Nichts von wegen von innen waermen war in Gujarat. In diesem indischen Bundesstaat wurde Gandhi geboren. Seit 1960 ist zudem Alkohol verboten. Auch sind die meisten Restaurants vegan*. Darueber hinaus sollte man selbst beim toeten einer Muecke aufpassen, wer gerade zuschaut. Nicht jeder billigt das. Ob es daran liegt, dass sich weniger westliche Touristen hierher wagen oder weil die Ruinen noch nicht fuer den Tourismus aufbereitet wurden, wie in Rajahstan.

Eine Schulklasse, die sich wie so viele Leute auf uns gestuerzt hat, um Fotos mit einem von uns oder beiden zu machen. Zum Teil ist es kaum moeglich ein paar Meter zu gehen, ohne Fotografiert zu werden. In Bhuj war es allerdings in einem angenehmen Rahmen. Anmerkung: Der Hut lag neben mir, doch die Maedchen mussten mich schon vorher mit Hut gesehen haben, denn noch bevor das erste Foto geschossen wurde, wanderte er auf wundersame Weise auf meinen Kopf.
Wir wagten uns auf jeden Fall nach Bhuj. Das ist ein kleines Staedtchen an der Grenze zu Pakistan ganz in der Naehe der Rann von Kachchh. Hier kann man drei Sekunden vor einem Laden stehen bleiben, ohne von vier Haenden hinein gezerrt zu werden. Eine willkommene Abwechslung und das essen ist unter dem muslimischen Einfluss fantastisch gut. In dem 8 km entfernten Dorf Kukma gibt es auch ein Textilmuseum, das ueber die ganze Handwerksgeschichte der Umgebung berichtet. Naturkatastrophen, Rueckschlaege und der ewige Kampf mit ungenuegend Wasser von nicht ausreichender Qualitaet werden auf spannende Weise ausbereitet. Den Rest erklaert eine Studentin aus Bhuj in gutem Englisch.
Der eigentliche Grund, warum wir nach Bhuj gekommen sind, waren allerdings die Salzmaschen von Kachchh. Wie so oft war dies jedoch nicht das ueberwaeltigende, sondern viel mehr alles rund herum. Die Menschen und die Atmosphaere in Bhuj bildeten einen guten Kontrast zum bisher gesehenen.
Dennoch trieb es uns weiter. Nico hat nur einen Monat Zeit und es gibt noch viele Menschen zu besuchen und ich wollte endlich meinen mitgeschmuggelten Alkohol aus dem Gebiet bringen, in dem er verboten ist. Davor hatten wir allerdings noch einen Zwischenhalt in Ahmedabad. Diesen Ort erreichten wir puenktlich um 5.05 Uhr morgens. Nachdem Nico mich rechtzeitig vor einer Kakerlake gewarnt hatte, die als blinde Passagierin mein Gepaeck besteigen wollte, hinterliessen wir erstmals unsere Rucksaecke am Bahnhof. Da wir noch die Tickets fuer spaeter kaufen mussten und in der Stadt noch nicht viel los war, suchten wir uns zwischen all den Indern – bei denen laengst nicht immer klar war, ob es sich um einen Menschen oder einen Gepaeckhaufen handelte – einen Platz zu ergattern. Saubere Plaetze waren hoechst begehrt. Neben dem Abfalleinmer war noch niemand. Und ja, diesbezueglich hat sich noch immer nichts geaendert, es ist bemerkenswert, dass ueberhaupt Abfalleimer vorhanden sind. Da die Menschen hier aber dennoch oefters den Abfall neben, als in den Eimer werfen, setzten wir uns lieber dem Durchzug beim Eingang aus und versuchten darunter etwas zu ruhen. Nico schlummerte gar friedlich, als “rumps” direkt neben mir ungefaehr ein Quadratmeter des Deckenputzes herunter fiel. Ein paar muede Augen blickten sich um. Keine Aufregung. Das Getuemmel waelzte sich Augenblicke spaeter, normal ueber den Putz, zerkleiner und zerstreut ihn weiter bis der Eindruck entsteht, dass der Staub schon ewig da am Boden liegt. Ja fast zum Bahnhof dazu gehoert.
* vegan heisst in Indien allerdings, dass trotzdem Milch getrunken wird. Es gibt allerdings noch mehr Essensregeln. Die Priesterkaste – die Brahmanen – essen neben vegan keine Zwiebeln, keinen Knoblach und nicht von unter der Erde. Zumindest jener, den ich getroffen habe.