich hinein stiehlt.

Durch den Zaun hindurch gespäht.

Draussen bauen sie ganze Paläste aus Eis auf, beziehungsweise sie beginnen gerade damit. Ich gehe Richtung Fluss, während die Sonne dem Horizont entlang schleicht. Aber ich möchte nochmals sehen, wie der Nebel aus dem Fluss kriecht und das tu ich im Norden der Stadt. Das Wasser ist hier in allen drei Formen sichtbar.

Die Brücke am Fluss.

Meine Lunge schmerzt, doch das ist es wert, die Kälte macht das ganze Erlebnis bloss intensiver. Dennoch all die Autos, die an mir vorbei rauschen, helfen nicht auf dem Rückweg, also begebe ich mich in Seitengassen, um dem zu entkommen. Ich beobachte Eisblumen an den Fenstern der alten Holzgebäude.

Der Blick von der Brücke in Richtung des Mahnfeuers.

Ich wundere und bewundere, bis ich einen alten Mann sehe. Im ersten Augenblick scheint alles normal, Passanten ziehen vorbei, doch beim zweiten Hinschauen, erkenne ich die Schieflage. Er ist zwischen seinem Stock und einer Hauswand und bewegt sich nicht. Wenn ich sein Gesicht richtig lese, dann ist leise Panik zu sehen. Ich bot ihm meinen Arm an. Er versteht nicht, spricht undeutlich. Ich hake nach, dann warte ich einfach ab. Bis er mir seine Stofftasche gibt. Dort drin sind instant noodles. Danach gibt er mir zu verstehen, dass ich mich neben ihn stellen soll. Er nimmt meinen Arm. Da merke ich dass er wie Espenlaub zittert, dass seine Jacke noch dünner ist als meine. In Tippelschritten geht es voran. Ich darf auf keinen Fall das Gleichgewicht auf dem eisigen Boden verlieren und er atmet jetzt schon schwer. Was wenn er mitten drin umkippt und stirbt? Wenn ich da jemandem etwas erklären sollte? Frage ich mich unweigerlich, scheuche den Gedanken aber brutal zur Seite und konzentriere mich einzig und allein genau das Tempo zu halten, welches der Mann möchte. Ich biege dort, ab wo er mich hinlenkt, einzig und alleine darauf konzentriert. Das hilft mir auch auszublenden, dass der Mann eher verwahrlost aussieht und seine Nase wie ein Wasserhahn tropft. Das ist gut so, denn normaler Weise habe ich tatsächlich grosse Mühe über solche Oberflächlichkeiten hinweg zu sehen. Mit der Zeit lässt das Zittern etwas nach. Uns kreuzt eine Frau. Sie sagt ein Wort und dann djevoschka (Mädchen), womit zweifellos ich gemeint bin und ich glaube es war etwas sehr Nettes, denn sie war eine der wenigen Russinen, die mich gleich angelächelt haben, doch ich weiss es nicht. Sonst erscheinen die meisten im ersten Moment eher strikt. Besonders draussen auf der Strasse. Ich gehe mit dem Mann bis zu einer Metalltür, die ich für ihn öffne. Er möchte eindeutig nicht, dass ich hineinkomme, noch möchte er, dass ich hinein schaue. Das respektiere ich und lasse ihn. Er sagt zweimal “spasiba” (danke) und ich weiss, dass ich das richtige getan habe.

Alle drei Formen von Wasser.

Beflügelt von der guten Tat, irre ich durch die Stadt und komme so viel zu weit vom Hostel weg. Aber wenigstens finde ich gefrorenen Sanddorn mit dem ich im Zug dann Tee machen kann und kaufen noch Proviant ein. Dennoch habe ich als ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder im Baikal Love sitze das Gefühl, dass ich mir Atemwege und Lunge erfroren habe. Die Schmerzen sollten auch noch die nächsten vier Tage anhalten, ehe es wieder besser wurde.

Langsam kriecht der Nebel vom Fluss hoch…

Seis drum, eine heisse Suppe, ein Tee und ein paar Omletten später fühle ich mich wieder lebendig. Im Baikaler Hostel ist heute niemand mehr. Nicht mal Jeva, aber ich denke sie hat noch den schlimmeren Kater als ich gehabt und wurde am Morgen danach ziemlich vom Hostelmanager zusammen gestaucht.

…und eine Kirche schält sich aus dem Dunst.

Ich verkrieche mich also direkt in meine Bett, denn ich muss mitten in der Nacht aufstehen, um den Zug nach Moskau zu erwischen. Denn eigentlich dachte ich, dass ich für 23:30 Uhr gebucht hatte, doch habe ich schnell herausgefunden, dass dies Moskauer Zeit ist. Ein Fehler der einem nur einmal passiert.

Und hier die Kirche inklusive Kamerateam beim oberen Eingang.

Posted in Deutsch | Leave a comment

Der sibirische Atem

Lidia brachte mich auf den Zug. Ich hatte zweite Klasse gebucht, denn er war so günstig, dass ich der dritten nicht traute, denn es liess mich unweigerlich an meine Erfahrungen in Kasachstan denken. Wäre allerdings gar kein Problem gewesen. In der zweiten Klasse hat man einfach ein eigenes Abteil mit drei anderen Damen zusammen, in der vierten ist es offen und es gibt noch zwei Betten mehr an der Seite.

Bahnhoft in Vladivostok. Da wusste ich noch nicht, ob es erlaubt ist von Russischen Bahnhöfen Fotos zu machen. Also hat Lidia gefragt. Es ist ok.

Es begann also. Das “Abenteuer Transsib”, ein Traum von mir und das so richtig. Draussen ist alles gefroren. Ich spüre den sibirischen Atem. Aber im Zug sorgen 28°C dafür, dass der Rest meiner Geschenke (Schokolade) gnadenlos vor sich hin schmilzt.

Der Zustieg aus Kamtschatka und das erste, was ich aus der Transsib sah. Der Sonnenaufgang hinter Khabarovsk.

Ich schlafe viel – denn der Russisch-Intensiv-Kurs, den ich gewollt oder nicht dazu bekomme, macht mich sehr müde – und dann sitze ich am Fenster und schaue nach draussen. Die erst nur gefrorene und dann verschneite Landschaft zieht an uns vorbei. Birkenwälder, Industrie und (halb-) gefrorene Flüsse, erstrahlen in den wenigen hellen Stunden des Tages im blendenden Sonnenlicht.

Nur Tierspuren und die ersten paar Tage noch viel Sonne.

Zwischen unserem Wagen und dem Speisewagen herrscht Sibirischer Winter.

Der sibirische Atem zwischen den Wägen.

Das Essen im Speisewagen ist ok, aber nicht überwältigend. Aber man sieht hier ein bisschen die anderen Reisenden. Unsere kleine Familie im Abteil ist aber so verschworen, dass ich mich kaum mit anderen unterhalte.

Der Speisewagen.

Denn eine interessante Reisegesellschaft hat sich zusammen gefunden. Da ist erstmals Sveta, 26. Eine Möbeldesignerin, die zu ihrer zweijähriger Tochter zurück reist und ein bisschen Englisch spricht. Mit ihr unterhalte ich mich am meisten, aber zwischendurch zeichne ich auch einfach in ihr Tagebuch und sie in meines. Sie lebt in Kamkatschka, möchte aber viel lieber in Kaliningrad sein und ist mit einem Mann verheiratet, den sie nicht immer hübsch findet. Mit ihr verfliegt die Zeit, wir lachen viele auch wenn wir nicht verstehen und sie hat ein unglaublich gutes Auge für Fotos.

Sveta ist Burjatin und ich kann sehr viel von ihr lernen.

Das zweite ist Elvira. Sie ist 77 Jahre alt und war eine plastische Chirurgin, deren Mann sehr früh verstorben ist und die ihre beiden Töchter dann selber durchgefüttert hat. Sie besitzt eine wunderschöne Stimme, die sehr viel Volumen haben kann beim Singen. Aber ich lausche auch unglaublich gerne, wenn sie uns russische Gedichte vorliest. Und obwohl Elviras Augen von einem langen Leben berichten, wirken sie liebevoll und wach und ich hätte ihr die 77 Jahre niemals gegeben. Leider spricht sie nur russisch. Also lausche ich ihren Geschichten einfach zusammen mit Sveta, ohne viel zu verstehen.

Leider verlassen die beiden nach rund drei Tagen den Zug und ich erhalte neu Gesellschaft. Dieses Mal habe ich weniger Glück, also liege ich viel auf meinem Bett, das oben ist und lese, denn obwohl das System, um die Betten hochzuklappen wirklich ausgeklügelt ist, so machen sie keinen Gebrauch davon, sodass ich mich nirgendwo hinsetzen kann.

Ein fast ganz gefrorener Fluss, gelb-grünlich schillernd und vorne unser Zug.

Auch penetrantes Herumstehen bringt sie nicht auf die Idee mal ein bisschen Platz frei zu geben. Eine Chefin mit ihren beiden Angestellten. Wobei die eine Angestellte, ein bisschen erzählt. Sie wirkt nicht sehr zufrieden.

Und jetzt einfach ein paar Fotos, damit ihr euch vorstellen könnt, wie es unterwegs ungefähr aussieht:

Wirbel im Gras, festgefroren.

Unterwegs noch fast ohne Schnee.

Rote Wälder ziehen flux vorbei, um den nächsten Platz zu machen.

Zwischendurch mal ein Dorf. Kaum Menschen, wenig Tiere, aber der Rauch aus den Häusern verrät, dass hier gar nicht so wenige Menschen leben.

Leben am Rand der Schienen.

Und dann steige ich an einer Station kurz aus. Aber nur kurz, denn die Kälte schlägt mir entgegen.

An irgendeinem Bahnhof. Bei den grösseren haben wir immer 20 Minuten Aufenthalt. Was ich nutze um mich Auszukühlen, andere zum Rauchen.

Ein Fotos…

Am gleichen Bahnhof. Die Sonne ganz flach.

zwei Fotos und schwups wieder rein in den Zug.

Zwischenstopp in der Nacht.

An all den Stationen wird Eis weggeschlagen und gewartet. Kein Wunder verkehren die Züge trotz den Temperaturen, unglaublich zuverlässig und pünktlich.

Hier gilt es Sveta tschüss zu sagen.

Viele Häuser und Bahnhöfe, sind bunt, wenn es denn welche hat. Was wunderbar in die Landschaft passt.

Der erste Blick auf den Baikalsee und alle Lachen.

Da bin ich schon fast an meinem Zwischenziel Irkutsk.

Wild. Schön.

Erst das Ufer ist gefroren. Beim See wird das noch bis Mitte Januar dauern.

Ein Güterzug, beziehungsweise ein Teil davon, denn die Güterzüge hier sind unendlich lang. Einmal habe ich gezählt. Ein eher kurzer und über 100 Wagen sind an mir vorbei gerauscht.

Allerdings fahren wir weiter, denn Irkutsk ist nicht wie von mir vermutet direkt, am See, sondern weiter westlich. Als ich aussteige werden -20°C angezeigt. Es ist 15:30 Uhr und die Sonne geht gerade unter.

Irkutsk Bahnhof.

 

Posted in Deutsch | Leave a comment

Die gefrorene Trinkflasche – Vladivostok

Von der Fährstation ging es ins Hostel. Lera hat mich mit dem Taxi mitgenommen, doch die Strecke hätte ich problemlos laufen können. Im Hostel gab es wie an den meisten Orten heisses Trinkwasser. Aus einer Mischung aus heissem und kaltem Wasser, habe ich meine Trinkflasche gefüllt und dann begann das Herumwandern. Nach rund zwei Stunden kam ich zurück ins Hostel. Was vom Wasser übrig geblieben war, war gefroren.

Die ersten Vorbereitungen für Neujahr. Weihnachten wird ja in Russland schon lange nicht mehr gefeiert. Aber Neujahr mit Djed Moros.

Nun ihr könnt euch vorstellen, dass man wenn man ohne zu Fliegen von Japan in die Schweiz reist, kein Zusatzgepäck haben möchte. Das Einzige, was ich mir gegönnt habe war meine Kamera und eine Flasche japanischen Whisky für Nico. Also blieb kein Platz für eine Winterjacke oder Zusatzkleidung, zumal ich mir nicht einfach etwas kaufen wollte, das ich danach wegwerfe. Die Kleider die ich dabei hatte waren folgende:

Die Steine, die sich plötzlich bewegt haben beim Leuchtturm südlich von Vladivostok, entpuppen sich als ca. 7 Seelöwen, die sich im Wasser tummeln. Ein Grund gebannt zu verharren bis die Zehen schmerzen und man doch wieder zurück in die Wärme geht.

Jeans, Trekkinghose, Merinoträgertshirt, Merinotshirt, Cashmirpulli und Wollpulli. All das kombiniert hält sehr warm bis der leiseste Windhauch kommt. Darum zog ich meine Regenjacke darüber. Zudem hatte ich dünne Handschuhe von Kristina bekommen und zog meine Velohandschuhe einfach drüber. In den Wanderschuhen trug ich einfach dicke Socken. Damit überlebte ich die -20°C mit Wind als Kristina und ich am Meer auf den Sonnenaufgang warteten einigermassen.

Ein am Strand fest gefrorener Tintenfisch.

Zum Glück war es in den Häusern allerdings sehr warm, sodass ich jeweils ungefähr zwei Stunden am Stück draussen herum wanderte und danach irgendwo in der Wärme wieder auftaute.

Eine bereits gefrorene Bucht. Noch nicht stabil genug, um darauf zu laufen, dafür mit Weihnachtsgruss.

Vladivostok hat mir sehr gut gefallen. Vielleicht weil ich hier auch viele Leute kannte. Lera und Kristian von der Fähre und Lidia von Georgien. Sie macht Walforschung hier und ist eine sehr spannende Zeitgenossin. Im Hostel hatten sie sich bereits gefragt, denn ich kam mehrmals pro Tag mit verschiedenen Leuten im Schlepptau und verschwand wieder.

Ich fand zwei Gesellen auf der Wanderschaft im Hostel, die einige interessante Dinge zu erzählen hatten. Allerdings hatte ich ein wenig den Eindruck, dass bei ihnen das Reisen im Vordergrund stand und nicht die Wanderschaft. Dennoch, sie waren ganz ohne Natel unterwegs und hatten auch noch weniger Kleidung als ich, daher fasste ich Vertrauen, dass ich auch den Rest von Russland überleben kann.

Beim Wandern durch die Stadt mit einem Filmstudenten aus Südkorea.

Posted in Deutsch | Leave a comment

Der Bogen mit der Fähre um Nordkorea

Von Seoul gings mit dem Zug nach Donghae. Eine schöne Fahrt. In Donghae gibt es allerdings nicht gerade viele Möglichkeiten unter zu kommen. Aber zum Glück hatte ich den Tipp erhalten, dass man in öffentlichen Bädern auch übernachten kann, für den Notfall hatte ich also einen Plan, fand dann aber doch sehr einfach etwas nördlich des Bahnhofs im Zentrum des Ortes.

Ausblick aus dem Zug unterwegs.

Boutiquehotel Picasso, wobei sie dem Künstler in keiner Form und Weise gerecht wurden. Aber das Frühstück war hervorragend und es hätte einen Whirlpool gegeben, wenn ich das früher herausgefunden hätte. Stattdessen lief ich eine Stunde nach Norden, um herauszufinden, ob ich wirklich den richtigen Hafen im Visier hatte (jenen im Süden beim Bahnhof), denn die Angaben waren nicht eindeutig. Und ja Süden war richtig.

Ein interessantes Menü mit Fischhirn?

Dann gönnte ich mir ein letzte koreanische Menü inklusive Hummer, Fischhirn oder was auch immer da oben auf liegt. Aber natürlich wusste ich wie immer gar nicht was ich bestellt hatte. Es war auf jeden Fall sehr gut und nicht zu scharf. Zumindest der grösste Teil der Speisen.

Impression aus Donghae.

Am nächsten Tag ging es auf die Fähre. Und sie hatten sich mal wieder etwas tolles ausgedacht. Warum nicht auch auf der Fähre Messer, Nagelscheren und Glasflaschen verbieten. Ich meine das macht ja auch unglaublich viel Sinn, wenn sie im Duty free wieder Glas verkaufen. Aber einfach mal stumpf von den Flugzeugen übernehmen. (übrigens nur in der Richtung von Südkorea nach Russland, anscheinend nicht auf dem umgekehrten Weg) Seis drum ich habe also meine Flasche mit japanischem Whiskey mit allem gepolstert, was ich konnte, meine zwei Sackmesser dazu gelegt und gebeten mit dem Häufchen (2.3 kg) zwischen all den Panzerkoffern (30-60 kg) vorsichtig umzugehen. Es bekam einen netten Kleber «zerbrechlich» und kam tatsächlich unversehrt an.

Bei dieser Gelegenheit hatte ich auch schon die erste Bekanntschaft mit einer Russin gemacht. Lera hat einen Freund in Korea und pendelt darum des Öfteren hin und her. Und sie erinnert mich gerade an mich, als ich Japan verlassen habe.

Industriegebiet von Donghae.

Kurze Zeit später traf ich auch noch Kristina. Sie ist 42 und hat eine 21-jährige Tochter, die sie alleine gross gezogen hat. Bisher hat sie ihr ganzes Leben anderen Personen gewidmet. Aber nun ist ihre Tochter verheiratet und ihre Mutter verstorben und sie sucht den Sinn ihres eigenen Lebens, damit sie nicht zur Last für ihre Tochter wird. Eine sehr reflektierte, intelligente, unglaublich herzliche Person, die ich je besser ich sie kennen lernte, um so mehr ins Herz geschlossen habe.

Auslaufen aus dem Hafen.

Sie war auch jene Person, die mich ins Bett brachten, nachdem ich mich komplett seekrank mehrfach über die Reling hinüber übergeben hatte. Und das obwohl nicht mal so ein heftiger Sturm fegte. Aber die Schärfe das koreanischen Essens machte mir zu schaffen, daher hatte ich an dem Tag nichts gegessen. Das ist etwas vom Schlimmsten, was man tun kann. Darüber hinaus hatte ich irgendein Mittel gegen Seekrankheit bekommen, das ich vielleicht nicht vertragen habe, denn richtig übel würde mir erst nach der Einnahme dessen und wir machten einen sehr weiten Bogen um Nordkorea. Sprich wir waren draussen auf hoher See. Seis drum ich schlief danach 12 Stunden am Stück und wachte danach munter wieder auf.

Auf Deck, wo man nicht lange verweilt denn es ist sehr kalt. Ein eisiger Wind pfeift schon in Südkorea.

Dies verkürzte auch die Überfahrt auf dem vollen Schiff, das sogar eine Sauna gehabt hätte und viele usbekische und tadschikische Gastarbeiter beherbergte. Diese waren wahrlich anders als die Russen. Es war mehr Vorsicht geboten. Sie schauten einen als reich und verrucht an. In Russland schien das alles viel entspannter. Niemand hatte Dollarzeichen in den Augen, wenn ich sagte, dass ich aus der Schweiz komme. Was mir sehr gefiel. Sie scheinen ein gewisses nationales Selbstverständnis zu haben, dass nicht die ganze Welt rund herum besser ist.

Posted in Deutsch | Leave a comment