Indonesien

Ich sitze auf einer blauen Bank und warte auf den Transport in Richtung Fähre nach Melaka, während mich unser Fahrer, der mehrfach für Alpträume meinerseits gesorgt hat, mich unverfroren anstarrt. Ja, ich wollte schreien und sagen, dass er nicht die Treppen hinunter fahren soll, keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen muss. Nein, nicht! Aber kein Wort kam heraus, keine Bewegung der Lippen, nur ein ungehörtes Wispern.

Etwas aehnliches wie Wollgras auf Banka.

Nun, das war der zweite Teil der Nacht, den ersten habe ich schön ausgestreckt auf den drei leeren Rücksitzen des Wagens verbracht, dankbar, dass ich nicht sehen konnte, wie schnell wir über die Strasse flitzten und in welche Löcher er sackte.

Die Raststaetten hier, mal wieder mit Regen.

Bevor ich eingeschlafen bin, hatte ich noch etwas Zeit meine Reiseart und das Land Indonesien Revue passieren zu lassen. Reist man so wie ich seit dem Verlassen von Indien, nie lange an einem Ort, sieht man viel Schönes, erhält massenhaft Ideen, was ich mir eines fernen Tages genauer ansehen muss. Immer wieder treffe ich neue Leute, noch frage ich nach der Adresse, was einige andere Backpacker wohl schon lange aufgegeben haben. Es ist ein endloses organisieren, wo der nächste Tag hinführt, doch gibt es mir auch die Bestätigung, dass ich einiges schaffen kann und jeder Tag bringt etwas Neues.

Und Indonesien? Die Leute sind zurückhaltender, als in Indien, dafür starren sie einen manchmal einfach aus nächster Nähe an. Abseits der Touristenpfade reden sie kaum Englisch. Die Früchte  sind gut und besonders in Palembang (ihr habt die Überreste gesehen) war das Essen einfach himmlisch. Landschaftlich gesehen ist Sumatra auf alle Fälle einen Besuch wert. Besonders Bukittinggi. Ein interessanter Ort übrigens. Dort wohnt die Ethnie der Minankabau, die eine matrilineare Kultur haben, was in einem muslimischen Land sehr überraschend erscheinen mag.

Details eines der typischen Minankabau Haeuser.

Falls ich jemals nach Indonesien zurückkehre, dann wohl in erster Linie hierher und von da weiter nach Süden, doch dann nicht alleine, denn ich möchte raus in die Natur. Der Canyon hat mir – leider einen leicht müllverschmutzten – Vorgeschmack gegeben, der deutlich mehr verspricht.

Dennoch, die Art, wie mich hier jemand zum Islam zu bekehren versucht hat und die Tatsache, dass man hier eine Religion haben muss, stimmen mich leicht skeptisch. Obwohl der Missionar seine Kippe nach seinem Bekehrungsversuch nicht mehr von der Fähre in den Fluss geworfen hat – man möge hoffen, dass mein leicht subtilerer Versuch nachhaltiger war, als seiner.

Heute Abend breche ich von Melaka nach Hat yai auf.

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One Response to Indonesien

  1. mm says:

    Huhu, sagmal wie ist es Dir da unten ergangen während des Erdbebens, bin froh dass es Dir gut geht.

    Achja, wieder ein feiner Bericht 🙂

    HoHo ^^

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