Bei Nitins Familie in Nagpur

Als nächstes besuchte ich Nitin mit seiner Familie in Nagpur. Familie heisst Schwestern, Eltern und die Eltern des Vaters leben in einem Haus zusammen. Nitins Vater hat früher einmal in den USA gearbeitet, sein Grossvater in Afrika. Dennoch bin ich der erste westliche Gast in diesem Haus. Die Grossmutter hat grosse Angst, denn Nitin erzählte ihr, dass ich zu jedem Essen ein Bier trinken muss, wie es bei mir zu Hause üblich ist, aber in ihrem Haus gibt es kein Bier. Dafür hervorragendes Essen.

Ramtek Tempel in der Nähe von Nagpur.

Allerdings würde ich so auf Dauer nicht leben können. Der Grossvater verwaltet das Geld der gesamten Familie, im Haus bestimmen dafür eher die Frauen. Jemand schaut auf jeden Fall immer, dass Nitin einen Sicherheitsabstand von mindestens einem halben Meter zu mir wahrt. Es ist eine andere Kultur. Herzliche Menschen, überaus gastfreundlich, spannend zu sehen und auf jeden Fall erweiternd für den Horizont, obwohl es helfen würde, wenn ich Hindi sprechen könnte.

Bücherverkauf in Nagpur.

Ich konnte den Baumwollmarkt sehen, der ausschaute, wie ein altes Sowjetgebäude und besuchte mit Nitin mehrere Tempel. Am besten hat mir der Ram Mandir Ramtek Tempel gefallen. Es erinnerte mich so an Burma mit seinen Spitzen. Zudem war die Aussicht wunderbar und nach der Enge in den Häusern genau das Richtige. Danach machten wir noch einen Stopp beim RamDham Tempel. Das ist der Tempel mit dem grössten Om in Indien*, nicht spektakulär im Anblick, aber umso interessanter als Erlebnis, denn die ganze Geschichte von Rama und Krishna ist hier für Kinder anschaulich aufbereitet und in vielen Statuen und Szenen dargestellt. Ein Priester drückt einem Blumen in die Hand, sanfte Musik spielt, beim Ausgang Trommeln. Ein Erlebnis und zwei Orte, die ich niemals ohne jemanden aus der Umgebung gesehen hätte.

Krishnas Arme beim Tempel mit dem Om.

Und da ist noch der Rest der Familie. Viele Onkel, Tanten, Cousinen und Cousins leben in Nagpur und manchmal geht die ganze Familie zu Besuch. So auch geschehen, als ich dabei war. Es war ein Fest. Die Kinder des Hauses der beiden Onkel, die zusammen leben, sind lebendig und alles andere als scheu. Hier wird gelacht und gekreischt, herum gerannt und diskutiert. Als es allerdings Richtung Politik ging, zogen wir uns wieder zurück. “Wenn wir etwas zu lachen haben wollen, dann gehen wir einfach dahin.” Gab mir Nitins Mutter zu verstehen und es ist klar warum.

Ein Teil der Familie mit mir. Rechts hinten ist Nitin. Eines der Kinder hat erstaunlicher Weise helle Augen und komplett helle Haut.

Nach diesem Besuch musste Nitin zu einer Hochzeit. Wobei es nicht die einzige in diesem Monat war und ich blieb noch einen Tag bei seiner Familie, versuchte mit seiner Mutter zu kommunizieren und war am Ende sehr traurig wieder zu gehen. Obwohl ich anfänglich gewisse Vorbehalte/Vorurteilen gegenüber Menschen aus dem Westen gespürt hatte – wie es halt ist, wenn man höchstens einmal etwas im Fernsehen sieht, geht ja anscheinend vielen Schweizern nicht anders** – wurde ich herzlichst aufgenommen und am Schluss kaum mehr gehen gelassen.

*Quelle: Nitin

** Wobei das schon Menschen gegenüber, die näher leben, als in Indien.

This entry was posted in Aussereurapäisch, Deutsch, India Bhutan Nepal 2014. Bookmark the permalink.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *