Die Stadt des Handwerks

Als ich in Takaoka ankomme, weiss ich schon das mir dieser Ort gefallen wird und das obwohl es im Regen eher trist wirkt. Aber die Stadt hat eine gute Grösse, um sie zu Fuss zu erkunden und es gibt einige Dinge zu sehen. Mit dem Daibutsu Ryokan hatte ich zudem einen Volltreffer gelandet. Leider weiss ich allerdings, dass ich nicht spontan noch eine Nacht länger bleiben kann, denn das Wochenende steht bevor und damit ist es ausgebucht.

Das absolut fantastische Essen im Ryokan. Alles frische Zutaten.

Seis drum ich geniesse das hervorragende Essen, das ich im Zimmer auf einem der traditionellen Tabletts serviert bekomme. Danach bin ich glücklich. Es wird allerdings noch besser, denn ich gehe ins Ofuro (Bad) und treffe dort Taeko. Wir sitzen beide in einem Bad und versuchen uns zu unterhalten. Sie spricht etwa so viel Englisch, wie ich Japanisch und fragt mich sobald sie herausgefunden hat, dass ich etwas Japanisch spreche:

“Was ist dein Lieblingswort auf Japanisch?”

Im Yukata nach dem Bad. Wunderbar erfrischt und aufgewärmt. Denn es ist sehr kalt, da ich mich weigere mit dem Airconditioner den Raum zu heizen.

Ich glaube falsch verstanden zu haben. Aber sie wiederholt es und wiederholt es. Also doch richtig verstanden. Mir fallen spontan zwei coole Worte ein Nozomi (ich mochte den Klang davon, wusste aber zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es Hoffnung heisst) und Hanabi (Feuerblume, was ein Feuerwerk ist).

Ein Pinsel mit Animefiguren darauf.

Übrigens interessant, denn Satomis Mann hat mich wenige Tage später das gleiche gefragt. Als ich die Frage allerdings erwidert habe, hatte er selber gar kein Lieblingswort. Nach einem Tag Bedenkzeit, hat er mir Shunkashuto genannt. Die vier Jahreszeiten. Ich habe also Satomi gefragt und sie meinte, dass es eine Sendung im Fernsehen gibt, wo sie Touristen Fragen was ihr Lieblingswort ist. Schon interessant, denn in meinen Augen zeigt es wie sehr doch das Fernsehen die Leute beeinflusst, oft ohne dass wir es merken.

Die Treppe und Eingangshalle des Kunstmuseums von Takaoka. Einmal mehr eine spannende Komposition.

Fast alle Japaner, die ich getroffen habe, lieben die Schweiz. Und da kommt Heidi, ein Anime, den die meisten als Kinder geschaut hatten. In Indien dasselbe mit den Bollywood Filmen, die in der Schweiz gedreht wurden. Ich würde sogar so weit gehen die Theorie aufzustellen, dass die Japaner nicht nur weil sie eine Insel sind und jahrelang keine Ausländer hinein gelassen hatten, immer noch so eine unabhängige Kultur haben, sondern weil sie ihre eigene Filmindustrie haben. Das wird mir bestätigt von der Tatsache, dass die junge Generation, die oft amerikanische Serien schaut, davon beeinflusst zu sein wirkt.

Eines von vielen Bildern, das von Schülern der Kunstschule hier gezeichnet wurde. Dieses hat mir allerdings besonders gefallen.

Lustiger Weise habe ich in Takaoka einen älteren Inder getroffen. Rajesh, ein Richter und Poet aus Kashmir. Er ist zum ersten Mal alleine unterwegs und es entsteht eine extrem spannende Diskussion während wir durch den Regen zum Kunstmuseum waten.

Es regnet Regen und Blätter von einem Ginkgobaum. Zeit zum Verweilen.

Er ist sehr liberal denkend, reflektiert, besonnen, bis ich ihn zum Kashmirkonflikt befrage. Von einer Sekunde auf die nächste ist er sehr emotional und er weiss es selber. “Ich werde schon emotional, obwohl niemand aus meiner Familie oder von meinen Freunden gestorben ist. Du kannst dir also vorstellen, wie es anderen geht.”

Vielleicht eines der alten Lagerhäuser?

Danach wandere ich alleine weiter. Er möchte noch einen Tempel anschauen und ich habe ehrlich gesagt schon genug davon gesehen.

Natürliche Zensur durch die Linse, die beschlagen ist.

 

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