Nico kam an und ich schickte ihn gleich in die Wüste und mich mit ihm. Und zwar genau genommen nach Yeruham. Ausser einem Hostel gibt es da nicht so viel. Besonders an Schabbat, wenn einfach alles geschlossen ist von Freitag ab 14 Uhr bis Samstag wenn die Sonne untergegangen ist. Und mit allem meine ich wirklich alles. Läden – das kennen wir ja noch in der Schweiz – Restaurants, öffentlicher Verkehr, also fast alles, was man als Reisender mal so brauchen könnte. Taxis fahren zum Teil noch und Hostels sind offen.
Auf dem Weg kauften wir also noch eine Packung Pasta, eine Tomatensauce Avocado und Brot mit Zatar. Damit konnten wir überleben.

Der Start der Wanderung, vorsicht bei Regen, denn man läuft die Hälfte der Zeit an Orten, die urplötzlich zu einem reissenden Strom werden können. Auch wenn es nur oberhalb regnet. Die Wege sind gut markiert. Nur den Einstieg zu finden war etwas schwierig, beziehungsweise ohne Karte unmöglich.
Wir kamen da also mittel-gut vorbereitet an und da war Schula mit ihren Freundinnen, die ihren Geburtstag in dem Hostel feierte. Einige ältere Damen und ein paar jüngere. Die meisten sprachen Deutsch und wir hatten Schabbat nicht mehr zu fürchten, denn wir wurden die nächsten Tage durchgefüttert. Alle hatten zu Hause Essen vorbereitet und wir konnten alles mögliche probieren. Es war wunderbar.
Dafür standen in den kommenden Tagen lange Märsche unter der knallenden Sonne der Winter-Wüste (also für die Einheimischen wahrscheinlich überhaupt nicht heiss) an. Es war fantastisch. Sogar Nico, der normalerweise deutlich weniger motiviert ist zu wandern, als ich, hat es wahrlich genossen. Wir sind durch einen dieser Krater gelaufen und das war einfach so exotisch und eindrücklich und zwar für alle Sinne, dass die Kilometer nur so unter unseren Füssen dahin schmolzen. Wir starteten um 7 Uhr morgens und kamen zum Sonnenuntergang per Anhalter mit zwei Nonnen aus Bethlehem zurück.

Farbiger Sand und Schwester Stephania – die coolste und liebenswürdigste Schwester, die ich je kennengelernt habe. Sie läuft gerade zielsicher auf einen der Hügel zu, um sich darauf fotografieren zu lassen.
Wir tranken Wasser wie die Verrückten. Zum Mittag fanden wir zum Glück irgendwo einen Schattenplatz und sogar Nico wechselte von kurzen Hosen zu Beduinen-Stil und wir unterschieden uns vom Outfit her nur noch so weit, dass ich zusätzlich noch Handschuhe trug. Ansonsten war kein Teil unserer Haut direkt der Sonne ausgesetzt.
Irgendwann erkennt man, dass Wüste nich gleich Wüste ist. Diese Wüste hier mag im ersten Augenblick endlos, karg und weit erscheinen, doch schaut man genauer hin haben die dürren Dornenbüsche feine Blumen und der sand ist nicht einfach nur Sandfarbig, sondern gelb, rot, orange, violett, blau, schwarz oder grün.
Die Spuren von verschiedenen Tieren kreuzen sich im Sand.
Man erkennt wie die Lagen an Gesteinsmaterial sich aufeinanderschichten, die Falten, welches Material schneller erodiert wird.
Einen Tag später nahm und Schula noch zu einem anderen Ort in der Wüste mit, da viele Orte nicht so einfach ohne Auto zu erreichen sind. Dort sahen wir mehr, als wir je erwartet hätten. Eine ganze Horde Steinböcke von denen einer ein Einhorn war und Blumen in der Wüste. Schon spannend, wie sie es schaffen der Trockenheit zu trotzen.
Später traffen wir einen Israeli, der auf dem Israel Trail, einem Weg, der quer durch Israel führt und gemacht wurde um das Reisen im eigenen Land zu fördern. In meinen Augen eine ausgezeichnete Idee. Die meisten brauchen für diese rund 1000 Killometer zwei Monate. Dieser sah uns schon von weitem und meinte nur, dass er meinte wir seien Beduinen, denn «only arabs wear jeans in the desert.»
Noch ein Tag später sammelten uns Sissi und ihre Tochter Stephie auf. Sie kamen aus Korfu, sprachen aber ebenfalls deutsch und waren wunderbare Begleiterinnen in Mamshit – Eine der Ruinen entlang der Gewürzstrasse, denn Sissi ist Reiseführerin und was für eine: Sie weiss einfach alles, hatten wir den Eindruck, und das ohne zuvor etwas von Mamshit gehört zu haben. Denn sie kennt einfach die Zusammenhänge und erkennt Bauweisen und liebt ihre Arbeit.