Eine weitere Busfahrt folgt. Ich bewege mich zu viel und zu schnell auf dieser Reise, aber ich möchte unbedingt Chogho Zambil und das alte hydraulische System in Shushtar sehen. Aber davor erreiche ich Ahvaz. Keine spezielle Stadt von Touristenattraktionen her gesehen, obwohl die Fahrt von Shiraz hierher einiges zu bieten hatte. Besonders am Übergang zwischen den beiden Provinzen hätte ich gerne einen Stopp eingelegt. Diese Landschaft aus Fels, die wie ein erstarrtes, stürmisches Meer wirkt, ist faszinierend.
Von Ahvaz nach Shushtar ist es dann nur noch ein Katzensprung. Ich dachte eigentlich, dass ich in ein geteiltes Taxi einsteigen würde, aber es ist eine Mutter, ein Kind und wohl der Vater, die mich einfach mitgenommen haben, wie sich bald herausstellte. Sie laden mich auch direkt vor dem Restaurant Mostofi ab. Ein gemütlicher Innenhof, ruhiges Vogelgezwitscher und herrliches Essen erwarten mich. Und das alles bei strahlendem Sonnenschein.
Das Gepäck kann ich gleich hier lassen und damit vollkommen unbeschwert auf einen kleinen Spaziergang durch das Städtchen gehen. Überall sind alte Kanäle zu sehen, das Wasser ist grün-blau, doch leicht milchig gefärbt. Ich vermute, dass es Schmelzwasser sein muss, was mir später auch bestätigt wird. Diese Stadt muss einmal floriert haben. Sadegh – ein junger Elektrotechnikstudent, den ich später getroffen habe – erzählt mir allerdings, dass die ganze Umgebung mittlerweile mehr oder weniger einer Firma gehört.

Einer von vielen Spielplätzen beim Flanieren durch Shushtar. Hier ist alles erlaufbar und durch das reichlich vorhandene Wasser gibt es viele Bäume, die Schatten spenden.
Danach beginnt das alte Lied von Neuem, um zum nächsten Bahnhof zu kommen brauchte ich ein Taxi. Ich verhandelte zäh, aber erfolglos mit den Taxifahrern zentralen Kreisverkehr. Auch Herr Aziz Raschidi, der mir abgesehen davon sehr viel über das hydraulische System erzählen konnte und so etwas wie eine kleine Informationszentrale in dem Ort ist, kann mir nicht weiter helfen, denn er ruft alle alten Taxifahrer an, die er in der Hinterhand hat, doch scheint zu der schon fortgeschrittenen Stunde keiner mehr nach Choga Zanbil fahren zu wollen. Und seinen Söhnen will er mich nicht anvertrauen. “Sie sind zwar auch Taxifahrer und gute junge Männer, aber…” Er führt nicht weiter aus. Aber sein Vertrauen seine Grenzen. Wahrscheinlich unbegründet.
Aufgeben ist allerdings keine Option. Ich bin hierher gekommen, um mir diesen Ort anzuschauen, also gehe ich weiter und treffe auf oben erwähnten Sadegh. Er trägt eine Militäruniform, was mich anfänglich skeptisch macht, spricht aber gutes Englisch und ist sehr freundlich. Zusammen finden wir einen Fahrer. Er entschliesst sich gleich mit mir mit zu kommen. Was wir allerdings nicht wissen ist, dass der Fahrer selber noch nie an diesem Ort war. Auch ist er schlecht ausgeschildert. Nach einer Irrfahrt, die uns viel kostbare Zeit kostet, weiss ich wenigstens, warum in meinem Reiseführer stand, dass man sicher gehen soll, dass der Taxifahrer weiss, wo er hin muss. Wir erreichen also erst ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten das nächste UNESCO Welterbe.

Blick hinter die Kulissen in Choga Zanbil - eine 3500 Jahre alte Tempelstadt, wahrscheinlich vor allem Priester gewohnt hatten. Sadegh, der Trick 77 angewendet und sich als mein Guide ausgegeben hat, um selber keinen Eintritt zu bezahlen, führte mich zu diesen Becken, wo die Restaurationsmaterialien vorbereitet werden.
Dies scheint allerdings nicht das geringste Problem darzustellen. Es gibt auch noch Einheimische, die hier herum wandern. Vielleicht wurden die Öffnungszeiten ausgedehnt, vielleicht hatten wir einfach Glück. Auf alle Fälle hatten wir drei, Sadegh, der Taxifahrer und ich einen sehr angenehmen Rundgang, denn natürlich kamen alle mit, machten Fotos und waren zusammen Touristen. Einer der Vorteile, wenn der Ort für den Fahrer selber noch interessant ist. Liest man etwas mehr über diesen Ort, kommt allerdings hervor, dass durch die Ölbohrungen, die nur wenige Meter von diesem Kulturgut vorgenommen werden, der Ort bedroht ist. Besonders durch die Erschütterungen der Erde zu denen es führen kann.