Verschiedene Gesichter Teil II

Als Studentin bezahle ich normalerweise die Hälfte, doch im Westen Chinas wird meine Karte plötzlich nicht mehr akzeptiert. Als ich zum x-ten mal auf dieser Tour einen völlig überhöhten Preis bezahlen sollte, nur um einen Haufen chinesischer Touristen vor einer hübschen Gesteinsformation posieren zu sehen, hat es mir gereicht. Ich bin noch Studentin und wenn sie das nicht akzeptieren wollen, dann schaue ich es mir eben nicht an! Ich stolzierte wütend davon.

Gesteinsformationen vom Wind geformt. Allerdings aus dem Bus fotografiert, denn angehalten wird nur vor den beschrifteten Steinen.

„Aber das kannst du doch nicht machen, das ist die Hauptattraktion.“ – *grrrrr* Ich beisse die Zähne zusammen. Manchmal wäre schreien ganz befreiend. Stattdessen versuche ich ein schicksalsergebenes Lächeln, das keineswegs meine Missgunst verbirgt. „Duosauchen?“ (= wie viel kostet es) frage ich also in meinem kaum verständlichen chinesisch und er nennt mir den Studentenpreis.

Überreste des letzten Abschnittes der Grossen Mauer. Ja, China ist zweifellos reich an historischen Monumenten.

Vielleicht muss man hier manchmal wirklich einfach wütend werden und sich zur Wehr setzen, denn es schaut sehr selten jemand zu einem, wenn man diese Person nicht kennt. Ich frage mich woher das kommt. Allerdings gibt es auch keine Grundregeln. Ich halte mich inzwischen daran meinen Gefühlen einfach hin und wieder Ausdruck zu verleihen, denn das funktioniert oft und wenn nicht, dann ist es wenigstens befreiend. Allerdings reicht das auch nicht immer, um den hin und wieder zuschnappenden Geldhaien das Wasser zu reichen. So viel ich in den 1.5 Monaten hier erfahren habe, sind die Chinesen leider ziemlich Geld fixiert. Die einen wollen zeigen, dass sie es haben, die anderen wollen es den Leuten aus der Tasche ziehen und zwar nicht nur den Touristen aus dem Westen, sondern genauso den reichen Chinesen aus der Grossstädten, denn nur weil diese so hohe Eintrittspreise (5-40 Franken pro Attraktion) bezahlen, ist es derart teuer und man bezahlt überall. So kann man sich zum Beispiel einen Traubenhain für 15 Franken anschauen gehen. Das besondere daran? Es gibt davor ein Tor und einen Punkt, an dem markiert ist, dass man hier die besten Fotos machen kann. Woher ich das weiss? Ich vermute, denn ich habe mir das Geld gespart, aber es war bis jetzt an vielen Orten so.

Kamelreiten für nur 5 Yuan, denkt man. Aber das war fürs Foto. Danach knöpfen sie einem 100 Yuan für den Ritt ab. Allerdings hat uns unser Taxifahrer in Turpan gewarnt.

Eine ganz andere Tour hatten wir in Turpan, wo ich mich mit zwei Singapur-Chinesinnen zusammengetan und ein Taxi gemietet habe. Dies war erstens günstiger und zweitens nicht zu vergleichen mit der vorher erwähnten Minibustour. Der Fahrer war ein Uygur und wir haben uns wunderbar mit ihm verstanden. Er hat uns an schöne Orte gebracht, wusste viel über die Geschichte jener Orte und sprach sogar ziemlich gut Englisch. Wir haben das beste, lokale Mitagessen genossen und er hat uns sogar eine Runde Samsa ausgegeben.

Die besten Nudeln mit Gemüse, die ich bisher gegessen habe, gabs in diesem Restaurant. Alles frisch zubereitet.

Und da war noch eine andere Sache. „Aussteigen!“ – „Wie bitte?“ – „Aussteigen!“ Es gab keinen Zweifel, wir hatten richtig verstanden. Ein warum erfuhren wir nicht, nur dass wir nicht mit dem Zug nach Delinha fahren konnten. Die Polizisten waren freundlich, aber eine Diskussion erwies sich als vergeblich. Sie sprachen nicht wirklich Englisch. Zum Glück war ein Chinese in der Nähe, der sich als Übersetzer anerbot. Dennoch blieb uns nichts anderes übrig, als auszusteigen. Draussen wartet bereits die Zugführerin mit etwa sieben weiteren Mittarbeitern. Sie entschuldigen sich vielmals, ebenso freundlich, wie die zwei Polizisten, der mir selbst meinen etwas ruppigen Hinweis (da er anders nicht verstand), dass er meinen Ruchsackregenschutz nicht zerreissen soll, nicht übel genommen zu haben schien. Freunden würden wir dennoch nie werden. Es wird diskutiert und schlussendlich können wir unsere Fahrkarte bis nach Golmund verlängern. Das sind ungefähr 6 Stunden zustätzliche Fahrt und mehr kosten, aber immerhin können wir in den Zug zurück. Inzwischen hat allerdings eine Chinesin Florences reservierten Platz eingenommen und gibt ihn nicht wieder freiwillig frei. Florence insistiert nicht und steht entsprechend erstmals eine Weile, während ich immer wieder einnicke, obwohl es viel zu heiss ist und wir eng zusammengepfercht sitzen, doch es ist spätnachts und die letzten paar Tage waren sehr anstrengend gewesen. Warum wir allerdings nicht nach Delinha durften ist mir noch immer ein Rätsel, denn Golmund ist viel näher an Tibet. Daran kann es also nicht gelegen haben. Vielleicht ein Militärstützpunkt?

Jiaohe (Die Ruinen einer Stadt 10 km von Turpan), unglaublich weitläufig und faszinierend.

Schlussendlich erreichte ich aber Urumuqi und habe dort zwei Visas erhalten. Das eine für Kirgistan, das zweite für Kasachstan. Und damit bin ich auch schon weiter nach Kashgar gezogen, denn leider sind sie Datumsgebunden und laufen sehr bald aus. Daher befinde ich mich etwas unter Zeitdruck. Kashgar ist schön, allerdings gibt es viele Taschendiebe. Einer davon ist inzwischen in Besitz meines Portemonnaies. Zum Glück war da nur Geld und eine Visitenkarte drin.

Trotz Zeitdruck habe ich mir jetzt mit einer Französin zusammen Räder gemietet und wir machen uns für 4 Tage auf zum Karakorum Highway.

Kinder beim exer... ähm in der Schule.

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