Tempel im Fels

Meine nächste Basis war Aurangabad. Der erste Punkt, wo ich wirklich alleine war. Aber lange blieb ich es nicht, denn ich traf Verinder, einen Sikh*. Verinder kommt aus der Gegend von Kashmir, hat aber wie so viele Inder einen MBA gemacht und arbeitet nun in der Nähe von Mumbai. Er hatte ein paar geschäftliche Treffen, half mir sonst aber weiter wie auch immer er konnte. Gut ausser mit der Rikshaw, denn er erhörte meine Proteste nicht, dass der Fahrer die komplett falsche Richtung einschlug, sprach von Abkürzung und liess sich über den Tisch ziehen. Mich beruhigte, dass es nicht nur Ausländern so ging.

Wandmalerei in Ajanta. Erscheint allerdings etwas bunter. Die Lichter sind ziemlich gut angeordnet. Allerdings wird streng kontrolliert, was und wie man fotografiert. Weder Blitz, noch Stativ sind erlaubt.

In Aurangabad gab es allerdings nicht viel zu sehen, dafür umso mehr in der Umgebung. Ajanta, Ellora und Devagiri. Als erstes brach ich nach Ajanta auf. Das sind dreissig Buddhistische Höhlen, die in einem schönen Tal liegen. Sie sind alle in den rund 500 Jahren vor und nach Christi Geburt entstanden. Besonders bekannt ist der Ort wegen der Wandmalereien, die zum Teil sehr beeindruckend sind. Obwohl die Landschaft in der Regenzeit, wenn alles grün ist, noch schöner sein muss, konnte ich hier problemlos einen Tag verweilen. Allerdings gibt es unendlich viele Besucher hier und ich atmete richtig auf, als ich einmal einen Höhle betrat und es einfach still war. Es machte den Anblick noch viel imposanter.

Mädchen in einer der Höhlen in Ajanta, das mich immer wieder nett angelächelt hat und fotografiert werden wollte.

Auf dem Rückweg lernte ich Michael kennen. Ein Franzose aus Paris, der noch der schlimmere Workaholic zu sein scheint als ich. Ich denke wir waren beide froh darüber nicht alleine Abendessen zu müssen und ich freute mich im Verlauf dessen einen weiteren spannenden Menschen kennen zu lernen. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag auch zusammen nach Ellora, doch ich musste ein Tatkal Ticket (eine Art last minute ticket) für den Zug lösen. Das heisst ich verbrachte erstmals zwei Stunden am Bahnhof, um dafür Schlange zu stehen. Einzelne Inder, die das für andere besorgen, stehen dafür sogar schon um 5 Uhr morgens vor dem Bahnhof. Punkt 10 Uhr kommen die Tickets heraus. Um 9.45 Uhr kommt die Polizei und scheucht erstmals alle aus dem Booking office. Wir Touristen – es sind neben mir noch zwei da – können drinnen warten. Sie wissen wohl, dass wir sonst keine Chance haben. Nun sind sämtliche Schalter besetzt. Um 9.55 Uhr wird die Tür geöffnet. Die Händler stürmen herein. Zum Glück gibt es einen separaten Schalter für Selftatkal. Da stehen wir mit ein paar Indern zusammen. Die Beamten sind bereit. Die ersten Daten sind schon erfasst. Jetzt warten alle bis 10 Uhr. In ganz Indien findet wohl dasselbe Spektakel an jedem Bahnhof statt. Und ich erhalte mein Ticket nach Delhi. Freudig mache ich mich auf nach Ellora.

Sitzender Buddha in Ajanta.

Obwohl Ellora und Ajanta zusammen beinahe einen Überdruss an Höhlen auslösen, ist es dennoch beeindruckend. Ganze Tempel wurden aus dem Fels gehauen. Ich will gar nicht wissen, wie sehr die Arbeiter gelitten hatten, um das zu erbauen. So ähnlich stelle ich mir auf alle Fälle Petra vor. Drei Religionen sind hier vertreten: Buddhismus, Hinduismus und Jainismus. Ich wanderte in den Hügeln umher, kam etwas vom Weg ab und genoss die Ruhe. Bis ich bemerkte, dass mir jemand folgte. Es war ein Wächter. Er hatte eine Pistole, was offiziell wirkte, aber ich fühlte mich dennoch nur bedingt sicher. Er fragte mich, ob ich alleine hier bin. “Mein Ehemann ist unten.” Gab ich zur Auskunft. Er folgte mir auf Schritt und Tritt. Ich versuchte also Nico anzurufen, denn Michael hatte leider kein Indisches Natel. Sonst hätte ich in gefunden gehabt und wäre wohl eher nicht alleine herum gestiefelt. Als er erwähnte, dass er speziell zum Schutz von Touristen da ist, entspannte ich etwas. Aber es ist gar nicht so einfach all die Nachrichten über Indien in so einem Moment auszublenden, obwohl ich auf all meinen Reisen noch nie Probleme mit einem nüchternen Mann hatte und ich glaube der Wächter hatte sich wirklich nur Sorgen um mich gemacht. Das ist die Sache in Indien. Ich glaube Indien ist nicht sonderlich gefährlich, nicht gefährlicher als andere Ort, wenn man sich an gewisse Regeln hält. Ich tu das grössten Teils, doch es ist nicht so einfach, denn manchmal dürstet es mich alleine irgendwo draussen zu sein oder ich möchte verschlungene Winkel erkunden.

Gewoelbeansicht in Ajanta.

Aber ich kam heil zurück, nur war mein Zimmer im Hotel schon vergeben. Michael rettete mich aus meiner Misere, indem er mir das zweite Bett in seinem Zimmer anbot und ich revanchierte mich mit einer frischen Kokosnuss. Am nächsten Morgen brachen wir zusammen zur letzten Sehenswürdigkeit auf. Eine verwunschene und von Moos überwachsene Burg. Allerdings bekamen wir davon nicht viel zu sehen, denn ein paar Schulkassen begaben sich gleichzeitig an jenen Ort und die Kinder stürzten sich auf uns. Nachdem ich in Ellora für einmal davon verschont geblieben war, brachen sie umso heftiger über uns herein. Foto, Foto, Foto,… Ich weiss nicht auf wie vielen Handys ich inzwischen zu sehen bin. Ich will es auch gar nicht wissen. Die Kinder sind zwar nett, aber da ist wieder dieser Punkt mit der Ruhe. Einfach einmal irgendwo zu sitzen und geniessen… Dennoch es tut natürlich auch gut mal so viel Aufmerksamkeit zu haben und der Ausblick war von der Spitze war so schön, dass ich dafür fast meinen Zug verpasst hätte. Zum Glück nur fast. Sonst hätte ich mich schön geärgert nach dem ganzen Gestürm mit dem Tatkal.

Tempe aus dem Fes gehauen in Ellora.

* Das ist eine weitere Religionsgruppe über die ich später noch mehr berichten werde. Da wusste ich allerdings vor allem, dass Sikhs Turban tragen.

Ein bisschen wie Petra, doch in Indien. Ellora.

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