
Im Bus inklusive Fernseher, der die anderen Jahreszeiten zeigt. Sprich was man sonst noch sehen könnte.
Die Alpine Route. Was ist das? Eine Tour bei der man in ca. 6 Stunden einmal die Japanischen Alpen überqueren kann und das mit ganz verschiedenen Transportmitteln. Man fährt dabei sogar mit einem Trolleybus durch einen Vulkan hindurch. Ehrlich gesagt ist sie aber für Menschen, die sich schöne Berge gewohnt sind, im Winter nicht so speziell, denn an fast allen Zwischenstationen wo man sonst kleine Rundgänge machen kann, ist der Weg versperrt. Und vom Schnee hebt sich der Rauch, der durch die vulkanischen Aktivitäten aufsteigt nur marginal ab.
Es gibt dennoch einige sehr spannende Aspekte: Wie es organisiert ist, wie es vermarktet wird und die Technik der Transportmittel. In typisch japanischer Manier ist es natürlich nahezu perfekt organisiert. Man kann Fotos direkt aus dem Bus machen (und muss nicht mal aussteigen, kann aber auch nicht aussteigen) und sich in Schlangen vor den absolut pünktlich abfahrenden Bergbahnen einreihen, um zumindest in den Transportmitteln einen guten Platz zu ergattern. Dazu erhält man zu Beginn einen Fahrplan in die Hand gedrückt. Gruppen werden von Einzelpersonen separiert durchgeschleust.
Die Strasse ist trotz dem heftigen Schneefall der vergangenen Tage frei geräumt. Und natürlich spielt Shunkashuto eine zentrale Rolle. Das ist das Japanische Wort für die vier Jahreszeiten. Wir werden dem Wort später nochmals begegnen. Diese vier Jahreszeiten werden überall betont. Denn jeden Ort kann man viermal pro Jahr besuchen. Daher werden uns im Bus auch Videos vorgespielt wie die Gegend aussehen würde, wenn man sie zu den anderen vier Jahreszeiten besucht. Und siehe da, auch in mir entsteht der Wunsch nach mehr. Es funktioniert.
Eigentlich gemein, denn statt einfach den Moment zu geniessen, schürt es das Verlangen auch die anderen Jahreszeiten zu sehen. Den Frühling mit den Kirschblüten und dem Tunnel durch den Schnee, den Sommer mit dem Meer aus blauen Blumen und natürlich die wunderschönen Herbstblätter. Es ist das, was ich immer öfters beobachte und daher zu bekämpfen versuche. Wir werden überflutet mit Bilder von anderen, fernen Orten und fernen Zeiten, die darauf abzielen uns zu zeigen, dass wir mehr davon wollen. Wie eine Rolex oder ein Pelzmantel für andere Menschen. Etwas womit man sich schmücken kann. Und genau hier kann ich einmal mehr beobachten, wie ich drohe dem auf den Leim zu gehen. Und ich zwinge mich das zu ignorieren und das hier und jetzt zu geniessen.
Und es ist faszinierend. Die Transportmittel sind alt. Die Tunnels sind sauber, erinnern allerdings nicht an glänzende Durchgänge. Wasser tropft und die Kabel sind sichtbar. Alles ist einfach gehalten und da ist ein faszinierender Staudamm. Sehr imposant. Allein dafür hat es sich gelohnt.
Wobei der schönste Teil für mich erst später kommt. Nämlich als ich von der Alpenroute wieder zurück bin und einen lokalen Zug nach Takaoka nehme. Ich kann das ländliche Leben beobachten. Es ist spannend. Scheint sehr simpel. Doch noch etwas fällt auf. Die ganze Ebene ist vernebelt. Die Menschen verbrennen überall Äste und Laub. Das geht nicht gegen den «common sense» genau wie, dass alles tausendfach verpackt wird. Oder viel zu viel Chlor im Trinkwasser landet.