Der nächste Halt war Darjeeling, einst die Sommerresidenzen der reichen und einflussreichen Briten, wenn der Rest Indiens ihnen in den Regenmonaten zu heiss und stickig wurde. Als Tee- und Zugliebhaberin, war es ganz klar, dass ich in Darjeeling vorbei schauen wollte. Allerdings war der berühmte Toy Train gerade ausser Betrieb. Dafür sorge ein glücklicher Zufall dafür, dass ich den Couchsurfer Nim traf. Seine Mutter leitet eine Schule für Waisenkinder in der Nähe von Darjeeling und ist ein Mensch, der die vorherrschende Kälte mit viel innerer Wärme zu kompensieren weiss. Auf alle Fälle erwies sich das als grosser Glücksgriff. Nim brachte mich nicht nur mit einem guten Reiseleiter in Bhutan zusammen und begleitete mich später auch dort hin, er nahm mich auch selber in die Berge um Darjeeling mit. Damit begannen ein weiteres Abenteuer und meine erste grössere Wanderung mit Blick in die Himalajas.
Den Singalila Trek, eigentlich eine dreitägige Wanderung, machten wir in zwei Tagen, da Nim sonst nicht hätte mit nach Bhutan kommen können. Was der Schönheit dieser Landschaft leider nicht ganz gerecht wurde, mir aber dennoch zwei wunderbar-anstrengende Tage beschert hat. Doch schaut selber:
Wir starteten in einem kleinen Dorf, in dem wir einen Träger engagieren mussten. Statt weiter Sicht auf die Berge, erwartete uns eine mystische Nebellandschaft. Hügel, vereinzelt Häuser, Schreine und tibetische Flaggen, schälten sich aus dem Schleier, genau wie Magnolien, die überall wuchsen.
Wir hörten viele Vögel zwitschern und hofften einen roten Panda zu sehen, doch dies blieb uns leider nicht vergönnt. Stattdessen wurde es allerdings immer kälter. Aber da und dort ein Tee, eine Nudelsuppe unterwegs und das heisse Feuer des Ofens, hielten uns warm.
Die erste Übernachtung war in der Tonglu Hütte. Einem gemütlichen Ort von dem aus man des Morgens mit viel Glück nach Bhutan, Sikkim und Nepal sehen kann. Wir mussten uns diesen Anblick für ein anderes Mal aufheben.
Der zweite Tag brachte den ersten Bambus und einen Gang durch einen urchigen Urwald. Wir genossen den Anblick und kamen kaum mehr aus dem Fotografieren hinaus. Zum Glück war Nim ebenso davon angetan wie ich. Er schleppte sogar noch ein Stativ mit und ich hatte den riesigen Vorteil mit einem Einheimischen unterwegs zu sein. Wir trafen eine Taiwanische Reisegruppe, deren Teilnehmer schon etwas älter waren, sich jedoch wacker den Hügel hinauf bis in den Schnee kämpften.
Am folgenden Tag blieb uns nicht viel Zeit, also rannten wir wie die Verrückten den ganzen Weg bis ins Tal hinuter. Leider verpassten wir dabei einen sehr schönen Weg durch einen Bambuswald hindurch. Aber wir überstanden den Weg irgendwie, genau wie die halsbrecherische Jeepfahrt danach.