Der Basar, das letzte Hostel und die Zeit (Myanmar)

Ladies first: Sie vergeht schnell hier. Vielleicht so schnell weil ich mich in ihr zurückversetzt fühle. Pferdewagen stehen herum, nur wenige Internetcafés überbrücken die Distanz zum Rest der Welt. Die Zeit, sie verstreicht hier anders.

Abfalltrennung gibt es, aber auch hier von Hand.

Ein Fotograf, den ich auf einer Shan-Hochzeit während unserer Wanderung von Hsipaw aus getroffen habe – ja schon wieder eine Hochzeit, hatte zwar zwei Computer in seinem Geschäft, doch verfügte er weder über eine E-Mailadresse, noch eine Internetverbindung. Aber diese kostet – genau wie eine Simkarte fürs Handy (ca. 500 Franken; Information ohne Gewaehr) – ein Vermögen.

Umas Englischklasse für jedes Alter, die ich jeden Tag, den ich in Yangon verbracht habe, besuchte.

Auch innerhalb des Landes fliessen Informationen langsam. So habe ich erst über besorgte E-Mails aus Europa von dem Erdbeben beim Golden Triangle erfahre.

Und der Basar? Interessant, voller Fliegen und gewöhnungsbedürftiger Gerüche, die einem bei brennender Mittagshitze entgegen schwappen. Aber keiner schreit, kein lautes feilbieten der Ware, Viel kommt aus China, doch glaube ich langsam einen Unterschied machen zu können. Gold und Silber von Kitsch. Die Preise bestätigen es oft. In mitten dieses Gewühls ist ein Imbiss. Ich setze mich hin. “Foreigner” meint der Besitzer, er wirkt leicht aufgeregt und fragt geschäftig, ob ich Tee oder Kaffee möchte. “Nudeln” entgegne ich und mein hungriger Magen wartet gespannt, was kommen wird. Schnell werden die Handtücher auf dem Tisch gegen hellere ausgetauscht, meine Erdbeeren (die hier übrigens fantastisch sind) gewaschen. “Alles zu Ihrer Zufriedenheit?” Foreigner…

Anisakan Wasserfall in der Nähe von Pyin Oo-Lwin.

Bei diesem Essstand befindet sich kein Schüler der Akademie für “Verteidigung”. Aber sonst sind sie überall in Pyin Oo-Lwin. Immer die Tasche in der linken Hand und unterscheiden sich von den voll gerüsteten Soldaten, die in die Berge aufgebrochen sind nicht nur durch ihr junges Aussehen. Sie sind für Kaderpositionen bestimmt und der Gesichtsausdruck ist anders.

Herstellung von Grüntee im Pankandorf. Die ganze Familie knetet Abends mit und ich durfte ebenfalls Hand anlegen.

Und damit wären wir bei unserem Ausflug (ich hatte die Mexikanerin Iris getroffen) in die Berge um Hsipaw. Zwei Tage Wandern mit Übernachtung im Pankan-Dorf. Es war eine unvergessliche Erfahrung zu sehen, wie jene Leute leben. Obwohl sie ihre Traditionen unter anderem bestimmt für die Touristen aufrecht erhalten. Wir haben im Haus des Dorfoberhauptes übernachtet und fantastisch gegessen. Einfach. Als Gewürze wurden nur Ingwer, Koriander und eine Art Sojapulver verwendet. Das Gemüse bestand aus vielerlei Blättern und ich frage mich, ob man aus unseren Bäumen auch etwas vergleichbares zaubern kann und das einfach in Vergessenheit geraten ist…

Alter Mann im Haus des Dorfoberhauptes. Die Geschwulst am Hals soll vom Kauen des Betelpfeffers kommen.

Allerdings waren wir die letzte Gruppe, die da hoch wandern durfte. Wobei auch wir bereits Einschränkungen hatten, denn die Sicherheitslage war angespannt und dennoch habe ich mich bisher in keinem Land so sicher gefühlt, wie in Myanmar. Dennoch meinte Johan zweit Tage später, dass am Morgen in Pyin Oo-Lwin während 5 Minute ein Lastwagen am nächsten mit schwerem Geschütz in Richtung Hsipaw unterwegs war. Wohl um die Shan mal wieder in ihre Schranken zu verweisen.

Yankin Paya 3 miles (ja nicht km, wie ich bei einem langen Fussmarsch herausgefunden habe) ausserhalb von Mandalay. Das Ganze steht auf einem Hügel mit wunderbarem Blick auf die Berge.

Bedrückend war es auch herauszufinden, dass ich nach Marauk-U nur hätte fliegen können, da die meisten Strassen für Ausländer gesperrt sind. Zum Teil kann man eine Spezialbewilligung erhalten. Gabriel wurde in Yangon mit einem Taxi, das er natürlich selber zu bezahlen hatte, ins Zentrum zurückgesendet, als er sich zu weit davon entfernt hat und Julian hat einer Einheimischen wohl ziemlichen Ärger eingebrockt weil er die Universität in Pyey sehen wollte und sie ihn mitgenommen hat. Beides sind übrigens Schweizer, die ich getroffen habe. Wollen wir immer die Grenzen testen oder sind wir uns einfach gewohnt, dass wir mehr oder weniger alles machen dürfen, was dem gesunden Menschenverstand nicht widerspricht?

Bevor ich allerdings nach Hsipaw aufgebrochen bin, war ich in Mandalay im Royal Guesthouse, einem wunderschönen Ort dessen Zimmer an eine bunt bemalte Koje erinnert haben. Kein Wunder, dass hier fast jeder Backpacker absteigt.

Blick von der Kuthodaw Pagoda in Richtung Mandalay Hill.

Die Umgebung von Mandalay habe ich zusammen mit Gabriel per Rad erkundet. Zu sehen gab es die längste Holzbrücke der Welt (und Titelbild von Lonely Planet) und Sagaing mit seinen über 3000 Stulpas. Doch das Allerschönste war die Kuthodaw Pagoda. Uralt mit dem Pali-Kanon in Marmor gemeisselt, einzeln durch weisse Tempel geschützt, an dessen Spitze jeweils ein Glöckchen hängt, das sanft im Wind klingelt.

Shwedagon Pagode in Yangon, nachts.

Drei Orte hatte ich mir also angeschaut bevor ich nach Yangon zurückgekehrt bin, um in den sauren Apfel zu beissen und 5 Dollar in den Rachen der Regierung zu schmeissen, um die Shwedagonpagoda doch noch anzuschauen. Was wirklich überwältigend war. Es heisst, dass hier mehr Gold drauf geklatscht wurde, als in allen Tresors in England lagern (den Vergleich mit der Schweiz hat der Lonely Planet nicht gewagt). Abgesehen davon ist es das wichtigste Symbol der Buddhisten in Myanmar.

Zeremonie bevor diese beiden Jungen Mönche werden.

Nun aber noch zum letzten Hotel, wo ich ein paar Gäste in meinem Bett beherbergt hatte. Wanzen, um es genau zu nehmen. Wobei ich ja schon viele Horrorgeschichten darüber gehört hatte. Nur war es deutlich schlimmer, als ich mir jemals ausgemalt hätte. An Schlaf war für zwei Nächte kaum mehr zu denken, so penetrant war das Jucken und die Angst davor mit weiteren Wanzen Bekanntschaft zu schliessen. Selbst ein Besuch des Meditationszentrums hat nur kurzweilig Ablenkung gebracht, war aber mehr als interessant, dass ich während ich mich mit dem Mönch da unterhalten habe, für kurze Zeit die Pein tatsächlich in den Hintergrund gerückt ist.

Das obligate Touristenfoto. Jeniffer (eine sehr coole Amerikanerin) und ich vor der Shwedagon Pagoda.

Nun bin ich allerdings wieder in Bangkok und fahre am 14.4. nach Nong Khai, da bald das Wasserfest beginnt waren sämtliche Sitze in Zug und Bus bis dahin ausgebucht, doch gibt es hier einiges zu entdecken und es gilt ja auch noch allfällige überlebende Wanzen in meinem Gepäck zu beseitigen.

U Bein's Bridge in Amarapura.

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