Indonesia ahoi

Eine Hochzeit, eine Trekkingtour, mehrere Freinächte und schon schien alles vorüber. Mit leichtem Wehmut habe ich am 14.2. von allen in Bangalore Abschied genommen und bin in Richtung Flughafen gehastet, nicht ohne einen Teil meines Gepäcks zu vergessen.  Den Flug habe ich allerdings noch erwischt (ohne den Teil). Beim Umsteigen in Kuala Lumpur wurde es dann allerdings brenzlig, da ich erst sehr spät kapiert habe, dass es zwei verschiedene Flughäfen gibt und ich wechseln muss. Mit etwas Hektik ging alles glimpflich. Kaum in Indonesien habe ich meine EC-Karte im ATM stecken lassen, sie zum Glück aber nachgetragen bekommen.

Nicht vollständige Zusammenstellung der Leute, die ich in Indien getroffen habe: Abhishek, Manjushree, Narem, Chandans Mutter, Chandan, Nitin, Kokosnussverkäufer, Sara, Ulysses, Pallav (von links nach rechts).

Nun, meine Ankunft in Indonesien war also von Schlafmangel und Chaos geprägt, was sich seither glücklicher Weise wieder etwas gelegt hat.

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Madurai Busstand

Ich durfte für vier Tage mit nach Kovilpatti, um in kleinen Dörfern Befragungen bezüglich Gebrauch von einheimischen Holzarten durchzuführen. Von den Befragungen habe ich leider nicht viel verstanden, denn die Unterhaltungen fanden alle samt auf Tamil statt, aber ich habe einen guten Einblick ins ländliche Leben erhalten. Das Einschneidendste waren allerdings 6 Stunden Wartezeit am Busbahnhof in Madurai.

Ansichten eines Dorfes (=Patti).

15 Uhr: Ankunft am Busbahnhof. Ich überdenke meinen Vorsatz so wenig wie möglich zu fliegen eindeutig nochmals und erinnere mich gleichzeitig an die kleinen Dörfer unterwegs, wo es keine Toiletten gibt. Hoffentlich habe ich dasselbe Problem nicht auch hier? Männer können sich schnell mal am nächsten Busch entledigen, doch bezüglich Frauen ist es hier eindeutig verklemmter. Ich bin also leicht dehydriert weil ich mir nicht erlauben konnte dauernd aufs WC zu rennen.

15.10 Uhr: Die ersten 5 Bettler sind mit einem langsam resoluter werdenden chalo! (geh!) abgewimmelt.

15.20 Uhr: Eine Collegestudentin lächelt mich an, ich lächle zurück, sie lässt mich mit ihren Augen nicht mehr los. Erste Avancen einer Inderin. Zwecks meines festen Entschlusses mich nicht näher mit Männern einzulassen, kommt unweigerlich die Frage auf, ob das auch für Frauen gilt. Ja, die Antwort. Ihre zwei kichernden Kolleginnen unterhalten sich mit mir, ich erhalte einen Handkuss zum Abschied.

Blumen zu langen Girlanden (=Huvina Maale in Kanada, der lokalen Sprache in Bangalore) gebunden. Sie haben eine religiöse Bedeutung.

16.00 Uhr: Ich bin wieder alleine, schaue eine Weile zu, wie Huvina Maale hergestellt werden, geniesse die Zeit zum Nachdenken über die Feldarbeit der vergangenen Tage: Warum ist es so normal, dass Frauen für dieselbe Arbeit 100 Rs pro Tag erhalten, während Männer mit 150 Rs rechnen können? – Wieder Bettler, zwei Mädchen, die bestimmt mehr als 100 Rs pro Tag verdienen. Ein Problem? Weiterer Gedankensprung: Wer liest das hier überhaupt? Ich lache innerlich.

Herstellung von Kohle am Strassenrand. Vorne: Fertige Kohle, Mitte: Die eigentliche Herstellung bei einer bestimmten Temperatur (Fragt mich nicht, wie die das Messen, wird wohl Erfahrung sein), Hinten: Das zur Kohleherstellung bereitliegende Holz.

16.15 Uhr: Ist das anstrengend… Jeder scheint mit mir jeden zu wollen. Werde ich zurück in der Schweiz ein Aufmerksamkeitsdefizit haben, wenn ich mal ganz normal behandelt werde? Wie schaffe ich es jemals genug Privatsphäre auf meiner Reise zu haben? Wohl gar nicht. Zumindest wenn ich weiterhin mit den Einheimischen reise, die günstigen Busse nehme…

17 Uhr: Ich bin einmal mehr froh dicke Wanderschuhe mit hohem Profil zu besitzen. Zumindest, wenn man ein öffentliches WC besuchen muss. Beim hinausgehen wurden sie mir dann noch mit Wasser überschwemmt. Gegen den Gestank hat mich zum Glück der Besuch der Zürcher Kanalisation gewappnet. Da gibt e Einheimische, die sensibler zu sein scheinen. Hygienisch gesehen, sollte es allerdings in Ordnung sein.

17 – 18.30 Uhr: Ein Buch und ein Brief geben mir erstmals eine Verschnaufpause.

18.33 Uhr: Ich erkunde den Busbahnhof, der mehr wie ein Marktplatz erscheint und sollte endlich lernen nein zu sagen. Ich habe nicht jene Bananen bekommen, die ich haben wollte, sondern andere erhalten, die gelinde ausgedrückt nicht so schön waren. Dafür das Doppelte bezahlt.

18.40 Uhr: Jemand will mir die Hand schütteln und lässt sie kaum mehr los. Ich muss sie fast zurück reissen. Was lernt man daraus? Man muss auch nicht immer höflich sein und alles tun, was die Leute wollen. Also wenn ich hier alleine überleben will, dann muss ich noch sehr viel lernen, was ich wohl auch tun werde.

Die Paparazza mal selber erwischt. Foto gemacht von Chandan.

Zurück in Bangalore war ich froh nicht mehr so aufzufallen. Stattdessen hatte ich die Möglichkeit mir eine Modeschau und ein Tanztheater anzuschauen, was beides ausgezeichnet war. Aber Bangalore ist auch eine internationale Stadt.

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Newsflash

Hello world…

Goodbye Bangalore.

Noch eine Woche bleibt mir an dem Ort, der sich schon fast wie ein zu Hause anfühlt. Danach bin ich zu einer Hochzeit in Kerala eingeladen und gehe noch zwei Tage wandern, um am 14.2. nach Indonesien zu fliegen. Sprich mein Praktikum hat ein happy end gefunden, ich viel gelernt und bald heisst es wieder neues Land, neue Sprache, neue Menschen.

… Und damit vertröste ich auf bald, wo ich noch ein paar letzte kulturelle Eindrücke von Indien beschreiben möchte.

Botanischer Garten in Bangalore nach Sonnenuntergang.

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Weekendtrip to Hampi

Frohes Neues Jahr euch allen noch nachträglich. Ich hatte eine bunte Hausparty mit Verkleidung, Bollywood-Pop und All-Zeit-Kassikern. Dazu habe ich viel getanzt und mich köstlich amüsiert.

Bunter Tempel in der Nähe von Bangalore.

Danach war wieder Arbeitsalltag und einig kleine Ausflüge in die nähere Umgebung angesagt. An dieser Stelle muss ich vielleicht einmal sagen, dass ich mich hier schon richtig zu Hause fühle und glücklich bin. Das mag zu einem guten Stück an meinen Mitbewohnern liegen, die einfach fantastisch sind, denn diesbezüglich hatte ich ein unglaubliches Glück. Dennoch habe ich am Wochenende alleine einen Trip nach Hampi unternommen. Nun, fast alleine.

Sicht vom einem der Tempelhügel auf die Hauptanlage von Hampi.

Fast weil ich Unterwegs Ulysess – nein kein Grieche sondern ein Schweizer – und ein Inder Namens Manu aufgegabelt habe. Ulysess habe ich ich am Bahnhof kennen gelernt und er wirkte sympathisch, dass er im selben Schalfwagenabteil untergebracht war, erwies sich als grosser Zufall, wohl weil wir beide im allerletzten Moment gebucht hatten. Wir hatten noch bis Mitternacht geredet, da er am nächsten Tag Geburtstag hatte und haben damit unseren indischen Bettnachbarn leicht verärgert. Obwohl wir bemüht waren leise zu sein.

Meine beiden Begleiter auf dem Weg hinunter von besagtem Tempelhügel, erleichtert um zwei Flaschen Bier.

Natürlich mussten wir das am nächsten Tag noch ausgiebiger feiern. Aus diesem Grund haben wir uns noch Bier gekauft, um damit anzustossen. Oben auf dem Tempelberg angekommen war der perfekte Moment, so schien es, da kein Mensch zu sehen und die Aussicht auf die Landschaft fantastisch war. Ich fragte Manu  noch „dürfen wir das“, worauf er wissend antwortete „kein Problem“, doch eher weil es niemand sehen konnten, als weil es erlaubt war, doch das wusste ich da noch nicht, denn ungünstiger Weise hatten wir die Kamera übersehen, die montiert war. Kurze Zeit später erfuhren wir allerdings von dem technische Gerät, denn der Wächter kam zu uns und zähe Verhandlungen begannen, die zum Glück Manu für uns führte. Der Wächter drothe die Polizei zu verständigen – immer das Handy in der Hand haltend, der wir 5000 Rupies (ca. 100 CHF) zu bezahlen hätten, würde dies aber unterlassen, wenn wir ihm direkt 1200 Rupies auf die Hand geben würden. Manu nahm ihn zur Seite, handelte ihn auf 100 Rupies runter und bezahlte.

Wir haben nicht nur haufenweise alte Steine, sondern auch verschiedene Tiere gesehen: Hier ein fliegender Hund.

Lektion gelernt: 1. Einfach keinen Alkohol in Originalverpackung trinken 2. Genauer nachfragen 3. Ein Beamter, der nur droht seine Kollegen zu informieren möchte das eigentlich nicht, sondern sich eine gute Position bei der Verhandlungen ums Bestechungsgeld erarbeiten. Sonst hätte er dies bereits getan, also nicht gleich in Panik ausbrechen, aber ernst nehmen. Denn je weniger Leute involviert sind, desto besser.

Der Spitz eines Baumes, der essbar ist. Schmeckt ziemlich erfrischend.

Nach dieser anfänglichen Aufregung kletterten wir einen heissen, sonnigen Tag in den Ruinen von Hampi herum. Dieser Ort ist überwältigend. Eingebettet in eine atemberaubenden Landschaft aus roten Felsen, liegen hunderte von Steinen, die von einstigen Tempeln und Prunkbauten stammen. Hinter jedem Hügel lassen sich neue Ruinen entdecken und es scheint kein Ende zu geben. Leider wird überall davor gewarnt sich zu weit vom Zentrum zu entfernen, denn es soll anscheinend verschiedene Räuberbanden geben. Aber wir haben nichts dergleichen gesehen und einen gemütlichen Abend in einem fantastischen Restaurant mit Grillengezirp im Hintergrund verbracht.

Und zum Schluss noch etwas Kitsch, aber einmal muss so ein Sonnenuntergang einfach sein.

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Story of Nativity replayed

Irgendwo gleicht sich alles aus, oder nicht? Indien: das Land der Gewürze. Die Vielfalt ist gross, sie werden bunt gemischt und hinterlassen oft einen Gruss von Weihnachten. Im Gegenzug wird das Gemüse grösstenteils zu einem Einheitsbrei verkocht. Keine knackigen Karotten oder grünen Frühlingsziebeln, kein frischer Salat. Dafür indische Schärfe, ein Feuerwerk im Mund, zweifelsohne. Nord und Süd unterscheiden sich gewaltig bezüglich Essen. Im Süden hat man alle möglichen Arten von Dosa (hergestellt aus Kokosnuss und Reis), während im Norden eher jene Fladenbrote beliebt sind, die unter den Namen Fulka, Roti,… verkauft und mit Dhal und Curry zusammen gegessen werden. In Kerala haben wir allerdings ein interessantes Reisgericht vorgesetzt bekommen, was wiederum undefinierte Inhalte besass, denn auch meine indischen Freunde hatten die Sprache vor Ort nicht verstanden.

Fantastisches Essen, das wir an einem Touristenhotspot selbst für indische Verhältnisse fast gratis bekommen haben (umgerechnet 50 Rappen/Person inkl. dem hier nicht abgebildeten Fisch).

Wir sind also mit dem Taxi rund 350 km in Richtung südwesten gefahren, was uns ungefähr 50 Franken gekostet hat. Unter dem Gesichtspunkt, dass Benzin hier nicht bedeutend günstiger ist, als in Europa, mag man sich den ungefähren Lohn unseres Fahrers ausrechnen. Auf jeden Fall sind wir so in Kerala gelandet. Hier hat die kommunistische Partei das sagen und deshalb gelten in einigen Belangen andere Regeln, doch dies sollte bloss die Einleitung sein.

Fahrer, ich (die Zigarettenhalterin - die Eltern könnten das Bild ja sehen), Pallav (mein Mitbewohner) und Abishek posieren vor unserem Taxi.

In dem bisher beschriebenen Land, mag es also nicht überraschen, dass es zu einer eigenen Weihnachtsgeschichte kam. Wir hatten am 24.12. für die Strecke ungefähr 12 Stunden gebraucht, meine Erkältung machte mir zu schaffen und wir waren alle hundemüde. Endlich hatten Pallav und Nitin ein Hotel gefunden, in dem noch ein Zimmer frei war und das überdies sogar günstig erschien. Froh darüber fuhren wir dorthin. Allerdings herrschte Aufregung sobald sie mich sahen. “Das geht nicht.” – “Wir dürfen keine Ausländer aufnehmen.” Wir hielten es für ein schlechtes Geschäftsmodel und pilgerten weiter zum nächsten Hotel, doch überall erwartete uns dasselbe. Eine Ortschaft weiter ebenso. Nur ganz wenige Hotels haben die Berechtigung Nichtinder aufzunehmen und ich fiel definitiv in diese Kategorie. Da half kein gutes Zureden, keine Bestechungsversuche. Nach mehreren Stunden suchen hat mich ein Luxushotel für einen beachtlichen Preis aufgenommen. Natürlich durfte ich mit keinem Mann das Zimmer teilen, also blieb ich alleine im Hotel zurück.

Kühe mit blauen Hörnern, unterwegs.

Merry Christmas Mariane and cheers! Zum Glück hatte mir ein weiser und fürsichtiger Mensch einen Flachmann mit Schnaps mitgegenben, so hatte ich wenigstens etwas zum Trinken. Vielleicht war das auch nicht erlaubt, aber das konnte wenigstens keiner überprüfen. Dazu gab es noch  meinen Notvorrat an Tirgel und es war schon fast Weihnachten. Alleine irgendwo in dieser weiten Welt und es wird gewiss nicht das letzte Mal auf dieser Reise gewesen sein. Ich sollte vielleicht doch über ein Aufstocken meiner Alkoholvorräte nachdenken.

Feldarbeit, dahinter Kokospalmen.

Am nächsten Tag haben wir uns dann die Landschaft weit weg von jeglicher Zivilisation angeschaut. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch kein Schlagloch in der Strasse ausgelassen und haben im Nirgendwo dennoch hunderte von Touristen gefunden. Aber es war auch wirklich schön und ich habe sogar einen Elefanten in freier Wildbahn gesehen. Dennoch haben wir uns einstimmig dafür entschieden in einer Nachtfahrt nach Hause zu gelangen, statt uns nochmals auf die Hotelsuche zu begeben.

Schlange stehen für eine wackelige Bootsfahrt.

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Visitors and Pictures

Am Wochenende waren ein paar Freunde meiner Mitbewohner zu Besuch und nach einiger Zeit wurde das Spiel “I never ever did … ” vorgeschlagen. Es handelt sich dabei um ein Trinkspiel, wo jemand etwas aufzählt, was er nie gemacht hat (oder wenn man prahlen möchte eben doch auch selber vollbracht hat) und jeder der es schon einmal erlebt hat muss trinken. So sieht zum Beispiel jeder, ob jemand schon einmal fremd gegangen ist und so weiter. Nun ich habe es wenigstens geschafft, dass ich symbolisch Wasser trinken konnte. Ansonsten war es eigentlich ganz spannend, denn Inder und Europäer unterscheiden sich in dieser Hinsicht bloss wenig, mit der Ausnahme, dass alle abgewinkt haben, als ich sie darauf ansprach, ob ihre Eltern eine Ahnung davon hätten. “Die wissen noch nicht einmal, dass ich Alkohol trinke.” Zumindest in gewissen Kreisen, dennoch kann sich jener, dem eine Heirat-aus-Liebe gewährt wird wohl als glücklich bezeichnen.

Abendliches Zusammensitzen mit ein paar Freunden meiner Mitbewohner und Eindrücke der Wohnung.

Ansonsten gab es heute plötzlich einen Knall vor meinem Zimmer und Funken flogen. Ich schaute mich vorsichtig um. Da der Bildschirm augenblicklich schwarz wurde, war klar, dass die Stromverbindung aus war. Ich war zuerst leicht beunruhigt aber es schien wohl einfach etwas mit der Leitung gewesen zu sein. Was mich aber tatsächlich verblüfft hat war, dass es keine drei Stunden ging, bis alles wieder funktionierte.

Und ja am Wochenende haben wir eine Fototour durch Bangalore gemacht. Haben jeden Winkel zu entdecken versucht und sind dabei mitten in einer Demonstration der Radikalen Rechten gelandet. Allerdings war das für uns ungefährlich, obwohl sehr viele Leute beunruhigt schienen und ihre Läden entlang der Route geschlossen hatten. Dennoch es waren viele Frauen anwesend und eigentlich kümmerten sich alle mehr darum, dass wir Fotos von ihnen machen sollten, als um die Demonstration. Die meisten wussten wohl nicht einmal worum es ging.

Regierungsgebäude in Bangalore.

Hier also ein paar Eindrücke von unserem Rundgang.

Kuh vor dem Bangalore Palace, wobei der nicht drauf ist, da eine Fotobewilligung dafür ein Vermögen kostet.

Und dann noch ein paar Kinder aus armen Verhältnissen unter denen wir beinahe begraben wurden, wenn sie die Fotos anschauen kamen. Hier hat mein Australischer Begleiter gerade ein Foto gemacht und alle sprinten zu ihm hin, um es zu betrachten.

Fotos anschauen.

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Klassengesellschaft?

Erstaunlich. Ich war eigentlich der Meinung, dass ich schon weit gereist bin, hatte viel als Vorbereitung gelesen und dennoch habe ich wohl etwas wie einen Kulturschock erlitten. Das ist umso überraschender, als dass ich mich hier bisher fast ausschliesslich in der Mittelklasse bewegt habe. Das einzige, was ich sehr oft werde ist angebettelt und über den Tisch gezogen. Besonders die Rikshafahrer versuchen alles, aber auch Früchte auf dem Markt kaufen ist eine Sache für sich. Aber ich habe warmes Wasser, kann alle paar Tage duschen, bin jederzeit unter meiner indischen Nummer telefonisch und per SMS erreichbar, das Internet ist langsam, aber in einem akzeptablen Mass, ich hatte bis jetzt keinerlei Bakterien eingefangen und bis nur einen grösseren Unfall mit Chili zu verzeichnen. Der Abfall liegt überall auf den Strassen herum, Kühe suchen sich mitten drin ihr Fressen und dennoch ist dann plötzlich wieder alles sauber, denn eine Truppe von Menschen wischt und fegt morgens alles, bückt sich für jeden Zigarettenstummel und lässt nur Staub zurück. Auf dem Bild seht ihr, wo die Müllabfuhr am Werk ist.Ansonsten werden Trottoirs von Männern prinzipiell als Toiletten genutzt und entsprechend beissend ist der Geruch hin und wieder. Ich möchte gar nicht wissen, wie das im Sommer ist. Und ja Weihnachten steht vor der Tür, sagt meine Datumsanzeige, doch die nötige Stimmung dazu wird hier wohl nie aufkommen, obwohl durchaus auch einiges festlich geschmückt ist. Also verzeiht mir, wenn ihr keine netten Wünsche von mir bekommt.

Abgesehen davon gefällt es mir immer besser in meiner WG hier. Wir werden bald noch Zuwachs bekommen und es wird bestimmt kuschelig eng, aber das macht nichts. Ich fühle mich zu Hause und das ist die Hauptsache. Schliesslich muss ich es noch etwas geniessen, so lange ich sesshaft bin.

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Habits

Die gute Nachricht ist, ich habe ein Zimmer gefunden. Die schlechte Nachricht ist, dass ich dieses Zimmer mit allerhand Kleinstgetier (eine Art Ameisen, Flieglein, Mücken und Spinnlein, die in Heerscharen über den Boden ziehen) teilen muss. Wobei auf den zweiten Blick alles weniger schlimm erscheint, als auf den ersten. Aber meine drei menschlichen Mitbewohner sind toll, also bleibe ich sicher erstmals bis Ende Dezember dort.

Ansonsten pendelt sich langsam alles ein wenig ein. Ich habe meine Vorliebe für frische Kokosnüsse zum Frühstück entdeckt, besitze bereits ein Stammlokal fürs Mittagessen, wo sie mich kennen und ich mich jetzt einfach einmal quer durch die Karte probiere. Zwei feste Termin pro Woche habe ich ebenfalls: Am Dienstag gibt es jeweils Pasta-Essen bei einem Professor, der vor 30 Jahren von Lausanne nach Bangalore gezogen ist und eine Unmenge an Geschichten zu erzählen hat und am Mittwoch gebe ich einem Finanzexperten jeweils Deutschunterricht. Daneben unterhalte ich mich mit Leuten, die der festen Überzeugung sind, dass die Schweiz das Paradies auf Erden sein muss. Chandan (mein erster Gastgeber) war da etwas kritischer und hat mich direkt auf die Minarettinitiative und ähnliches angesprochen.

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Environment

Bangalore: 7 Millionen Einwohner (nach Angaben der Einheimischen hier) und dazu ein inexistentes öffentliches Verkehrsnetz. Damit lassen sich sämtliche Bilder vom Verkehrschaos wohl ausmalen. Selbst in den tausend Nebenstrassen ist immer jemand unterwegs.

In dieses Chaos hatte ich mich also gestern zum ersten Mal gestürzt und was erst nur ein Vortrag an einer hiesigen Schule über den Zustand der Seen um Bangalore sein sollte, endete in einer Schulbusfahrt in die „Slums“. Kloaka Maxima, wie wir es nach unserem Besucht von Rom genannt hätten. Offene Abwasserabflüsse in einen See, der als solcher nicht mehr zu erkennen war und sich selber zu etwas wie einer biologischen Abwasserreinigungsanlage umgewandelt hat. Wäre kein verwendetes Grundwasservorkommen in der Nähe und würde in der Regenzeit nicht alles weggeschwemmt, vielleicht sogar eine gute Sache, so aber eher ein gefundenes Fressen für eine Umweltingenieurin.

„Was sollen wir da machen?“ Die direkte Frage an mich vor versammelter Klasse. Eine interessante Frage und nicht beantwortbar ohne Hintergrundwissen, aber auch charakteristisch für die Einstellung, dass es für alles eine einfache Lösung gibt und man sie nur umsetzen müsste. Manchmal musste ich zustimmen. Manchmal…

Ansonsten habe ich versucht Bus zu fahren, was sehr abenteuerlich ist, da keine Strasse, keine Haltestelle, aber auch gar nichts mit einem Namen versehen ist. Ausser den Häusern, da steht meist wer darin wohnt und zum Teil sogar welchen Beruf diese Person ausübt.  Auf jeden Fall ist die Feinstaubbelastung von der wir bei uns sprechen nichts im Vergleich zu dem, was man sich hier Abends aus der Lunge husten kann. Dafür lebt die Stadt einfach. Die Menschen sind auf der Strasse.

Der Markt ist fantastisch und ich habe mich bereits durch alle Früchte durchprobiert. Leider musste ich damit schon die erste Regel verletzen, dass man nichts Ungeschältes, das nicht gekocht ist essen sollte. Aber ich habe brav einen ordentlichen Schluck Schnaps nachgegossen. Daneben habe ich schon alle möglichen Gewürze kennengelernt und sollte hoffentlich mit einem erweiterten Kochrepertoire zurückkommen. Ich werde dann wohl ein paar Versuchskaninchen brauchen.

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Angekommen

Ja, ich bin angekommen in Bangalore oder Bangaluru – wie man die Stadt auf 900 Meter über Meer auch immer nennen mag. Es ist angenehm kühl (20 Grad), das Essen ausgezeichnet, nicht einmal zu scharf und an das Dauergehupe ist man sich von Italien her bereits gewöhnt. Bis jetzt hat fast jeder Englisch gesprochen und die Menschen sind unglaublich hilfsbereit. Ich bin bereits dazu eingeladen die Kaffeeplantage der netten Menschen, die im Flugzeug neben mir gesessen haben, zu besuchen und bereite mich seelisch darauf vor Kaffee trinken zu müssen. Nur eine permanente Unterkunft habe ich noch nicht gefunden.

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