(Fotos folgen)
Ich mag abgelegene Orte. Da, wo sich die Kulturen noch am Meisten unterscheiden, da wo ich zur Ruhe komme. Sebastia versprach ein solcher Ort zu sein. Nico lockte ich in die Gegend weil es neben Nablus (in Palästina) lag, aber mein Ziel war Nisf Jubail. Dort gibt es das Mosaik Guesthouse. Ich hatte einen Prospekt davon in Jericho gesehen und wusste genau, dass ich da unbedingt hin möchte. Alte Handwerke (Töpfern, Seifen herstellen und Mosaik) werden hier noch in traditioneller Form betrieben und Frauen gefördert, die dieses ausüben. Auch die Schweiz unterstützt das Projekt. Zumindest stand auf dem Prospekt Lugano drauf, aber eigentlich hatte ich einfach das Foto eines der Zimmer gesehen.
Allerdings hatte ich keine Ahnung wie wir es überhaupt nach Nisf Jubail schaffen würden und es gab keine Adresse für das Guesthouse. Ein guter Anfang. Also wählte ich Sebastia. Sebastia ist in gewissen Reiseführern sogar drin und das Guesthouse hat dort gehört zum gleichen Projekt. Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, wie ich mich gefreut habe, als die Antwort kam, dass dieses allerdings ausgebucht ist und wir nach Nisf Jubail gehen müssten. Mit einer ungefähren Beschreibung wie wir dort hinfinden und ohne irgendeine Angabe wo genau in dem Dorf das Guesthouse liegt, machten wir uns also auf den Weg. Einmal mehr ein kleines Abenteuer, das uns durch Olivenheine führte und an einen Ort, wo uns der Bus am Strassenrand zurück liess. Hier mussten wir keine Angst haben über den Tisch gezogen zu werden, denn es verschlägt nicht viele Touristen hierher. Schon gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Der einzige Laden konnte uns dann auch gleich an die Person verweisen, die für das Guesthouse zuständig war. Ob er da gewartet hat oder per Zufall dort war, wissen wir nicht, denn sein Englisch war nicht sonderlich gut. Aber kurze Zeit später waren wir in einem Zimmer, das wie eine Höhle und eine Ausgrabungsstätte zugleich war. Noch schöner als auf dem Foto.
Kurze Zeit später kam Nico. Hej, da sind zwei Frauen in der Küche. Nun gab es natürlich kein Halten mehr für mich. Ich zückte Notizbuch und Stift und machte mich auf in die Küche. Dort waren zwei ältere Frauen für uns und die Gruppe, die sich in Sebastia aufhielt am Kochen. Zu zweit ist leider immer schlecht, dann schämen sie sich viel mehr sich mit mir zu unterhalten versuchen.
Dennoch irgendwann schaffte ich es das Eis zu brechen. Ich fragte sie nach ihrer Familie und sie fragten mich nach der meinen. Nach gut einer Viertelstunde hatte ich oft genug wiederholt, dass ich mithelfen möchte, sodass ich Köfte formen durfte. Für die nächsten drei Stunden war ich dann beschäftigt. Wir kochten ein unglaublich leckeres Essen zusammen und ich bestellte gleich für den nächsten Tag wieder ein Abendessen.
Aber erst war noch ein Tag in und um Nisf Jubeil angesagt. Wir liefen durch Olivenhaine nach Sebastia, besuchten das andere Mosaik Guesthouse und die Moschee dort, die zugleich das Grab eines Heiligen war und wo eine Frau sass, die uns sehr kompetent und freudig über die Ausgrabungen in Sebastia aufklärte.
Daneben gab es Händler, die relativ aufdringlich waren und irgendwo im Nirgendwo trafen wir ein paar betrunkene junge Menschen, die kein Wort Englisch sprachen, uns aber dennoch darüber ausfragten, warum wir keine Kinder hätten und an wem es denn läge. Wir lehnten aber dankend ab mit ihnen noch an einen anderen Ort zu fahren oder gar mit zu trinken, denn so ganz wohl war uns dabei beiden nicht.
Stattdessen kehrte ich wieder in die Küche von Fatin zurück und verbrachte dort den ganzen Abend. Sie liess mich alles Mögliche degustieren und ihre Tochter übersetzte das Nötigste. Ich fühlte mich wohl und zu Hause. Schade, dass wir danach weiter ziehen mussten. Hier wäre ich problemlos noch ein paar Wochen geblieben.
Das Essen war nämlich vorzüglich, was natürlich an Fatins Kochkünsten lag, aber auch an den hervorragenden Zutaten. Das war schon im Iran so. Kann es sein, dass die guten Sachen einfach immer exportiert werden und daher zumindest der Gaumen von lokalen Konsumentinnen davon profitiert, wenn es Einschränkungen beim Export gibt?