Heimkehr

An keiner Grenze wurden mir jemals so viele Fragen gestellt, wie bei der Einreise in die Ukraine. Vor allem weil sie wohl das Gefühl hatten, dass der Zettel, der in meinem Pass von der Einreise nach Japan klebte, bedeutet, dass ich da einmal Probleme gehabt hatte an einer Grenze. Wo waren Sie 2004? Ich kam beim besten Willen nicht darauf, dass sie Japan meinten. Sie fragten schnell, viel und nicht sehr zielgerichtet. Wobei ich im Vergleich zu meinen drei Australischen Mitreisenden relativ schnell durchgekommen bin. Kyle und Sebastiaan mussten schon fast etwas zittern, da die plötzlich eine Hotelbuchung wollten, aber er hat gut gepokert und am Schluss seinen USB-Stick hingelegt. “Da ist sie drauf.”

Blick aus dem Hinterhof beim Hostel in Odessa. Hätten wir keine ganz genaue Erklärung gehabt, wo sich das Hostel befindet, wäre es unmöglich gewesen den Hauseingang zu identifizieren.

Odessa war drückend heiss und es wurde zu einem weiteren Abenteuer ein Bahnticket zu lösen. Ist schon spannend, wie kompliziert ganz alltägliche Dinge werden können, wenn eine Sprachbarriere besteht und die Gepflogenheiten eines Lands noch unbekannt sind. Zudem hat von den drei Bankomaten am Bahnhof kein einziger funktioniert. Trotzdem war der Nachtzug nach Chop irgendwann gebucht. Daher bliebt nur noch die Möglichkeit die Ravioli mit den Kirschen drin (kann ich übrigens mehr als empfehlen) zu probieren, mich von den Australiern zu verabschieden und schnurstracks Richtung Budapest zu fahren. Ich teilte das Abteil mit einem Ukrainer. Er war in der Tourismusbranche tätig, ist aber auch schon per Anhalter durch ganz Europa gereist. Mit einem Mischmasch aus Englisch, Deutsch und Russisch unterhielten wir uns. Ich erfuhr eine weitere Lebensgeschichte, während wir Tee tranken.

Abteil im Zug von Odessa nach Chop. Am Boden roter Teppich. Im Gang war ein blauer.

In Budapest verpasste ich dann zum ersten Mal einen Zug, dafür lernte ich einen spannenden Ungaren kennen, der mir mit allem geholfen hat, ehe er selber zu einem Festival nach Deutschland fuhr. Leider hatten die keinen Platz mehr in ihrem Auto, sonst hätte ich gute Gesellschaft und eine Mitfahrgelegenheit gehabt. Stattdessen verrenkte ich mir etwas die Glieder im Zug nach München, denn ich hatte vergessen ausdrücklich nach einem Schlafwagenabteil zu fragen. Leicht müde und verwirrt, dass ich plötzlich wieder alle Menschen um mich herum verstand, erreichte ich mit kleinen Umwegen Zürich. Dort blieben gerade noch ein paar Stunden, um fürs Openair in St. Gallen zu packen und mich in den Schlamm zu begeben.

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