Zurueck in Georgien

Letztes Mal kam ich aus Indien, Indonesien und hielt Georgien für geordnet. Dieses Mal habe ich eine andere Perspektive mitgebracht. Das Hupen fällt auf, der viel zu abrupte und wilde Umgang mit dem Auto, die scheinbare Inexistenz von Strassenmarkierungen, die bettelnden Kinder an jeder Ecke, die zerfallenen Villen und Wohnblöcke. Dennoch ist es schön wieder hier zu sein. Xatuna hat mich schon herzlich empfangen, genau wie die ganze Familie. Nur der Vater redet kaum mit mir. Aber die Rolle der Männer hier ist sowieso etwas speziell. Das durfte ich einmal mehr herausfinden. Dazu jedoch später mehr.

Gebäude in Tbilisi.

Angekommen bin ich direkt aus der Türkei in Batumi an einem drückend heissen Tag. Viele Georgier standen mit mir an der Grenze: Die Einkaufstouristen. Kaum war ich über die Grenze, durfte ich herausfinden: Batumi ist anders. Es gibt viele neue Gebäude. Die meisten sind sehr ausgefallen und kitschig. Es erinnert mich fast ein bisschen ans Disneyland, obwohl ich nie dort gewesen bin. Doch die Hälfte dieser Häuser ist erst halbfertig und stehen zum Verkauf. Daneben zerfallen stilvolle, alte Villen. Batumi wird wohl gefördert weil es am Meer liegt und zumindest Xatunas Augen leuchten, wenn sie von Batumi spricht. Betritt man einen Block, sehen die Treppenhäuser schrecklich aus. Wie bei uns in einem Abbruchgebäude, doch kaum überschreitet man die Schwelle zu einer Wohnung, ist es schön eingerichtet und gemütlich, nichts zeugt vom äusseren Zerfall. Gut, fast nichts. Die Tatsache, dass hier kein einziger Wasserhahn verschliessbar zu sein scheint und damit jede Minute mehrere Liter Wasser unbenutzt in die Kanalisation gelangen, ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Hier gäbe es viel Arbeit für mich.

Beim Brauttanz auf der Hochzeit in Batumi.

Von Batumi ging es weiter nach Tbilisi. Im Zug traf ich einen Amerikaner, der schon länger als Englischlehrer hier lebt, relativ gut georgisch spricht und mit dem ich mich die halbe Nacht unterhalten habe. Ist doch immer gut, wenn man einen Flachmann mit Whiskey bei sich trägt, den man zum richtigen Zeitpunkt auftischen kann. Auf alle Fälle räumte er nicht nur mit vielen Vorurteilen, die ich Amerikanern gegenüber habe auf, sondern erzählte auch, was er so alles überteuert, wenn die Menschen denken, dass er sie nicht versteht. So gastfreundlich seinen die Georgier gar nicht, sie fühlen sich einfach oft überlegen und der Umgang der Männer mit den Frauen sei absolut respektlos. “Even though the women are runnig this country.” Gut Letzteres deckt sich zumindest mit meinen Beobachtungen. Die Frauen arbeiten, studieren und schmeissen den Haushalt zugleich. Sie Sprechen oft um Welten besseres Englisch, als die Männer und die Männer flirten selbst mit einem, wenn die schwangere Frau daneben sitzt. Das ist mir besonders in Batumi aufgefallen, denn ich wurde zusammen mit Franzi – einer Dresdnerin, die ich kennen gelernt hatte – auf eine Hochzeit geschleppt. Es war spannend zu sehen. Das fantastische Essen, das verschwenderisch vor den Gästen aufgetürmt wurde, die lebendige Musik und die Kinder, die bereits wunderbar tanzen konnten. Dennoch gab es Frauentische und Männertische. Am Frauentisch wurde nicht getrunken, vom Rest will ich mal nicht reden. Aber es war interessant zu sehen und nicht alle Leute sind nur oberflächlich gastfreundlich. Die Tolordavas bei denen ich nun wohne sind einfach wunderbar. Es tut so gut Xatuna, Natja und ihren Bruder Dato wieder zu sehen.

Xatuna neben der Kirche Mtkheta, die definitiv ein Ausflug wert ist von Tbilisi aus. Das Dörfchen ist allerdings sehr herausgeputzt für die Touristen.

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