Das Land des Drachen

Bhutan. Lange hatte ich geträumt hierher zu fahren. Aber 250 Dollar pro Nacht schrecken ab. Wenn man alleine reist sind es gar noch mehr. Manchmal überkommt es einen dennoch. Und da war ich beim zweiten Anlauf. Beim ersten hatte ich ein Deutsches Reisebüro angefragt, das 2010 Auskunft gab, dass eine Bhutanreise bei ihnen ab 10’000 Euro möglich ist.

Blick aufs Grenztor von Indien.

Blick aufs selbe Tor von gegenüber. (Bhutan)

Von Darjeeling waren wir mit Bus und Zug nach Jaigon gefahren. Die Grenzstadt ist spannend. Viele Bhutanesen sind hier, aber dennoch ist alles ruhig. Besonders um westliche Touristen. Wir fanden ein gutes Hotel und warteten, bis der Fahrer (Pelden) uns früh am nächsten Morgen abholte, wenn schon die Nächte bezahlt werden, wollte ich die Zeit wenigstens voll auskosten. Davor unternahmen wir bereits unseren ersten Spaziergang nach Bhutan. Die Grenze ist erstaunlich wenig bewacht. Nachdem Nim kurz mit den Beamten geredet hatte, konnte auch ich einfach durchspazieren. Dabei erhielt ich einen ersten Eindruck vom Unterschied der beiden Länder. Bhutan wirkt sauber, sicher, organisiert. Zumindest im Vergleich zu Indien. Aber es ist auch noch nicht richtig Bhutan. Phuntsauling ist anders. Es ist eben eine Grenzstadt und hierhin kommen Inder ohne Probleme. Danach brauchen sie eine Strassenbewilligung, die auch für sie nicht so einfach zu bekommen ist. Aber offiziell dürfen Inder ohne Visum nach Bhutan. Eben mit der Einschränkung, dass sie sich nicht ganz frei bewegen können.

Erste Eindrücke von Bhutan. Ein traditionelles Haus, eine neue Strasse und die Aufforderung Kondome zu benutzen.

Unser Fahrer oder selbsternannte Pilot war cool. Immer ein Spruch auf den Lippen, ein Lächeln und zu jeder Tageszeit seine Sonnenbrille im Gesicht. Zudem natürlich die Bhutanesische Kleidung. Aber diesbezüglich hat er als Fahrer keine Wahl. Er muss sie tragen.

Verbindung von Tradition und Moderne: Chukha Power House (336 MW)

Wir fuhren kurvige Strassen hoch, kletterten mit dem Auto durch eine wunderschöne Urwaldlandschaft, stoppten hier und da und landeten schlussendlich in der Hauptstadt – Timphu.

Die Kläranlage und dahinter Timphu.

Die erste Nacht verbrachte ich in dieser Hauptstadt in einem schönen Hotel, während Nim bei Freunden wohnte. Doch zuerst lernte ich noch Dhendup kennen. Den eigentlichen Reiseveranstalter. Ein Mann mit scharfem Verstand. Natürlich konnte ich mir nicht verkneifen ihn zu fragen, ob er es nicht überrissen fände für eine Nacht (mit Tag dazu) in Bhutan an die 300 Dollar zu verlangen. Warum? Schau Nepal an, schau, was daraus geworden ist. Zudem hat Bhutan genau zwei Einnahmequellen: Tourismus und Elektrizität von Staudämmen. Das ist wenig für ein Land, das fast ausschliesslich von Importen ernährt wird, da es zu hoch oben in den Bergen liegt. Zudem fliesst die Hälfte dieses Geldes direkt in Gesundheitsversorgung und Schulbildung. Zumindest mich überzeugte diese Antwort. Nicht um länger zu bleiben als drei Nächte, aber um nachzuvollziehen, dass ein Land durchaus egoistisch sein darf. Schliesslich ist keiner gezwungen nach Bhutan zu gehen. Andererseits kann sich nicht jedes Land so verhalten.

Tempel ersetzen oft Altersheime. Zumindest tagsüber, denn sie sind der Treffpunkt für die ältere Generation, die um die Gebetstrommeln sitzt oder daran dreht.

Mehr hatte ich schon von Pelden erfahren. Er ist Christ und da Bhutan per Definition ein Buddhistisches Land ist, kann er seine Religion nicht offen leben. Allgemein ist viel kontrolliert. Die traditionelle Kleidung ist schön, aber oft muss sie getragen werden. Ich bin zwiegespalten. Werterhaltung geht immer gegen die Freiheit des Individuums. Aber verglichen mit Indien scheint es den Menschen in Bhutan wirklich gut zu gehen. Schule und Gesundheitswesen sind umsonst, für jeden scheint gesorgt zu sein. Doch um das wirklich beurteilen zu können, müsste ich auch hier ein Weilchen leben.

Timphu mit seinen mehrstöckigen, aber dennoch traditionellen Häusern und der gigantische Buddha dahinter. Er befindet sich noch im Bau.

Noch interessanter ist aber, dass man nicht aufzufallen scheint. Die meisten Menschen ignorieren Touristen einfach oder lassen sie in ihrer Unsicherheit verschwinden. Ich frage mich seither, was sie eigentlich von uns halten. Denn sie bekommen nur diejenigen zu sehen, die sich diese Reise leisten können und wollen.

Details vom Fuss des im Bau befindlichen Buddhas.

This entry was posted in Aussereurapäisch, Deutsch, India Bhutan Nepal 2014. Bookmark the permalink.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *