Ganz alleine

Schaut euch bloss diese Farben und Linien an.

Über einen kurzen Stopp in Kyoto ging es zurück nach Tokyo. Damit waren Nicos Ferien auch schon gezählt. Wie schnell vier Wochen doch verfliegen können und wie man sich sehr daran gewöhnt zu zweit zu sein. Eine plötzliche Angst beschlich mich. Langsam gilt es Ernst, ich muss alleine weiter. In Japan ist ja das eine. Da verstehe ich die Sprache wenigstens ein bisschen. In Korea und Russland ist aber etwas anderes. Und vor Russland haben mich einige Leute gewarnt. Mir wird klamm zu Mute. Seit jeher hat mich das nicht davon abgehalten Dinge zu tun, aber wohl war mir nicht bei dem Gedanken mich alleine der Ungewissheit zu stürzen. Vorbei an Nordkorea, quer durch Russland. Noch nichts gebucht, nichts geplant.

Bahnhof in Kyoto.

Ich reservierte also zumindest die Fähre von Donghae nach Vladivostok, denn die fährt nur einmal pro Woche und konnte meinen nicht vorhandenen Plan dann doch gehörig durcheinander bringen und dann genoss ich die letzten Tage mit Nico:

Die Architektur in Kyoto mit dem Kyoto Tower. Welch schöne Farbe!

Noch die letzten Modelle der Shinkansen-Züge anschauen gehen, die wir bisher nicht gesehen hatten.

Zwei innige Shinkansenzüge. Die neuesten Exemplare von 2017.

Und dann noch einen Jonastag geniessen. Das heisst allen Empfehlungen von Jonas nachgehen. Sprich Kimiryokan und eine ganz kleine, fantastische Isakaia in Shimabukuro zum Essen aufsuchen. Wie Jonas dieses Lokal gefunden hat, das nicht einmal für Japaner als Lokal zu erkennen ist, da nicht angeschrieben, bleibt mir ein Rätsel. Auf jeden Fall liebt der Besitzer das Kochen und das merkt man auch. Wir probieren also alles was er uns vorsetzt.

Der Meister der Isakaia persönlich.

Dann noch ein letztes Mal ins Sento (öffentliches Bad). Das Wasser ist 42 Grad und ich bin krebsrot nachdem ich wieder auftauche. Eine kühle Dusche ist das einzige, was hilft. Dann nochmals rein, schnell wieder raus. Normaler Weise treffen wir uns nach einer Stunde wieder vor der Tür. Dieses Mal stehen wir beide nach 30 Minuten wieder da. Alle Muskeln sind entspannt, aber für ein längeres Verweilen ist es schlicht und ergreifend zu heiss. Jetzt verstehen wir auch die Rezensionen, welche die automatische Übersetzung eher kryptisch gestaltet hat. Ja selbst für Eingeborene sehr heiss.

Ein letztes Mal Sushi und ein kleiner Einkaufsbummel.

Lancierung einer neuen Jeanskette. Es ist eben erst fertig gestellt. Ich frage den Künstler, ob ich es fotografieren darf und er will mir gleich so viel Infos dazu geben, als wäre ich eine “Bloggerin”. Ich grinse innerlich. Denn Verkaufszahlen werde ich ihm keine bescheren.

Dann geht Nico zum Flughafen, ich buche mein nächstes Hotel für die Nacht in Takaoka (man will ja nicht noch mehr Unsicherheit, wenn man so plötzlich alleine unterwegs ist) und nehme am frühen Nachmittag einen Zug. Er bringt mich an Nagasaki vorbei. Wir flitzen durch herbstliche Hügel. Es ist wunderschön. Obwohl Regen angesagt gewesen wäre. Erst da bemerke ich, dass ich die falsche Nacht gebucht habe, denn ich habe einfach das erste Datum gewählt, welches der Folgetag war. Spontan steige ich also in Toyama aus, frage an der Touristeninformation nach Informationen über die Alpenroute, erhalte einen kompletten Fahrplan, einen Rabattschein und den Tipp noch in Toyama etwas zu Essen, da in Tateyama wahrscheinlich alles geschlossen ist. Ich esse fantastische Soba im Banhofslokal und warte danach in einem eher kalten Warteraum für zwei Stunde auf den kleinen, charmanten Lokalzug nach Tateyama.

Der Zug nach Tateyama, inklusive Fotografin.

Tateyama ist ein Touristenort, der vollkommen ausgestorben ist in dieser Jahreszeit. Ich bin die einzige Person, die noch in dem Zug verbleibt. Es ist die Endhaltestelle. Nur ein Hotel hat noch geöffnet und ich finde es nicht. Dafür die ersten Vorboten von Weihnachten. Es ist eisig kalt. Wieder muss ich Panik niederkämpfen. «Jetzt stell dich nicht so an. Du hast schon ganz anderes überstanden.» Ermahne ich mich und versuche wieder in den Reisemodus zu kommen. Ich finde einen Laden, laufe ein paar Mandarinen und frage die Besitzerin wo das Hotel ist. Zwei Häuser weiter. Phu. Ich hatte es bloss nicht erkannt.

Ankunft im komplett verlassenen Endbahnhof. Ich steige als einzige aus. Der Zug fährt gleich wieder zurück. Ich sitze also fest.

Als ich eintrete, werde ich erwartet. Aber das Hotel ist komplett leer. Tja. Da bin ich also wirklich alleine.

Der Bahnhofplatz.

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